Mission Horizons hat begonnen
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
8. Juni 2018
Alexander Gerst ist wieder auf der Internationalen
Raumstation ISS: Am Freitagnachmittag dockte die Sojus-Raumkapsel an
die Raumstation an, rund zwei Stunden später konnte die dreiköpfige Sojus-Besatzung
an Bord der Raumstation begrüßt werden. Gerst wird bis Dezember im All bleiben
und zahlreiche Experimente durchführen.

Alexander Gerst ist wieder auf der ISS. Am
Freitagnachmittag dockte seine Sojus-Raumkapsel
an die Raumstation an.
Foto: ESA [Großansicht] |
ESA-Astronaut Alexander Gerst ist heute gemeinsam mit der NASA-Astronautin
Serena Auñón-Chancellor und dem Roskosmos-Kommandanten Sergej Prokopjew auf der
Internationalen Raumstation (ISS) angekommen. Gerst beginnt damit seine zweite,
Horizons genannte Mission. Das Astronauten-Trio war am 6. Juni um 13.12
Uhr MESZ an Bord einer Sojus MS-09 vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan
aus gestartet. Nach 34 Erdumrundungen hatten die Astronauten die Flugbahn ihres
Raumfahrzeugs auf die der ISS ausgerichtet, um sich ihr zum Andocken nähern zu
können.
Die Astronauten mussten zwei Tage in der engen Sojus verbringen, die
kaum breiter als ein Auto ist – Zeit, um sich auf engem Raum und bei begrenzten
Kommunikationsmöglichkeiten an die Bedingungen der Schwerelosigkeit anzupassen
und sich mental auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Die Sojus MS-09
dockte heute um 15.01 Uhr MESZ am Rasswet-Modul der 400 Tonnen schweren
Raumstation an.
Nach den üblichen gründlichen Prozeduren zur Überprüfung der Luftdichte
zwischen den beiden Raumfahrzeugen wurden um 17.17 Uhr MESZ die Luken geöffnet,
um Gerst, Auñón-Chancellor und Prokopjew Einlass zu ihrem Wohn- und Arbeitsplatz
für die kommenden sechs Monate zu gewähren. Während des zweiten Teils seiner
Mission wird Gerst das Kommando auf der ISS übernehmen. Einziger Europäer, der
bereits zuvor diese Aufgabe wahrgenommen hatte, war der belgische ESA-Astronaut
Frank de Winne 2009. 2019 wird dann der ESA-Astronaut Luca Parmitano als dritter
Europäer den Posten des ISS-Kommandanten innehaben – ein Zeichen des Vertrauens
der internationalen Partner der Raumstation in das europäische
Raumfahrt-Know-how und Astronautentraining.
Der Missionsname Horizons steht für das jenseits unseres jetzigen
Blickfelds liegende Unbekannte. Die ESA will mit dieser Mission ihre Kenntnisse
für das Leben und Arbeiten außerhalb unseres Planeten weiter ausbauen. Gerst
wird den Einsatz von Robotern zur Entwicklung der für die künftige bemannte und
robotische Exploration unseres Sonnensystems erforderlichen Technologien testen,
wie z. B. die direkte Steuerung von Rovern aus der Umlaufbahn anderer Planeten.
Diesen Monat wird auch über Pläne zur Errichtung eines internationalen "Tors
zum Weltraum" zwischen Mond und Erde beraten, für das Europa wichtige Bauteile
bereitstellen soll, wie etwa ein Wohnmodul sowie das Service-Modul für das
NASA-Raumfahrzeug Orion, mit dem Astronauten, Nachschub und Gerät
befördert werden sollen.
Während Gersts Mission wird auch ein in Friedrichshafen gefertigtes
hochentwickeltes Lebenserhaltungssystem zur ISS gebracht und dort installiert,
das dank einer besseren Wiederaufbereitung von Luft und Wasser weniger oft
Nachschub benötigt und somit Menschen ermöglichen soll, in weiter von der Erde
entfernte Bereiche des Weltraums vorzudringen. Darüber hinaus wird im kommenden
Jahr außerhalb des Columbus-Labors ein europäisches
Laserkommunikationssystem angebracht, das über das europäische Datenrelaissystem
die Funkverbindung zwischen Erde und ISS deutlich verbessern wird.
Das Wissenschaftsprogramm von Gersts Mission Horizons sieht mehr als
50 europäische Experimente vor, die den Menschen auf der Erde zugutekommen bzw.
zur Vorbereitung künftiger Weltraumexplorationsvorhaben beitragen werden. Viele
dieser Experimente werden in Europas Weltraumlabor Columbus
durchgeführt, das dieses Jahr sein 10jähriges Jubiläum in der Umlaufbahn feiert.
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