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First Light für neuen VISTA-Spektrographen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
22. Oktober 2025
Am vergangenen Wochenende hat das Instrument 4MOST am
VISTA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO am Paranal-Observatorium in
Chile erstmals wissenschaftliche Beobachtungen gemacht. 4MOST ist ein
leistungsfähiger Spektrograph, der das Licht von 2400 Himmelsobjekten
gleichzeitig in 18.000 Farbkomponenten zerlegen kann.

Das 4-metre Multi-Object Spectroscopic
Telescope (4MOST) ist betriebsbereit. Oben das Teleskop
selbst, unten (schwarze Kästen) zwei der drei Spektrographen,
die das Sternenlicht in Tausende Farbkomponenten zerlegen.
Bild: AIP / A. Saviauk [Großansicht] |
Mit seiner Inbetriebnahme wird das 4-metre-Multi-Object-Spectroscopic
Telescope (4MOST) die Entstehungs- und
Entwicklungsprozesse von Sternen und Planeten, der Milchstraße und anderen
Galaxien, Schwarzen Löchern und anderen exotischen Objekten sowie des Universums
als Ganzes untersuchen. Durch die Analyse der detaillierten Spektralfarben
Tausender Objekte alle zehn bis 20 Minuten wird 4MOST einen Katalog mit
Temperaturen, chemischen Zusammensetzungen, Geschwindigkeiten und vielen
weiteren physikalischen Parametern von Millionen von Objekten erstellen, die
über den gesamten südlichen Himmel verteilt sind. 4MOST ist die größte
Einrichtung für spektroskopische Himmelsdurchmusterungen der südlichen
Hemisphäre und einzigartig in der Kombination aus großem Sichtfeld, der Anzahl
gleichzeitig beobachteter Objekte und der Vielzahl gleichzeitig erfasster
Spektralfarben.
Der Bau von 4MOST begann im Jahr 2010, das Instrument ist für einen Betrieb
von mindestens 15 Jahren ausgelegt. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
(AIP) ist das federführende Institut des 4MOST-Konsortiums, das die Anlage
gebaut hat und wissenschaftlich betreiben wird. Neben der Gesamtleitung war das
AIP an vielen Komponenten der Anlage beteiligt, darunter an der Weitwinkelkamera
mit sechs Linsen mit einem Durchmesser von bis zu 90 cm, dem Führungs- und
Fokussiersystem sowie dem Fasersystem mit mehr als 2400 Glasfasern, die jeweils
nur den Durchmesser eines menschlichen Haares haben. Außerdem ist das AIP
maßgeblich an der Betriebsplanung von 4MOST beteiligt, einschließlich der
Beobachtungsplanung und Datenarchivierung.
"Es ist unglaublich, die ersten Spektren unseres neuen Instruments zu sehen",
freut sich Dr. Roelof de Jong, Principal Investigator von 4MOST und Leiter der
Abteilung Milchstraße und die lokale Umgebung am AIP. "Die Daten sehen von
Anfang an fantastisch aus und sind ein gutes Zeichen für all die verschiedenen
wissenschaftlichen Projekte, die wir durchführen wollen. Dass wir das Licht, das
manchmal Milliarden von Lichtjahren zurückgelegt hat, in einer Glasfaser von der
Größe eines Haares einfangen können, ist einfach umwerfend. Eine unglaubliche
Leistung, die nur durch ein unglaubliches Entwicklungsteam möglich wurde. Ich
kann es kaum erwarten, bis das System jede Nacht in Betrieb ist."
Joar Brynnel, Leiter des 4MOST-Projektmanagements, fügt hinzu: "Das
erfolgreiche Erreichen dieses Meilensteins ist nach mehr als einem Jahrzehnt
intensiver Bemühungen eine großartige Leistung. Es ist schwer in Worte zu
fassen, wie aufregend es ist, dass das Instrument die geforderte Leistung nicht
nur erfüllt, sondern sogar übertrifft. Es war mir eine große Ehre, dieses
riesige Konsortium über ein Jahrzehnt lang zu leiten. Ohne das Engagement aller
beteiligten Teammitglieder und Institutionen, das wirklich alle Erwartungen
übertroffen hat, hätten wir 4MOST nicht in so einem guten Zustand an das
VISTA-Teleskop liefern können. Ich freue mich sehr auf die spannenden
Ergebnisse, die 4MOST in den kommenden Jahren liefern wird!"
"Mit dem First Light von 4MOST schlagen wir ein neues Kapitel in der
Himmelsdurchmusterung auf. 2436 optische Fasern ermöglichen es uns, Tausende
Objekte des südlichen Himmels gleichzeitig zu erfassen. 4MOST wird uns helfen,
fundamentale Fragen nach der Entstehung der Milchstraße, nach der Entwicklung
von Galaxien und nach den Kräften, die das Universum formen, zu beantworten", so
Prof. Dr. Matthias Steinmetz, Wissenschaftlicher Vorstand des Leibniz-Institut
für Astrophysik Potsdam (AIP).
Die "First-Light"-Beobachtungen am 18. Oktober 2025 veranschaulichten die
einzigartigen Fähigkeiten von 4MOST: ein sehr großes Beobachtungsfeld und die
Fähigkeit, eine große Anzahl sehr unterschiedlicher Objekte und
wissenschaftlicher Fragestellungen gleichzeitig und sehr detailliert zu
untersuchen. Eines der auffälligsten Objekte der ersten Beobachtungen ist die
längliche Galaxie NGC 253, in der viele neue Sterne entstehen. Außerdem erfasste
4MOST auch einen Supersternhaufen, verschiedene heiße und kalte Sterne und ihre
Bewegungen sowie Gas, das von neu entstandenen Sternen leuchtet. Das andere
große Objekt im Himmelsausschnitt der "First-Light"-Beobachtungen ist der
Kugelsternhaufen NGC 288, eine sehr dichte Gruppe von etwa 100.000 sehr alten
Sternen am Rande der Milchstraße.
Neben diesen beiden sehr großen Objekten hat 4MOST bei seiner ersten
wissenschaftlichen Beobachtung Spektren von mehr als zweitausend weiteren
Objekten in nur 20 Minuten aufgezeichnet. Dazu gehören Spektren einer Vielzahl
heller und schwacher Sterne in unserer Milchstraße, die es den Forschenden
ermöglichen, deren Temperatur, Masse, Durchmesser, Geschwindigkeit, Alter und
Entwicklungsstadium sowie ihre chemische Zusammensetzung zu bestimmen. Außerhalb
der Milchstraße wurden Spektren eines sich überlappenden Galaxienpaares in 900
Millionen Lichtjahren Entfernung sowie Spektren von mehr als tausend anderen
Galaxien in naher und ferner Umgebung – bis zu 10 Milliarden Lichtjahren
entfernt! – aufgenommen, um deren Entfernung, innere Geschwindigkeit und
Entstehungsgeschichte der Sterne oder die Masse ihres zentralen Schwarzen Lochs
zu bestimmen.
Das Team um 4MOST besteht aus mehr als 700 Forscherinnen und Forschern von
Universitäten und Forschungsinstituten aus aller Welt. In den ersten fünf Jahren
seines Bestehens wird 4MOST 25 verschiedene wissenschaftliche Programme
durchführen. Zehn dieser Programme wurden von Mitgliedern des Konsortiums, das
das Instrument gebaut hat, entworfen, die anderen fünfzehn Programme wählte ein
externer Ausschuss aus Astronominnen und Astronomen der ESO aus. Dank der
einzigartigen Multifaser-Technologie von 4MOST können viele wissenschaftliche
Programme gleichzeitig beobachtet werden. So ist das Instrument beispielsweise
in der Lage, einige Fasern zur Untersuchung seltener Objekte zu verwenden,
während gleichzeitig ein anderes Programm die meisten anderen Fasern nutzt, um
große statistische Stichproben von Sternen oder Galaxien zu erstellen.
Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Fragestellungen von 4MOST gehören der
Ursprung der chemischen Elemente und die Entstehung der ersten Sterne, das
Wachstum der Milchstraße, die Entstehung und Entwicklung von Galaxien und
Schwarzen Löchern, die Zusammensetzung der unsichtbaren Dunklen Materie, die
offenbar den größten Teil der Masse in Galaxien ausmacht, und die Natur der
Dunklen Energie, die die beschleunigte Expansion des Universums antreibt.
Das Herzstück des 4MOST-Systems bilden 2436 optische Fasern, jede so dünn wie
ein menschliches Haar, die das Licht von Himmelsobjekten einfangen. Das Licht
jeder dieser Fasern wird anschließend zu den Spektrographen weitergeleitet, die
es in seine verschiedenen Farben zerlegen. Ein großes, neues optisches
Weitwinkel-Kameralinsensystem mit einem Durchmesser von fast einem Meter wurde
im VISTA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile installiert.
Dadurch erhält 4MOST ein Sichtfeld von 2,5 Grad Durchmesser am Himmel, fünfmal
größer als der Durchmesser des Mondes. Damit zählt es zu den größten
Sichtfeldern an einem 4-Meter-Teleskop weltweit.
4MOST wird alle 10 bis 20 Minuten eine neue Gruppe von Objekten am Himmel
beobachten, wobei ein Faserpositionierer sämtliche Fasern in weniger als zwei
Minuten zu neuen Zielen bewegt. Die Fasern leiten das Licht zu drei
Spektrographen, die jeweils 800 Objekte gleichzeitig aufnehmen. Dort wird ihr
Licht zunächst in rote, grüne und blaue Komponenten zerlegt und anschließend
weiter aufgeschlüsselt, bevor es von großen 36-Megapixel-Detektoren registriert
wird. Zwei Spektrographen decken das gesamte Farbspektrum vom Blau bis zum
Infrarot (370–950 nm) ab, während ein dritter Spektrograph eine höhere
Wellenlängenauflösung in drei ausgewählten Farbbändern untersucht. Dadurch lässt
sich die Häufigkeit chemischer Elemente in Sternen präziser bestimmen.
Die Durchführung der 4MOST-Beobachtungen erfolgt ferngesteuert vom
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München
aus. Wenige Minuten vor Beginn der nächsten Beobachtung werden anhand der
aktuellen Wetter- und Beobachtungsbedingungen das nächste Feld und die Objekte
optimal ausgewählt. Die Durchführung der Beobachtungen und die Wartung des
Instruments liegen in der Verantwortung der Europäischen Südsternwarte (ESO).
Die gewonnenen Daten werden an das 4MOST-Datenzentrum an der Universität
Cambridge übertragen, wo sie mit einer umfangreichen Reihe von Software-Paketen
analysiert werden, um die physikalischen Parameter der untersuchten Objekte zu
extrahieren. Die Analyseergebnisse werden dann an die Datenarchive des
Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) und der ESO übertragen, um sie
an alle Projektmitglieder und die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft für
wissenschaftliche Untersuchungen weiterzugeben.
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