Proben von chinesischer Mondmission werden in Köln
untersucht
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität zu Köln astronews.com
13. Mai 2025
An der Universität zu Köln freut man sich über eine ganz
besondere Probe: Die Universität gehört zu den wenigen internationalen
Einrichtungen, die Mondgestein erhalten haben, das von der chinesischen Mission
Chang‘e-5 zur Erde gebracht wurde. Von dessen Analyse erhofft man sich
neue Erkenntnisse über das Alter des Mondes und die Entstehung des Mondmantels.

Das Vulkanmassiv Mons Rümker im Oceanus
Procellarum des Mondes in einer Aufnahme von Apollo 15.
Foto: NASA [Großansicht] |
Die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas (CNSA) hat aus insgesamt 24
internationalen Bewerbungen sieben Forschungsanträge für den Erhalt von
Mondgesteinsproben der Chang‘e-5-Mission ausgewählt. Darunter ist auch Professor
Dr. Carsten Münker vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität zu
Köln. Im April reiste er nach Peking, um die Proben abzuholen. Einen Tag vorher
nahm er zusammen mit den anderen Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt
an einer öffentlichen Unterzeichnungszeremonie in Shanghai teil.
Münkers Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Gastwissenschaftlerinnen und
Gastwissenschaftlern der Technischen Universität Chengdu. Chinas unbemannte
Weltraummission zur Sammlung von Mondproben wurde am 23. November 2020
gestartet. Am 1. Dezember 2020 landete die Sonde nordöstlich des Vulkanmassivs
Mons Rümker im Oceanus Procellarum, einer sehr großen Marefläche im westlichen
Teil der erdzugewandten Seite des Mondes. Von dort brachte sie am 16. Dezember
1731 Gramm Bodenmaterial zurück zur Erde. Chang‘e-5 war Chinas erste
Rückführmission von Mondproben. Dabei handelte es sich um die ersten
Mondgesteinsproben, die seit der letzten sowjetischen Luna-24-Mission von 1976
vor fast fünfzig Jahren zur Erde gebracht wurden.
"Der Zugang zu diesen einzigartigen Mondproben ist ein wichtiger Schritt, um
die Entwicklung und Entstehung des Mondes besser zu verstehen", sagt Münker.
"Für die Universität zu Köln ist die Zusammenarbeit mit den chinesischen
Kolleginnen und Kollegen eine große Chance, unsere Sichtbarkeit in der
Planetenforschung zu erhöhen." Eines von Münkers Forschungsgebieten ist die
Kosmochemie und die frühe Erdentwicklung. Mithilfe von hochmodernen
Reinraumlaboren und Massenspektrometern in Köln untersucht seine Arbeitsgruppe
die Spurenelement- und Isotopengeochemie verschiedener extraterrestrischer
Proben, darunter Meteoriten und Proben, die von Weltraummissionen zur Erde
gebracht wurden.
Münker und sein Team werden die Mondgesteinsproben untersuchen, um
herauszufinden, wie der Magmaozean – eine Schicht aus geschmolzenem Gestein, die
vermutlich kurz nach der Entstehung des Mondes seine Oberfläche bedeckte – zum
heutigen Mondmantel auskristallisierte. Außerdem erhofft sich das Team neue
Erkenntnisse über das Alter des Mondes.
Chinesische Forscherinnen und Forscher haben die Proben bereits analysiert
und dabei zahlreiche Ergebnisse erzielt und Dutzende wissenschaftlicher
Publikationen veröffentlicht, oft im Rahmen internationaler Kooperationen. Eine
überraschende und rätselhafte Entdeckung ist, dass das Material vom Mons Rümker,
einem inaktiven Vulkan im Oceanus Procellarum, nur zwei Milliarden Jahre alt
ist. Somit ist das Material etwa eine Milliarde Jahre jünger als alle Proben,
die im Rahmen der amerikanischen Apollo- und sowjetischen Luna-Missionen
entnommen wurden. Dies deutet darauf hin, dass Mondvulkane in der jüngeren
Vergangenheit aktiver waren als bisher angenommen. Weitere Probenanalysen durch
chinesische Forschungsteams warfen die Frage auf, was den Vulkanismus antreibt,
wenn kein Wasser und keine heißen radioaktiven Elemente vorhanden sind, die
unterirdisches Magma erzeugen. Die internationalen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, die jetzt Proben erhalten, sind zuversichtlich, dass sie
mithilfe von teilweise einzigartigen Analysegeräten und ihrem Fachwissen
Antworten auf diese und andere Fragen geben können.
Weitere Gesteinsproben sind bereits unterwegs: Letztes Jahr brachte die
Rückführmission Chang‘e-6 fast 2000 Gramm Bodenproben zurück. Nun ist
die Wissenschaftler gespannt, was sich damit über die Geschichte des Mondes
herausfinden lässt. China hat bereits angekündigt, dass es einen ähnlichen
Wettbewerb zur Untersuchung der Proben dieser Mission ausrichten wird.
Chang’e-6 brachte die ersten Gesteinsproben von der Mondrückseite zurück,
aus dem ältesten Krater des Mondes.
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