Neue Horizonte im Erdorbit
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
30. Mai 2017
In Köln wurde gestern der Name der zweiten ISS-Mission des
deutschen ESA-Astronauten Alexander Gerst vorgestellt: Horizons. Gerst
wird in knapp einem Jahr erneut zur Internationalen Raumstation starten, um rund
sechs Monate lang im Erdorbit zu leben und zu forschen. Für einige Zeit wird er
auch das Kommando über die Raumstation übernehmen.

Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst
hat am 29. Mai 2017 seine Horizons-Mission
vorgestellt, bei der er voraussichtlich im April
2018 zur Internationalen Raumstation aufbrechen
soll. Er wird der zweite europäische Kommandant
an Bord der ISS.
Foto: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Horizons - so heißt die nächste Mission des deutschen
ESA-Astronauten Alexander Gerst. In knapp einem Jahr, Ende April 2018, soll der
41-jährige Geophysiker mit der Expedition 56/57 seine zweite
"Forschungsreise" zur Internationalen Raumstation ISS antreten. Gerst wird nach
dem Belgier Frank de Winne der zweite Europäer sein, der als Kommandant auf der
ISS eingesetzt wird. Ein halbes Jahr - bis Ende Oktober 2018 - soll Gerst in
knapp 400 Kilometern Höhe unterwegs sein.
Der englische Name der Mission, Horizons, symbolisiert dabei die
Neugier und Faszination, Unbekanntes zu entdecken und zu erforschen. Erstmals
haben sich zudem kreative Köpfe außerhalb der Raumfahrt wesentlich an der
Logo-Entwicklung beteiligt: Studierende im Fach Kommunikationsdesign der
Hochschule Darmstadt um Prof. Christian K. Pfestorf haben auf Initiative des
Raumfahrtmanagements im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und in
enger Kooperation mit Alexander Gerst selbst aus acht Entwürfen das finale
Horizons-Logo entwickelt.
"Neue Horizonte zu erreichen und auch zu überwinden treibt uns an. Mit der
ISS sind wir zum ersten Mal in der Lage, unser Raumschiff Erde zu verlassen.
Denn die Raumstation ist nicht nur ein einzigartiges Labor, sondern auch ein
erstes Schiff, das uns in einer Kontinente übergreifenden Gemeinschaft zeigt,
wie wir außerhalb der Erde zusammen leben können", so Gerst am 29. Mai 2017 bei
der Vorstellung seiner Mission im Europäischen Astronautenzentrum der ESA. "Horizons
ist für mich auch eine ziemlich perfekte Fortführung meiner Blue Dot-Mission.
Dort lag der Fokus auf unserem blauen Planeten, jetzt freue ich mich, mit
Horizons den Blick noch zu erweitern."
Prof. Pascale Ehrenfreund, DLR-Vorstandsvorsitzende, hob hervor, dass die
Forschung auf der ISS und auch die Mission Horizons wichtige Beiträge
und Impulse im Umgang mit gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen
liefere, zum Beispiel mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung, den
Klimawandel und Industrie 4.0. "Für einen Hochtechnologiestandort und eine
Exportnation wie Deutschland, ist die astronautische Raumfahrt als
Spitzentechnologie unverzichtbar. Deutschland ist bei den ESA-ISS-Elementen und
bei der europäischen ISS-Nutzung der wichtigste Partner. Denn nicht zuletzt ist
die ISS eine einzigartige und innovative Labor- und Testumgebung für
Experimente, die auf der Erde in dieser Form nicht durchgeführt werden können.
Alexander Gerst ist bei seiner kommenden Mission Horizons der erste
deutsche Kommandant der ISS. Wir bieten ihm unsere volle Unterstützung an, aus
Science Fiction echte Science Facts zu machen."
Etwa 35 Experimente sollen Wissenschaftler deutscher Universitäten und
Forschungseinrichtungen, deutsche Firmen und das DLR als Forschungszentrum für
die Mission Horizons beisteuern. Die geplante thematische Bandbreite
reicht dabei von biologischen und medizinischen Experimenten über
(astro-)physikalische und materialwissenschaftliche Fragestellungen bis hin zu
reinen Technologiedemonstrationen, einem Bildungsprogramm für Kinder und
Jugendliche und industriell oder kommerziell motivierten Anwendungen.
"Die ISS wird zunehmend auch für industriell motivierte
Technologiedemonstrationen genutzt. So soll zum Beispiel das Experiment SpaceTex,
das Materialien für eine optimale Funktionsbekleidung testet und das im Rahmen
der ersten ISS-Mission Blue Dot von Alexander Gerst 2014 begonnen
wurde, fortgesetzt werden, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verbessern
und statistisch zu untermauern", erläutert Volker Schmid, Horizons-Missionsmanager
im DLR.
Im Experiment MetabolicSpace soll ein am Körper tragbares Messsystem
den menschlichen Metabolismus analysieren. So sollen wichtige Daten der Atmung
und andere Indikatoren während sportlicher und normaler Aktivitäten der
Astronauten aufgenommen werden. Aktuelle Systeme an Bord der ISS sind nicht am
Körper tragbar, so dass bislang nur kurze Beobachtungsfenster zur Verfügung
stehen.
Die geplante Technologiedemonstration Bake in Space, die auch im
Rahmen des diesjährigen DLR INNOspace-Masters mit dem
ESA-BIC-Startup-Challenge-Preis ausgezeichnet worden ist, möchte einen
weltraumqualifizierten Ofen auf die ISS schicken, um die Astronauten dort mit
frischem Brot zu versorgen - mithilfe einer ebenfalls für die Weltraumumgebung
geeigneten Teigmischung. "Wenn dieses Experiment tatsächlich alle notwendigen
Qualifikationen im Vorfeld schafft und auf die ISS kommt, kann dies auch
interessant im Hinblick auf die Versorgung mit frischen Lebensmitteln für
Langzeitmissionen sein, wie etwa einen Flug zum Mars," so DLR.Missionsmanager
Volker Schmid.
Voraussichtlich zwölf deutsche Experimente der Horizons-Mission befassen sich
mit biologischen, medizinischen, physikalischen und materialwissenschaftlichen
Grundsatzfragen. Aber auch die Bildungsarbeit ist wieder fester Bestandteil der
Horizons-Mission: Neben dem Schülerwettbewerb "Earth Guardian 2" und
dem Studentenwettbewerb "Überflieger" gibt es verschiedene Mitmachexperimente
("Flying Classroom 2") - und das "Projekt _4D - Die Zeitkapsel": Eine
Aluminiumkugel, gefertigt von Auszubildenden des DLR, wird von Gerst an Bord der
ISS versiegelt und soll erst 50 Jahre später, also 2068, geöffnet werden. Den
Inhalt können alle mitbestimmen: Noch bis zum 30. Juni 2017 läuft die Aktion
"Projekt_4D", bei der das Jugendportal DLR_next gemeinsam mit der Stiftung Lesen
Schülerinnen und Schüler deutschlandweit dazu aufruft, ihre Wünsche und
Vorstellungen für die Zukunft zu formulieren.
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