Woher unser Gold stammt
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Heidelberger Instituts für Theoretische Studien astronews.com
8. November 2017
Seit Beobachtung einer Neutronensternkollision durch
Gravitationswellen und in anderen Wellenlängenbereichen sind Simulationen
solcher Ereignisse sehr gefragt. Diese Kollisionen gelten auch als Ursprung von
schweren Elementen wie Gold, Silber und Uran und können einiges über das Innere
von Neutronensternen verraten. In Heidelberg sollen die Kollisionen nun genauer
untersucht werden.

Bei der Kollision von Neutronensternen
entstehen nicht nur Gravitationswellen, sondern
auch schwere Elemente wie Gold, Silber und Uran.
Bild: ESO/L. Calçada/M. Kornmesser [Großansicht] |
Der Astrophysiker Dr. Andreas Bauswein vom Heidelberger Institut für
Theoretische Studien (HITS) hat sich erfolgreich um einen sogenannten Starting
Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) beworben. Für sein Forschungsprojekt
mit dem Titel "GreatMoves: General Relativistic Moving-Mesh Simulations of
Neutron Star Mergers" erhält der 37-Jährige für die Dauer von fünf Jahren rund
1,5 Millionen Euro. Mit den ERC-Mitteln wird der Astrophysiker am HITS eine
eigene Forschungsgruppe aufbauen.
"Wir sind stolz auf diesen Erfolg", freut sich HITS-Institutssprecher
Professor Michael Strube, "denn Andreas Bauswein ist schon der fünfte
HITS-Wissenschaftler, der einen ERC Grant eingeworben hat." Das von Klaus
Tschira im Jahr 2010 gegründete interdisziplinäre Forschungsinstitut versteht
sich als Karriereschmiede für herausragende junge Wissenschaftler in
Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik. Am HITS arbeiten 120
Forscherinnen und Forscher an Themengebieten von der Molekularbiologie bis zur
Astrophysik.
In seinem vom ERC geförderten Vorhaben will Bauswein mit Computersimulationen
erforschen, wie Neutronensterne miteinander verschmelzen. Dabei geht es unter
anderem um die Fragen, wie und wie viel Materie bei diesen kosmischen
Kollisionen ausgeschleudert und wie viel Licht dabei ausgesendet wird. In diesem
Sommer konnten Physiker Gravitationswellen und elektromagnetische Strahlung
messen, die durch die Verschmelzung zweier Neutronensterne hervorgerufen wurden.
Die Beobachtungen legen nahe, dass bei der Verschmelzung schwere Elemente wie
Gold, Silber und Uran entstehen. Der Ursprung dieser Elemente ist bislang nicht
vollkommen geklärt. Die neuen Simulationen sollen helfen, dieses Rätsel der
Astrophysik endgültig zu lösen.
Bauswein beschäftigt sich außerdem mit der Frage, was die gemessenen
Gravitationswellen über die fundamentalen Eigenschaften von Atomkernen verraten.
Denn die exakte Form des Gravitationswellen-Signals kann Aufschluss über die
innersten Bausteine der Materie geben. Bauswein wird damit Probleme der Kern-
und Teilchenphysik bearbeiten, die mit Experimenten auf der Erde nicht
realisierbar sind. Um die Verschmelzung zweier Neutronensterne zu simulieren,
entwickelt Bauswein neue hydrodynamische Simulationen, die bewegliche Gitter
verwenden und auf dem von Volker Springel am HITS entwickelten AREPO-Code
basieren.
Mit ERC Starting Grants werden Grundlagenforschungsprojekte von
hervorragenden jungen Wissenschaftlern gefördert, deren Promotion zwei bis
sieben Jahre zurückliegt und die mit den Mitteln eine eigene Forschungsgruppe
aufbauen können.
|