NASA schickt Drohne zum Saturnmond Titan
von
Stefan Deiters astronews.com
28. Juni 2019
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat die nächste
Mission ihres New-Frontiers-Programms ausgewählt: Im Jahr 2026 soll Dragonfly
zum Saturnmond Titan starten und dort ab 2034 die eigentümliche Landschaft des
Mondes erkunden und nach Hinweisen auf Lebensbausteine suchen. Die Mission besteht aus einer
Drohne, die verschiedene Orte auf Titan anfliegen kann.
Dragonfly soll ab 2034 verschiedene Regionen des Saturnmonds
Titan erkunden. Bild:
NASA/JHU-APL
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Dragonfly wird im Rahmen des Programms New Frontiers durchgeführt, zu dem
beispielsweise auch die Plutomission New Horizons oder die Jupitermission
Juno
zählen. Im Auswahlverfahren hat sich die Titan-Mission nun gegen eine Mission
zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko durchgesetzt, mit der die NASA an die
Arbeiten der europäischen Rosetta-Mission anknüpfen wollte.
Mit Dragonfly baut man nun auf die Erfolge der NASA-Saturnmission
Cassini und
des europäischen Titanlanders Huygens auf und erforscht den wohl
eigentümlichsten Mond im Sonnensystem: Titan. Der Saturnmond ist - abgesehen von
der Erde - das einzige bekannte Objekt im Sonnensystem, auf dem es einen
Flüssigkeitskreislauf gibt. Aufgrund der niedrigen Temperaturen basiert dieser
hier allerdings nicht auf Wasser, sondern auf flüssigen Kohlenwasserstoffen wie
Methan und Ethan.
Dragonfly soll im Jahr 2026 starten und Titan 2034 erreichen. Die Mission
besteht aus einer Art Drohne, die auf dem Mond mehrere Dutzend Stellen anfliegen
soll, um dort Untersuchungen zu machen. Die dichte Atmosphäre von Titan,
sie ist etwa vier Mal dichter als die Erdatmosphäre, dürfte dieses Vorhaben
erleichtern. Dragonfly wird über acht Rotoren verfügen und soll innerhalb der
auf 2,7 Jahre angelegten Mission verschiedene Landschaften des Mondes anfliegen
und erforschen.
Beginnen wird die Mission in einem großen Dünenfeld entlang des Äquators des
Saturnmonds. Hier sollen verschiedene Stellen besucht werden, die durch relativ
kurze Flüge zu erreichen sind. Anschließend soll es eine Reihe längerer Flüge
mit bis zu acht Kilometern Länge geben und dabei verschiedene
Landschaftsstrukturen untersucht werden. Die Mission endet schließlich in einem
Krater, in dem man komplexe Moleküle vermutet, die als Grundbausteine des Lebens
dienen könnten. Insgesamt soll Dragonfly über 175 Kilometer fliegend auf dem
Mond zurücklegen.
"Titan ist mit keinem anderen Ort im Sonnensystem vergleichbar und Dragonfly
ist eine Mission wie keine andere", unterstreicht der für Wissenschaft
zuständige Administrator der NASA Thomas Zurbuchen. "Es ist schon bemerkenswert,
wenn man sich vorstellt, dass diese Drohne viele Meilen über organische Sanddünen
auf dem größten Mond Saturns fliegen und die Prozesse erforschen wird, die diese
Landschaft einmal geformt haben. Dragonfly wird eine Welt besuchen, auf der es
eine Vielzahl organischer Verbindungen gibt, die Grundbausteine des Lebens, und
könnte uns daher auch einiges über den Ursprung des Lebens verraten."
Titan ist größer als der sonnennächste Planet Merkur und der zweitgrößte Mond
im Sonnensystem. Er umkreist gemeinsam mit Saturn in einer Entfernung von rund
1,4 Milliarden Kilometern die Sonne und ist damit rund zehn Mal weiter von der
Sonne entfernt als die Erde. Auf seiner Oberfläche herrschen Temperaturen von
-179 Grad Celsius, der Druck auf der Oberfläche ist 50 Prozent höher als auf der
Oberfläche der Erde.
Die Raumsonde Cassini hat bis 2017 das Saturnsystem erforscht und dabei auch
zahlreiche Vorüberflüge an Titan absolviert. Kurz nach der Ankunft der Sonde bei
Saturn wurde die ESA-Sonde Huygens abgesetzt und landete auf dem Saturnmond. Sie
war allerdings nur kurze Zeit aktiv.
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