Große Konjunktion zur Wintersonnenwende
von
Stefan Deiters astronews.com
21. Dezember 2020
In diesen Tagen lohnt es sich besonders, einen Blick an den
abendlichen Himmel zu werfen: Tief im Südwesten lässt sich nämlich kurz nach
Sonnenuntergang ein Rendezvous der beiden größten Planeten des Sonnensystems
verfolgen. Eine solche große Konjunktion von Jupiter und Saturn gibt es etwa
alle 20 Jahre, nur selten allerdings sind sich die Planeten am Himmel so nahe
wie in diesem Jahr.
Saturn (oben) und Jupiter mit einigen seiner Monde am frühen
Abend des 17. Dezember 2020.
Foto: NASA/Joel Kowsky [Großansicht] |
Eigentlich sind die "Begegnungen" von Planeten an unserem nächtlichen Himmel
nichts Besonderes. Aufgrund der Entstehungsgeschichte des Sonnensystems kreisen
die Planeten nämlich alle in ungefähr einer Ebene um ihren gemeinsamen Zentralstern und
befinden sich daher alle in einem klar definierten Bereich am nächtlichen
Himmel, nämlich rund um die sogenannte Ekliptik.
Da die Planeten aufgrund ihrer Entfernung unterschiedlich lange für eine
Umrundung der Sonne benötigen, kommt es immer wieder zu Begegnungen am
nächtlichen Himmel: So braucht etwa Jupiter für eine Umrundung unseres
Zentralgestirns zwölf Jahre, der Ringplanet Saturn 29 Jahre. Das führt dazu,
dass Jupiter den Saturn alle etwa 20 Jahre "überholt" und ihm
dabei an unserem Himmel vergleichsweise nahe kommt.
Da sich die Planeten aber nicht exakt in einer Ebene um die Sonne
bewegen, sind nicht alle Begegnungen dieser Art gleich nah und auch nicht alle
gleich gut zu sehen: So kann es auch vorkommen, dass sich die beiden Planeten
während ihrer nahen Begegnung gerade am Taghimmel befinden und diese damit unbeobachtbar bleibt. Die Konjunktion in diesem Jahr ist die dichteste
Konjunktion der Planeten seit 1623 und die dichteste beobachtbare seit 1226.
Vergleichbar nahe wie heute kommen sich die beiden Planeten erst wieder am 15.
März 2080.
Heute Abend werden Jupiter und Saturn nur noch etwa ein Zehntel Grad voneinander
entfernt sein - dies ist deutlich weniger als der Durchmesser des Vollmonds am
Himmel. Mit guten Augen sollte man beide Planeten aber noch gerade so trennen
können. Um das Schauspiel zu sehen, bleibt allerdings nur wenig Zeit: Saturn und
Jupiter verabschieden sich nämlich aktuell beide vom Abendhimmel und sind nur kurz
nach Sonnenuntergang auszumachen. Man benötigt also - außer einem wolkenfreien Himmel
- einen möglichst freien Blick an den Südwesthorizont und sollte mit seinen
Beobachtungen beginnen, sobald die ersten Sterne zu sehen sind. Auch in den
nächsten Tagen lohnt sich noch ein Blick. Die beiden Planeten sind sich dann am
Himmel weiterhin recht nah.
Dass eine große Konjunktion sich nun so kurz vor Weihnachten ereignet, lässt
natürlich die Frage aufkommen, ob nicht auch der "Stern von Bethlehem" eine
solche Konjunktion gewesen sein könnte. Will man tatsächlich versuchen, ein
astronomisches Ereignis mit dem Erscheinen des Sterns in Verbindung zu bringen,
der die Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem führte, wird eine große
Konjunktionen immer als eine Möglichkeit genannt. Einige Jahre vor Christus muss
es tatsächlich eine solche gegeben haben. Ob diese aber wirklich Vorbild für den Stern
von Bethlehem war, gilt bislang als nicht geklärt.
Heute um 11.02 MEZ hat übrigens auch der astronomische Winter begonnen: Die
Tage werden also künftig wieder länger. Dass die Konjunktion auf den Tag des
Winteranfangs fällt, ist - das sollte nach den obigen Erläuterungen klar sein -
reiner Zufall. Auch kommen sich Jupiter und Saturn heute Nacht nicht wirklich
nahe: Die beiden Planeten trennen noch immer über 600 Millionen Kilometer.
Haben Sie die Konjunktion von Saturn und Jupiter beobachtet und vielleicht auch
fotografiert? Schicken Sie uns Ihre Bilder an redaktion (at) astronews.com. Wir
stellen daraus eine kleine Galerie zusammen und präsentieren ausgewählte Bilder
auch über unsere Kanäle in den sozialen Medien. Natürlich nennen wir bei jeder
Veröffentlichung den Namen der Fotografin oder des Fotografen.
|