Auf der Suche nach Gravitationswellen mit hohen Frequenzen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik astronews.com
28. April 2025
Der Gravitationswellen-Detektor GEO600 wird aufgerüstet, um
Signale bei sehr hohen Frequenzen beobachten zu können. Die Kalibrierung des
Detektors und erste Testläufe sind noch für 2025 geplant. Der Nachweis
hochfrequenter Gravitationswellen könnte neue Informationen über Dunkle Materie,
exotische Physik und das frühe Universum liefern.

Das Licht des kürzlich bei GEO600
installierten neuen Lasersystems strahlt durch vier Würfel aus
einem speziellen Kristallmaterial. In ihnen werden die
Eigenschaften von einem Teil des Laserlichts für den Betrieb
des Gravitationswellen-Detektors leicht verändert. Das
nahinfrarote (und damit eigentlich unsichtbare) Laserlicht
erscheint im Bild violett, weil in der zur Aufnahme
verwendeten Kamera der Infrarotsperrfilter ausgebaut wurde.
Bild: M. Weinert /
Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik [Großansicht] |
Gravitationswellen sind Vibrationen der Raumzeit, die sich mit
Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie entstehen bei der beschleunigten Bewegung
von Massen, beispielsweise wenn zwei Schwarze Löcher einander umrunden. Der
Rhythmus dieser Bewegung bestimmt den Rhythmus oder die Frequenz der
Gravitationswellen, die ins All abgestrahlt werden. Je schneller die
Bahnbewegung ist, desto höher ist die Frequenz der Gravitationswellen.
Die derzeitigen Detektoren LIGO, Virgo und KAGRA beobachten
Gravitationswellen in einem Frequenzbereich von 10 Hertz bis 6000 Hertz. Dabei
misst die Einheit Hertz die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde. In diesem
Bereich werden regelmäßig Verschmelzungen von Schwarzen Löchern oder
Neutronensternen beobachtet. Mehr als 90 bestätigte Signale und über 200
Signal-Kandidaten sind es bis heute. In diesem Frequenzbereich werden auch
Signale von einzelnen, rotierenden Neutronensternen und explodierenden Sternen
erwartet. "In unserem Universum könnte es exotische Objekte geben, die
Gravitationswellen mit sehr hohen Frequenzen – bis zu einer Million Hertz und
mehr – aussenden", sagt James Lough, leitender Wissenschaftler bei GEO600. "Die
Suche nach diesen schnell vibrierenden Raumzeit-Wellen wird unser Verständnis
von kalter Dunkler Materie, exotischer Physik und dem frühen Universum vertiefen
– selbst wenn wir keine Gravitationswellen mit diesen Frequenzen finden."
Bei GEO600 sind zwei wesentliche Upgrades erforderlich. Das eine betrifft die
Quelle des Laserlichts, mit der die durch Gravitationswellen verursachten
Längenänderungen gemessen werden. Das andere betrifft die Aufzeichnung und
digitale Speicherung dieser Messungen. Die Laserquelle bei GEO600, die als
"Blaupause" für die Lasersysteme anderer Gravitationswellen-Detektoren weltweit
diente, wurde verbessert. Die Forschenden haben einen neuen Laser-Verstärker
eingebaut, der für den Detektor bis zu 70 Watt Laserleistung bereitstellt und
die Messgenauigkeit erhöht. Außerdem wird das Datenerfassungssystem von GEO600
mit neuen Komponenten aufgerüstet. Diese werden die Messdaten vier Millionen Mal
pro Sekunde erfassen, um die Beobachtung von Gravitationswellen mit sehr hoher
Frequenz zu ermöglichen. Bisher wurden die Daten von GEO600 rund 16.000-mal pro
Sekunde erfasst. Das wäre für die geplanten neuen Beobachtungen viel zu langsam.
Das GEO600-Team hat den neuen Laserverstärker mit hoher Leistung im August
2024 erfolgreich installiert. Seitdem läuft er zuverlässig. Die Forschenden
haben auch bereits erste Daten mit dem neuen
Hochgeschwindigkeits-Erfassungssystem aufgenommen. "Als Nächstes werden wir
alles zusammenführen, um den Detektor zu kalibrieren und seine Empfindlichkeit
zu untersuchen. Wir werden nach Rauschquellen suchen und diese minimieren, um
die Empfindlichkeit weiter zu verbessern", erklärt Lough. "Sobald alles klappt,
wird es spannend. Dann können wir mit den ersten Testbeobachtungen beginnen und
die neuen Daten analysieren." "Das ist ein Schritt in unbekanntes Terrain und
ein Reich neuer Quellen von Gravitationswellen. Das GEO600-Team wird nach
Signalen suchen, die bisher niemand finden konnte", ergänzt Karsten Danzmann,
Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik
(Albert-Einstein-Institut) und Direktor des Instituts für Gravitationsphysik an
der Leibniz Universität Hannover.
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