Verdunkelter Mond und heller Mars
von
Stefan Deiters astronews.com
27. Juli 2018
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen werden sich
heute viele Menschen draußen aufhalten. Wer auf einen freien Blick an den
Südost-Horizont achtet, kann am Abend ein besonderes Schauspiel sehen: eine
totale Mondfinsternis, die bei Mondaufgang allerdings schon begonnen hat. Ganz in der Nähe
ist leuchtend hell der Rote Planet Mars zu sehen, der heute in
Opposition zur Sonne steht.
Foto der totalen Mondfinsternis vom 28. September 2015,
aufgenommen von der Volkssternwarte Rothwesten bei Kassel.
Foto: DLR/Hempel (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Die heutige Mondfinsternis ist mit einer totalen Phase von 103 Minuten die
längste Finsternis in diesem Jahrhundert. Für Mitteleuropäer gibt es
allerdings ein Problem: Sie beginnt für uns bereits bevor der Mond aufgegangen
ist. In den Kernschatten der Erde tritt der Mond um 20:24 Uhr MESZ ein, die
totale Phase beginnt um 21:30 Uhr MESZ und dauert bis 23:13 Uhr MESZ. Ganz aus
dem Kernschatten der Erde wird der Mond um 0:19 Uhr MESZ sein. Zur Finsternismitte um 22:22 Uhr MESZ wird der Mond - im Vergleich zu anderen
totalen Finsternissen - sehr dunkel erscheinen, da der Schatten des
Kernschattens der Erde diesmal fast seine maximale Größe erreicht, was auch die
Länge der Finsternis erklärt.
Zu Beginn der Finsternis wird - wie bereits angedeutet - der Mond bei uns
noch gar nicht zu sehen sein: Für 50°N, 10°O geht der Mond erst um 21.01 Uhr
MESZ auf - abhängig vom Beobachtungsort kann es aber auch etwas früher oder mehr
als eine Viertelstunde später sein. Direkt nach Mondaufgang, der praktisch mit
dem Sonnenuntergang zusammenfällt, ist es zudem noch nicht dunkel, so dass der
Aufgang des verdunkelten Mondes weitaus weniger spektakulär erscheinen wird, als
vielfach dargestellt - wenn man ihn überhaupt erkennen kann. Insbesondere im
Norden findet die Mondfinsternis größtenteils in der Abenddämmerung statt.
Eine Mondfinsternis gibt es immer dann, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne
gerät und der Schatten der Erde den Mond verdunkelt. Das kann nur passieren,
wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen - also bei Vollmond. Bei der
Sonnenfinsternis ist es übrigens genau umgekehrt: Hier wirft der Mond einen
Schatten auf die Erde, der Mond muss sich also genau zwischen Erde und Sonne
befinden, was wiederum der Neumondposition entspricht. Da die Mondbahn um die
Erde aber nicht genau in der Ebene verläuft, in der sich die Erde um die Sonne
dreht, kommt es nicht jeden Monat zu einer Sonnen- bzw. Mondfinsternis.
So finster, wie der Begriff "Mondfinsternis" vermuten lässt, erscheint der
Mond dem irdischen Betrachter übrigens in der Regel nicht. Selbst im Maximum der
Verfinsterung ist der Erdbegleiter nicht schwarz oder gar unsichtbar, sondern
eher kupferfarben rötlich, mitunter auch bräunlich. Dieser Farbeindruck
resultiert aus der Lichtstreuung und -filterung des Sonnenlichts in der
Erdatmosphäre, die insbesondere das langwellige, rote Sonnenlicht durchlässt und
Richtung Kernschatten ablenkt, das kurzwelligere Licht dagegen "verschluckt" und
streut. Die Helligkeit des reflektierten Lichts und seine Farbtönung ist auch
ein Maß für die Verschmutzung der irdischen Hochatmosphäre, insbesondere durch
vulkanische Aktivität. Wegen der rötlichen Färbung des Erdtrabanten während
einer Finsternis sprechen manche auch von einem "Blutmond".
Nicht weit vom Mond entfernt ist am Abend zudem ein heller rötlicher Punkt zu
sehen: Dabei handelt es sich um den Planeten Mars, der heute seine
Oppositionsstellung zur Sonne erreicht. Steht ein Planet in
Opposition liegen Planet, Sonne und Erde praktisch auf einer Linie. Der
Planet erscheint damit am hellsten und ist praktisch die gesamte Nacht über am Himmel zu
beobachten. Zum ungefähr gleichen Zeitpunkt erreicht
der Planet auch den geringsten Abstand von der Erde. Dieser fällt wegen der
elliptischen Umlaufbahnen der Planeten nicht exakt mit der Oppositionsstellung
zusammen, was aber in der Praxis kaum etwas ausmacht.
Die elliptischen Umlaufbahnen von Mars und Erde sorgen auch dafür, dass der
Planet bei manchen Oppositionen der Erde näher ist als bei anderen.
In diesem Jahr ist die Konstellation besonders günstig: Am 31. Juli erreicht der
Mars seinen geringsten Abstand von der Erde - es sind 57,6 Millionen Kilometer -
und erreicht eine Helligkeit von -2,8 Magnituden. Er ist damit noch heller als
Jupiter. Sobald die Venus untergegangen ist, ist der Mars somit das markanteste
Objekt am nächtlichen Himmel - vom Mond einmal abgesehen.
Am Himmel lassen sich derzeit noch drei weitere Planeten entdecken:
Gleich nach Sonnenuntergang ist im Westen die Venus zu sehen, dann folgen - mehr
Richtung Süden - Jupiter und schließlich Saturn, der zum Ende der totalen Phase
fast genau im Süden steht. Angesichts der Wettervorhersage für die kommende
Nacht sollte einem Abend mit "Blutmond", Rotem Planeten, Ringplaneten und Gasriesen
also nichts mehr im Wege stehen.
Zur heutigen Mondfinsternis bieten auch zahlreiche
Vereine und Volkssternwarten öffentliche Beobachtungsabende an. Eine Übersicht
findet sich beispielsweise auf den Webseiten der Vereinigung der Sternfreunde.
Außerdem gibt es auch mehrere Livestreams der Finsternis im Internet, auch dazu
haben die Sternfreunde eine Übersicht.
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