Südsternwarte mit neuem Generaldirektor
von Stefan Deiters astronews.com
6. September 2017
Die europäische Südsternwarte ESO hat seit Monatsbeginn
einen neuen Generaldirektor: Der Spanier Xavier Barcons übernahm die Position
von Tim de Zeeuw, der die Funktion seit 2007 ausgeübt hatte. Als Hauptaufgabe
der ESO sieht der neue Chef in den kommenden Jahren den Bau des European
Large Telescope, das 2024 fertiggestellt sein soll.
Xavier Barcons ist seit 1. September 2017
neuer Generaldirektor der ESO.
Bild: ESO/M. Zamani [Großansicht] |
Prof. Xavier Barcons übernahm des Amt des Generaldirektors der europäischen
Südsternwarte ESO am 1. September von Tim de Zeeuw, der der ESO seit zehn Jahren
vorgestanden hatte. In dieser Zeit wurden einige wichtige Entscheidungen
getroffen, die auch Barcons noch beschäftigen werden, wie etwa der Bau des
Extremely Large Telescope. Der Beschluss zum Bau des Riesenteleskops fiel in
einer Zeit, in der Barcons gerade Präsident des ESO-Rates war, in dem Delegierte
aus allen Mitgliedsstaaten der ESO vertreten sind. Barcons hatte zudem in den
vergangenen Jahre an zahlreichen ESO-Projekten mitgewirkt.
Zu seinem Amtsantritt zeigte sich Barcons überzeugt davon, dass die ESO für die Zukunft gut gerüstet ist
und den Wissenschaftlern der Mitgliedsstaaten auch in den kommenden Jahren faszinierende Entdeckungen
ermöglichen wird. "Die Astronomie zählt zu den lebendigsten
Wissenschaften überhaupt und die Ziele ändern sich ständig", so der neue
Generaldirektor. "Die ESO ist eine einmalige Organisation in der astronomischen Welt
und hervorragend darauf vorbereitet, auf diese Veränderungen zu reagieren."
Die ESO betreibt gegenwärtig zahlreiche Teleskope an mehreren Standorten in
Chile. Neben der Sicherstellung des Betriebs des Observatoriums in La Silla und
Paranal, sowie der Radioteleskope APEX und ALMA wird sich der neue
Generaldirektor vor allem um das jüngste Projekt der Südsternwarte kümmern
müssen, das Extremely Large Telescope. Die Bauarbeiten dafür haben gerade auf
einem Gipfel in der Nähe des Paranal begonnen.
"Ich möchte mich bei Tim de Zeeuw und allen ESO-Mitarbeitern für ihre Arbeit
bedanken", so Barcons. "Sie haben dazu beigetragen, dass sich die ESO heute in
dieser Position befindet und das produktivste erdgebundene Observatorium ist.
Ich fühle mich durch die Übernahme der Position des Generaldirektors sehr
geehrt. Dies stellt einen sehr wichtigen Schritt in meinem Leben dar."
Barcons wurde 1959 in L’Hospitalet de Llobregat südlich von Barcelona
geboren. Er studierte Physik und promovierte 1985 in statistischer Physik an der
Universität von Cantabria. Sein wissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt lag in
der Röntgenastronomie. 1984 hat er die erste Forschungsgruppe in diesem Bereich
in Spanien gegründet. Seitdem war er an vielen wissenschaftlichen Großprojekten
beteiligt und hat sich unter anderem auch für die Verwirklichung des Atacama
Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) und des Extremely Large Telescope
eingesetzt.
Die ESO hat momentan 16 Mitgliedsstaaten: Belgien, Brasilien, Dänemark,
Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande,
Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische
Republik. Das erste Teleskop der ESO hatte einen Spiegeldurchmesser von einem
Meter und machte 1966 auf dem Berg Cinchado Nord die ersten Beobachtungen. In
den folgenden Jahren wurden hier noch weitere Teleskope gebaut und der Standort
unter dem Namen "La Silla" weltbekannt. Das La-Silla-Observatorium wurde
offiziell dann 1969 eingeweiht. Das Extremely Large Telescope wird
einen Spiegeldurchmesser von 39 Metern haben.
|