Planetenfunde durch den Computer
von Stefan Deiters astronews.com
15. Dezember 2017
In den Daten des Weltraumteleskops Kepler haben
Wissenschaftler bereits unzählige extrasolare Planeten aufgespürt. Jetzt haben
sie einen selbstlernenden Computer-Algorithmus mit den Daten gefüttert und
dieser hat prompt zwei weitere Planeten um ferne Sonnen entdeckt. Um den Stern
Kepler-90 kreisen damit acht Planeten - ganz wie in unserem Sonnensystem.
Das
Weltraumteleskop Kepler sucht nach Transits von
Planeten vor ihrer Sonne.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Das Weltraumteleskop
Kepler fahndet mit der sogenannten Transitmethode nach Planeten um andere
Sonnen: Dazu hat das Teleskop über mehrere Jahre mehr als 150.000 Sterne anvisiert,
deren Helligkeit die Detektoren vermessen haben. Wanderte - aus
Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang,
verdunkelte er seinen Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den
Kepler registrieren konnte. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem
Rückschlüsse auf die Größe des Planeten relativ zu seiner Sonne. Inzwischen
beobachtet Kepler im Rahmen einer erweiterten Mission Sterne entlang der
Ekliptik
Die Auswertung des gemessenen Helligkeitsverlaufs der Sterne ist jedoch nicht
einfach: Zahlreiche Einflüsse müssen berücksichtigt werden, bevor man überhaupt
sicher sein kann, dass eine periodisch zurückgehende Helligkeit tatsächlich auf
einen umlaufenden Planeten zurückzuführen ist. Noch komplizierter wird es, wenn
nicht nur ein Planet, sondern gleich mehrere Welten um eine ferne Sonne kreisen.
Trotzdem ist es Astronomen gelungen mithilfe der Kepler-Daten
inzwischen weit über 2000 extrasolare Planeten
aufzuspüren.
Nun sind mit Kepler-90i und Kepler-80g zwei weitere Planeten hinzugekommen.
Um den Stern Kepler-90 kennt man damit acht Planeten, bislang hat man eine
solche Anzahl von Planeten nur in unserem Sonnensystem feststellen können.
Kepler-90i ist ein heißer Gesteinsplanet, der seine Sonne alle 14,4 Tage einmal
umrundet. Das System ist 2545 Lichtjahre von der Erde entfernt und erinnert ein
wenig an eine Miniaturausgabe des Sonnensystems. Kepler-80g ist der sechste
Planet um Kepler-80.
Doch nicht nur die Anzahl der um die beiden Sterne nunmehr bekannten Planeten
machen die jüngsten Entdeckungen interessant: Es ist vor allem die Art und Weise,
wie sie entdeckt wurden - nämlich mithilfe eines selbstlernenden
Computerprogramms: Christopher Shallue von Google und Andrew Vanderburg von der
University of Texas in Austin haben einem sogenannten neuronalen Netzwerk, also
einem Computerprogramm, welches bestimmte Lernvorgänge eines Gehirns nachbildet,
die Suche nach Signalen von extrasolaren Planeten in den Kepler-Daten
beigebracht.
Sie "trainierten" den Algorithmus dazu zunächst mit den Lichtkurven von
bereits bestätigten extrasolaren Planeten und setzten das Programm dann auf 670
Systeme an, in denen bereits Planeten entdeckt worden waren. Die Hoffnung war
dabei, dass in einem System, in dem man bereits Planeten gefunden hat, sich noch
weitere Welten in den Daten verstecken könnten. "Wir haben jede Menge falsche
Entdeckungen erhalten, aber auch einige potentiell existierende Planeten", so Vanderburg. "Es
ist wie beim Sieben von Sand auf der Suche nach Diamanten. Wenn
man ein feineres Sieb nimmt, bleibt auch mehr Gestein strecken, aber man erhält
vielleicht auch mehr Diamanten."
Nach den ersten erfolgreichen Funden wollen Shallue und Vanderburg das
Verfahren nun auf die gesamten Kepler-Beobachtungen von über 150.000 Sternen
anwenden. Über ihr Verfahren und die ersten beiden Funde berichten sie in einem
Fachartikel, der in der Zeitschrift The Astronomical Journal erscheinen
wird.
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