Sternschnuppen und Wintersterne
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2017
Die Städte strahlen im Dezember im Glanz der
Weihnachtsbeleuchtung und dürften so manchen von dem ablenken, was es Schönes am
nächtlichen Himmel zu sehen gibt: Hier locken nämlich die Sternbilder des
Winters. Sternschnuppenfreunde kommen besonders zur Monatsmitte auf ihre Kosten.
Nur mit Planeten sieht es am Himmel gegenwärtig eher schlecht aus.
Die schmale Mondsichel, Jupiter und Mars am Morgen des 14.
Dezember 2017 am Südosthimmel.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Im Dezember sind die Nächte am längsten. Dass man das derzeit vielleicht gar
nicht so wahrnimmt, dürfte an den vielen weihnachtlichen Lichtern liegen, die
vielerorts den Blick auf die "natürlichen" Lichter hoch oben am Nachthimmel
erschweren. Dort
dominieren inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut man Mitte
Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann man etwa das
sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für den 14. Dezember gegen 7.30 Uhr erwartet. Die Geminiden sind die ganze
Nacht über zu sehen, in diesem Jahr stört auch der Mond die Beobachtungen nicht.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für den 23. Dezember erwartet.
Bei den Planeten sieht es derzeit eher dürftig aus: Venus
steht zu nah bei der Sonne, um als funkelnder Morgen- oder Abendstern
wahrgenommen werden zu können. Das gilt auch für den Ringplaneten Saturn,
der sich im vergangenen Monat vom Abendhimmel zurückgezogen hat. Hoffnung macht
nur der Gasriese Jupiter, der vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel
zu sehen ist. Er befindet sich im Sternbild Waage. Auch Mars
ist am Morgen auszumachen. Der noch unscheinbare Rote Planet befindet sich im
Sternbild Jungfrau. Im letzten Monatsdrittel lässt sich zudem, mit etwas Übung,
der Merkur am Morgen am Südosthimmel sehen.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um 17.28 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
|