Raumfahrtbehörde hat neuen Administrator
von Stefan Deiters astronews.com
24. April 2018
Über ein Jahr lang war die amerikanische Raumfahrtbehörde
NASA ohne offiziellen Chef: Mit dem Ausscheiden von US-Präsident Obama aus dem
Amt war auch NASA-Administrator Charles Bolden zurückgetreten. Gestern nun wurde
der neue Administrator vereidigt: Es ist Jim Bridenstine, der nicht unumstrittene
Wunschkandidat von US-Präsident Trump.

US-Vizepräsident Pence (links) hat gestern
mit Jim Bridenstine den 13. Administrator der
NASA vereidigt. Bridenstines Familie war bei der
Zeremonie anwesend.
Bild: NASA / Bill Ingalls [Großansicht] |
Mit der Vereidigung durch US-Vizepräsident Mike Pence gestern hat Jim
Bridenstine offiziell sein Amt als Administrator der US-Raumfahrtbehörde NASA
angetreten. Das Amt war seit Ausscheiden von Bridenstines Vorgänger im Januar
2017 vakant und kommissarisch von Robert M. Lightfoot, dem stellvertretenden
Administrator, übernommen worden. Da sich die
Bestätigung von Bridenstine durch den US-Kongress verzögert hatte, war Lightfoot
der am längsten amtierende kommissarische Administrator in der NASA-Geschichte.
Mit der Vereidigung des neuen Administrators würde, so Pence gestern, ein
neues Kapitel in der Geschichte der Agentur aufgeschlagen, das von der erneuten
amerikanische Führerschaft im Weltraum geprägt ist. "Nach unserer Space Policy
Directive 1 werden wir amerikanische Astronauten zurück zum Mond schicken und
anschließend, nachdem wir die Möglichkeiten dazu geschaffen haben, zusammen mit
internationalen und kommerziellen Partnern auch Amerikaner zum Mars senden. Die
NASA wird dabei die Richtung vorgeben."
"Die NASA repräsentiert das Beste der Vereinigten Staaten von Amerika",
unterstrich Bridenstine. "Wir führen, wir entdecken, wir sind Pioniere und wie
inspirieren. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Reise." In einer Konferenz mit
führenden NASA-Vertretern unterstrich der neue Administrator den Fokus der
Trump-Administration auf die bemannte Raumfahrt und auf eine verstärkte
Kooperation mit kommerziellen und internationalen Partnern. Zudem seien
erstklassige Wissenschaft und Erfolge in der Luft- und Raumfahrtechnik weiterhin
von großer Bedeutung für die Behörde.
Bridenstine war am 19. April vom US-Kongress als neuer NASA-Administrator
bestätigt worden. Der frühere Kongressabgeordnete aus Oklahoma gilt als
Befürworter eines stärkeren Engagements des privaten Sektors, aber auch als
Unterstützer des von der NASA gerade entwickelten Raumschiffs Orion und das
Space Launch System.
Seine Ernennung ist bei den oppositionellen Demokraten, aber auch bei Raumfahrtexperten und
Wissenschaftlern nicht unumstritten, weil mit Bridenstine ein vergleichsweise
junger Politiker und nicht ein Fachmann zum NASA-Chef berufen wurde. Vorgänger Bolden war
immerhin vier Mal als Astronaut im Weltraum. Auch besteht die Befürchtung,
dass das Wissenschaftsprogramm der NASA und auch das Programm zur Erdbeobachtung
für Bridenstine einen geringeren Stellenwert haben könnte als für seine
Vorgänger. Bridenstine galt vor seiner Nominierung als Klimawandelskeptiker, in
den Anhörungen im Kongress hat er diese Bemerkungen dann etwas relativiert.
Der 1975 geborene Bridenstine war ein früher Unterstützer von US-Präsident
Trump im Wahlkampf. Die Abstimmung im US-Senat über seine Berufung war dann auch
denkbar knapp: Bridenstine
wurde erst im zweiten Wahlgang mit einer Mehrheit von 50 zu 49 Stimmen
bestätigt, bei seinen drei Amtsvorgängern hatte dies jeweils ohne Gegenstimme
geklappt.
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