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Von der Elektrolyse bis zur Lageregelung von
Kleinsatelliten
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
30. Oktober 2025
Im französischen Bordeaux läuft noch bis morgen die 45.
Parabelflugkampagne der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Insgesamt elf
Experimente befinden sich Bord eines speziellen Airbus A310. Themen sind unter
anderem Untersuchungen der Flammendynamik alternativer Kraftstoffe, eine
neuartige Lageregelung für Kleinsatelliten sowie die Vereinfachung der
Herstellung von Wasserstoff.

Am 28. Oktober 2025 ist der Airbus A310
ZERO-G um 9:30 Uhr vom Flughafen Bordeaux-Mérignac gestartet,
um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit ihren
Experimenten in die kurzzeitige Schwerelosigkeit zu bringen.
Foto: DLR [Großansicht] |
Am 28. Oktober 2025 ist der Airbus A310 ZERO-G um 9:30 Uhr vom Flughafen
Bordeaux-Mérignac gestartet, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
zusammen mit ihren Experimenten in die kurzzeitige Schwerelosigkeit zu bringen.
Es ist der erste von drei Flugtagen während der 45. Parabelflugkampagne der
Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR),
die bis zum 31. Oktober stattfindet. Während der aktuellen Parabelflugkampagne
werden insgesamt elf Experimente von deutschen Forschungseinrichtungen an Bord
durchgeführt.
Eine Kampagne besteht in der Regel aus drei Flugtagen mit ungefähr vier
Flugstunden, an denen jeweils 31 Parabeln geflogen werden. Während jeder Parabel
herrscht für etwa 22 Sekunden Schwerelosigkeit. Insgesamt stehen bei einer
Flugkampagne also circa 35 Minuten Schwerelosigkeit – im Wechsel mit normaler
und nahezu doppelter Erdbeschleunigung – zur Verfügung, die Forschende für ihre
Experimente nutzen können. Bis zu 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
können an einem Flug teilnehmen, bei dem sich um die zehn Experimente an Bord
befinden.
Die Bandbreite der Experimente an Bord ist vielfältig: So beschäftigt sich
"Flame Maps" etwa mit dem Verbrennungsverhalten bestimmter Stoffe in
Schwerelosigkeit. Angesichts des globalen Wandels hin zur Reduzierung von
Kohlendioxid-Emissionen nimmt das Interesse an alternativen Kraftstoffen stetig
zu. Hierbei besitzen viele Energieträger auch eine sogenannte
Niedrigtemperaturchemie (NTC). Sie unterscheiden sich von Brennstoffen ohne NTC
durch einen tendenziell breiteren Entflammbarkeitsbereich. Die RWTH Aachen
untersucht im Experiment zusammen mit dem Forschungszentrum CNRS-ICARE in
Orléans Methanol und Ethanol ohne NTC-Verhalten sowie Diethoxymethan mit
NTC-Verhalten am Rande der Entflammbarkeit. Alle Stoffe werden in
Schwerelosigkeit verbrannt und ihr Verbrennungsverhalten mit einer
Hochgeschwindigkeitskamera aufgezeichnet. So kann das genaue Verhalten
nachvollzogen werden.
Bei einem anderen Experiment geht es um die Lageregelung von Raumfahrzeugen:
Traditionell wird diese durch mechanische Bauteile wie Schwungräder realisiert.
Sie sind zwar technologisch ausgereift, ihre Lebensdauer und Effizienz ist aber
begrenzt. Der neuartige VEKTOR-FDA-Aktuator (Vector Fluid Dynamic Actuator) der
TU Berlin verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz. Anstatt fester Masse wird
Flüssigmetall mithilfe von elektromagnetischen Pumpen in rotierende Bewegung
versetzt. Dadurch kann komplett auf mechanische Komponenten verzichtet werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sich das Flüssigmetall in einer Kugel befindet.
Durch den Einsatz mehrerer Pumpen kann die Rotationsachse des Flüssigmetalls
manipuliert werden. So kann beispielsweise ein Satellit, in dem das System
verbaut ist, in alle Raumrichtungen ausgerichtet werden. Auf dem Parabelflug
wird dieses Konzept nun auf seine Funktionalität getestet.
Um die Entstehung von Wasserstoff durch die Elektrolyse von Wasser geht es
bei einem Experiment aus Dresden: Durch die Elektrolyse wird Wasser durch
Elektrizität in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Dies
geschieht mittels einer Elektrode. Bei der Elektrolyse bilden sich an der
Elektrode winzige Gasblasen. Diese Blasen können die Elektrode teilweise
bedecken, den Stromfluss behindern und so die Effizienz der Reaktion stark
verringern. Im Experiment des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf wird
untersucht, wie solche Blasen entstehen, zusammenwachsen und sich wieder lösen –
denn daraus lassen sich Wege ableiten, die Elektrolyse sparsamer und
zuverlässiger zu gestalten. In Schwerelosigkeit fällt der Auftrieb der Blasen
nahezu weg. Gasblasen steigen dann nicht sofort nach oben. So kann beobachtet
werden welche Kräfte eine Blase festhalten, wann sie sich löst und wie
zusätzlicher Flüssigkeitsstrom dieses Verhalten verändert.
Seit 1999 organisiert die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR regelmäßig eigene
Parabelflugkampagnen für biologische, humanphysiologische, physikalische,
technologische und materialwissenschaftliche Experimente von deutschen
Forschungseinrichtungen. Das Forschungsflugzeug, der A310 Air ZERO G der
französischen Firma Novespace, wird dabei nicht nur für die wissenschaftliche
Kampagnen des DLR genutzt, sondern auch von anderen Raumfahrtagenturen wie der
Europäischen Weltraumorganisation ESA oder der französischen Raumfahrtagentur
CNES.
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