Spiralgalaxie im Kleinen Löwen
von Stefan Deiters astronews.com
16. Februar 2018
Die europäische Weltraumagentur ESA hat in dieser Woche eine
neue Aufnahme der Galaxie NGC 3344 veröffentlicht. Es handelt sich um eine
Spiralgalaxie, die deutlich kleiner als unsere Milchstraße ist, aber durch ihre
Schönheit überzeugen kann. Beobachtungen in verschiedenen Wellenlängenbereichen
zeigten auch Facetten des Systems, die allein im Optischen verborgen geblieben
wären.

Hubbles Blick auf die Galaxie NGC 3344 im
Sternbild Kleiner Löwe.
Bild: ESA/Hubble & NASA [Großansicht] |
Spiralgalaxien gehören zweifellos zu den eindrucksvollsten Objekten am
Himmel: Allerdings zeigen uns nicht alle Systeme ihre volle Schönheit. Manche
sehen wir von der Seite und blicken dadurch lediglich auf ihre schmale Scheibe. Sie
erscheinen uns am Himmel wie ein dünner Strich. Oft sehen wir die Galaxien aber
auch "schräg von oben", so dass wir einen Eindruck von ihrer Spiralstruktur und
dem eigentlichen Aussehen der Galaxie bekommen.
Bei manchen Galaxien aber schaut man auch direkt von oben auf die Scheibe,
was die Spiralarme in ihrer vollen Schönheit erkennen lässt. Das ist
beispielsweise bei der Galaxie NGC 3344 der Fall, die sich rund 20
Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Kleiner Löwe befindet.
Das System ist etwa halb so groß wie unsere Milchstraße, genau wie diese aber
als Balkenspiralgalaxie klassifiziert - wenngleich sie auch nur einen sehr
schwach ausgeprägten Balken besitzt.
Bei diesem Balken handelt es sich um eine längliche Anordnung von unzähligen
Sternen im Zentralbereich der Galaxie. Astronomen glauben inzwischen, dass rund
zwei Drittel aller Spiralgalaxien einen solchen Balken besitzen. Die Milchstraße
gehört auch dazu, allerdings weiß man dies erst seit einigen Jahren: Für
Astronomen ist es nämlich recht schwierig, etwas über die Struktur der
Milchstraße herauszufinden, da wir uns ja mitten in ihren Spiralarmen befinden und
nicht einfach von oben auf sie hinabschauen können.
Das jetzt von der europäischen Weltraumagentur ESA veröffentlichte Bild von
NGC 3344 zeigt das System nicht nur im Optischen, also in für das menschliche
Auge sichtbaren Wellenlängen, sondern auch im nahen Infrarot und nahen
Ultraviolett. Dies erlaubt ganz andere Einblicke in das System, als sie mit dem
nur begrenzten Wahrnehmungsvermögen des menschlichen Auges allein möglich sind.
Schön zu erkennen sind beispielsweise die neugeborenen Sterne in den
Spiralarmen, die aufgrund ihrer hohen Temperatur bläulich leuchten. Wolken aus
Gas und Staub hingegen erscheinen rötlich. Sie liefern das Material, aus dem
dann später neue Sonnen geboren werden können. Die extrem hellen Sterne in der
linken Bildhälfte gehören nicht zu NGC 3344, sondern befinden sich in unserer
Milchstraße.
Bei ihren Beobachtungen ist den Astronomen auch aufgefallen, dass sich einige
Sterne im Außenbereich von NGC 3344 anders verhalten, als sie das eigentlich -
angesichts der Dynamik der Sterne im Zentralbereich der Galaxie - erwarten
würden. Sie vermuten, dass diese Sterne ursprünglich gar nicht aus NGC 3344
stammen, sondern aus einer anderen Galaxie, mit der NGC 3344 vor langer Zeit
einmal eine dichte Begegnung hatte.
Das Bild basiert auf Daten, die mit der Wide Field Camera 3 des
Weltraumteleskops Hubble gewonnen wurden.
|