Tara, Samuel, Anna und Ellen vor dem Start
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
24. Juli 2018
Morgen Mittag sollen mit Tara, Samuel, Anna und Ellen vier
weitere Satelliten des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo
ins All starten. Läuft alles nach Plan, werden anschließend 26 Galileo-Satelliten
für eine nahezu globale Abdeckung sorgen. Es ist der letzte Start von
Galileo-Satelliten mit einer Ariane 5. Die nächsten Satelliten
sollen bereits mit der neuen Ariane 6 ins All befördert werden.
Im Vollausbau sollen einmal 30
Galileo-Satelliten um die Erde kreisen.
Bild: ESA [Großansicht] |
Vier weitere Satelliten für das zivile europäische Navigationssystem
Galileo sollen am 25. Juli 2018 um 13.25 Uhr MESZ (8.25 Uhr Ortszeit) an
Bord einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou
(Französisch-Guyana) starten. Mit "Tara", "Samuel", "Anna" und "Ellen", die
jeweils wie ihre Vorgänger rund 715 Kilogramm schwer sind, wächst die
Galileo-"Familie" auf 26 Mitglieder an.
"Alle Satelliten umkreisen in einer Höhe von 23.222 Kilometern die Erde. Die
Konstellation ist damit nahezu vollständig und kann jetzt eine fast globale
Abdeckung mit Galileo-Signalen gewährleisten", berichtet René Kleeßen,
Galileo-Programm-Manager im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn. Das bedeutet praktisch, dass Nutzer
Anfang 2019, wenn die jetzt gestarteten vier Satelliten im Regelbetrieb sind,
ausschließlich mit Galileo-Signalen global navigieren können. Bislang
war das nur in Kombination mit den militärisch kontrollierten
Navigationsdiensten GPS (USA), Glonass (Russland) oder Beidou (China) möglich.
Bis 2020 sollen alle Galileo-Dienste weltweit verfügbar sein.
"Am Ende bewegen sich mindestens 30 Galileo-Satelliten im Orbit und
umkreisen die Erde. Zwei Bodenkontrollzentren und mehrere Empfangs- und
Sendestationen garantieren die zuverlässige und hochgenaue Funktionsweise des
Systems. Jeder Galileo-Satellit ist mit hochgenauen Atomuhren
ausgestattet, die eine Messgenauigkeit von einem Meter und darunter ermöglichen.
Um eine genaue Positionierung zu erhalten, benötigt man die Daten von mindestens
vier Satelliten", erklärt Raumfahrt-Ingenieur Kleeßen.
Die Zuverlässigkeit des weltweiten Datenempfangs steige mit Galileo
an, wobei die Verfügbarkeit der Navigationssignale nach wie vor in schwer
zugängigen Gebieten wie Häuserschluchten oder Bergregionen nicht
hundertprozentig garantiert werden könne. Ein Galileo-Satellit braucht
für eine Erdumrundung rund 14 Stunden, weltweit gibt es alleine 17 Orte, teils
mit mehreren Bodenstationen, an denen die Galileo-Signale empfangen und
verarbeitet werden können - von Svalbard auf Spitzbergen bis Troll in der
Antarktis, von Tahiti bis La Réunion.
Der Countdown für den Start des 99. Ariane-5-Fluges beginnt nach
Angaben der europäischen Weltraumagentur ESA schon am Abend des 24. Juli um 23
Uhr Ortszeit Kourou - das ist in Europa der 25. Juli, 4 Uhr nachts. Bereits
gestern wurde die Ariane-5-Trägerrakete des Spezialtyps "5ES" mit den
vier Galileo-Satelliten von der Integrationshalle zum Startplatz
gebracht und aufgestellt werden. Es ist der letzte Ariane-5-Start mit
Galileo-Satelliten. Der nächste Start soll frühestens Ende 2020
erfolgen, mit weiteren Satelliten der ersten Galileo-Generation aus dem
sogenannten Batch 3. Damit wird die Konstellation auf über 30 Satelliten
vervollständigt. Als Trägerrakete ist hierfür die neue europäische Ariane 6
vorgesehen.
Nach knapp vier Stunden Flugzeit sollen "Tara", "Samuel", "Anna" und "Ellen"
am 25. Juli 2018 auf ihrer Umlaufbahn im mittleren Erdorbit ausgesetzt werden.
Die ersten Tage im All werden die vier jüngsten Galileo-Satelliten vom
französischen Kontrollzentrum in Toulouse gesteuert. Dann übernimmt das
Galileo-Kontrollzentrum beim DLR in Oberpfaffenhofen, dass die komplette
Satellitenflotte des Galileo-Programms kontrolliert und steuert.
"Wir sind sehr stolz, dass die Europäische Kommission und die GSA (Global
Navigation Satellite Systems Agency) uns in Europas größtem Raumfahrtprogramm
eine Schlüsselrolle anvertraut hat", betont Simon Plum, Geschäftsführer der DLR
GfR, einer 100-prozentigen Tochter des DLR, und Leiter des
Galileo-Kontrollzentrums. "Damit positionieren wir das DLR und uns als DLR GfR
auch in einem der größten Wachstumsmärkte mit sehr großer gesellschaftlicher
Relevanz, da Zeit- und Navigationsinformationen zu einem festen Bestandteil
unseres täglichen Lebens geworden sind."
Von den bislang 26 Satelliten hat das deutsche Raumfahrtunternehmen OHB 22
Exemplare gebaut. Die ersten vier Galileo-Satelliten stammen vom Luft-
und Raumfahrtkonzern Airbus. Im Sommer 2017 hat OHB für insgesamt 12 weitere
Satelliten den Zuschlag erhalten. "Galileo ist ein EU-Programm, es gibt
also - anders als bei der ESA - keinen sogenannten geo-return, also keinen
garantierten finanziellen Rückfluss entsprechend der jeweiligen nationalen
Beteiligung, und auch keine transparente Aufschlüsselung nach Länderanteilen",
erklärt Kleeßen. "Das ist eine Frage des EU-Wettbewerbsrechts. Deutschland ist
aber mit etwa 20 Prozent an der EU-Finanzierung beteiligt, und schätzungsweise
fließen etwa 20 Prozent auch für Entwicklung und Bau des Satellitensegments von
Galileo nach Deutschland zurück."
Die ersten Dienste von Galileo - der offene Dienst, der Such- und
Rettungsdienst, der verschlüsselte Dienst PRS (Public Regulated Service,
ausschließlich für hoheitliche Nutzer wie Polizei, Feuerwehr oder
Katastrophenschutz) und ein hochgenauer Zeitdienst - wurden am 15. Dezember 2016
initialisiert. Die offenen Dienste können von jedem genutzt werden, der über ein
Smartphone oder Navigationsgerät der neusten Generation verfügt. Laut
Marktreport der europäischen GSA können 95 Prozent aller heute vertriebener
Chip-Sets Galileo-Signale verarbeiten. Mit den zusätzlichen Satelliten
wird der Service stetig ausgebaut.
Update (25. Juli 2018): Am 25. Juli 2018, um 18.00 Uhr MESZ
wurde das erfolgreiche Aussetzen aller vier Galileo-Satelliten bestätigt. Der
Start war planmäßig um 13.25 Uhr MESZ (8.25 Uhr Ortszeit) erfolgt.
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