Ein Planet in der Scheibe um den jungen Stern TWA 7?
von
Stefan Deiters astronews.com
26. Juni 2025
Mithilfe des Weltraumteleskops James Webb wurden
nun Hinweise auf einen Planeten mit der Masse von Saturn um den jungen Stern TWA
7 entdeckt. Bestätigt sich der Fund, wäre es die erste direkte Beobachtung eines
Planeten durch James Webb. Der Planet wäre gleichzeitig eine der
masseärmsten fernen Welten, die auf diese Weise beobachtet werden konnten.

Bei der schwachen Infrarotquelle beim jungen Zwergstern TWA 7
(verdeckt) könnte es sich um einen saturngroßen Planeten
handeln.
Bild: ESA / Webb, NASA, CSA, A.M. Lagrange,
M. Zamani (ESA / Webb)
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In einer jetzt vorgestellten Studie berichtet ein internationales Team unter
der Leitung von Dr. Anne-Marie Lagrange vom Observatoire de Paris und
der Université Grenoble Alpes von der Entdeckung einer schwachen
Infrarotquelle in einer Staubscheibe um den Stern TWA 7. Diese Quelle
liegt etwa 1,5 Bogensekunden vom Stern entfernt – was bei der Entfernung
von TWA 7 etwa
dem 50-fachen Abstand der Erde von der Sonne entspricht. Die Position passt
genau zu dem Ort, an dem sich ein Planet befinden müsste, um die beobachteten
Strukturen in der Scheibe zu erklären.
Am 21. Juni 2024 nutzte das Team den Koronographen des Mid-Infrared
Instrument (MIRI) des Weltraumteleskops James Webb und blendete
damit das helle Licht des Sterns TWA 7 aus, um
auf diese Weise lichtschwache Objekte in unmittelbarer Nähe des Sterns erkennen zu können.
Nachdem noch Restlicht des Sterns aus dem Bild herausgerechnet wurde, war eine
schwache Infrarotquelle zu sehen, die sich deutlich von Hintergrundgalaxien
oder Objekten des Sonnensystems unterscheiden ließ. Die Quelle liegt in einer
Lücke innerhalb eines der drei Staubringe um TWA 7, die bereits durch
erdgebundene Beobachtungen entdeckt worden waren. Ihre Helligkeit, Farbe,
Entfernung vom Stern und Position im Ring stimmen mit den theoretischen
Vorhersagen für einen jungen, kalten Planeten mit etwa der Masse des Saturn
überein, der die ihn umgebende Scheibe beeinflusst.
"Unsere Beobachtungen zeigen einen vielversprechenden Kandidaten für
einen Planeten, der die Struktur der TWA-7-Scheibe beeinflusst – und er befindet
sich genau dort, wo wir einen solchen Planeten vermutet würden", so Lagrange.
"Dieses Teleskop ermöglicht es uns, Bilder von Planeten mit Massen ähnlich denen
in unserem Sonnensystem aufzunehmen – ein spannender Fortschritt für unser
Verständnis von Planetensystemen, auch unserem eigenen", so Teammitglied
Mathilde Malin von der Johns Hopkins University.
Erste Analysen deuten darauf hin, dass es sich bei dem Objekt, das vorläufig
die Bereichnung TWA 7b trägt, um einen jungen, kalten Planeten mit etwa der
0,3-fachen Jupitermasse (was etwa 100 Erdmassen entspricht) und einer Temperatur
von ca. 47 °C handeln könnte. Die Lage in einer Lücke der Scheibe deutet darauf
hin, dass es dynamische Wechselwirkungen zwischen dem Planeten und seiner
Umgebung gibt.
Scheiben aus Staub und Gesteinstrümmern finden sich um ganz junge und auch um
ältere Sterne, sind allerdings um junge Sonne leichter zu entdecken, da sie hier
heller sind. Oft weisen sie Ringe oder Lücken auf, von denen man annimmt, dass
sie durch Planeten verursacht wurden, die allerdings in solchen Scheiben bislang
nicht nachgewiesen werden konnten. Sollte sich der aktuelle Fund bestätigen,
wäre dies der erste direkte Nachweis eines Planeten, der eine Scheibe
beeinflusst – und könnte zudem der ersten Hinweis auf eine "Trojaner-Scheibe"
sein, also auf Staub, der auf der Bahn eines Planeten gefangen ist.
TWA 7, auch unter der Bezeichnung CE Antilae bekannt, ist ein
junger, nur rund 6,4 Millionen Jahre alter roter Zwergstern. Er liegt etwa 111
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Luftpumpe und ist Teil der TW-Hydrae-Assoziation.
Da wir aus unserer Position direkt "von oben" auf den Stern und seine
Staubscheibe blicken, ist er ein ideales Ziel für Beobachtungen mit dem
Weltraumteleskop James Webb. Der Fund, wenn er sich bestätigt, macht deutlich,
welche wichtige Rolle James Webb bei der Suche nach extrasolaren Planeten
spielen kann.
Über ihre Entdeckung berichtet die Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature erschienen
ist.
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