Aktive
Schwarze Löcher von Staub verhüllt
von Stefan Deiters astronews.com
10. Mai 2017
Die zentralen Schwarzen Löcher von Galaxien sind nach
Kollisionen und Verschmelzungen komplett in Staub eingehüllt - das ergaben
Beobachtungen mit dem Röntgenteleskop NuSTAR der amerikanischen Weltraumbehörde
NASA. Die Schwarzen Löcher dürften zudem in der letzten Phase solcher
Verschmelzungen dramatisch an Masse gewinnen.

Vergleich der Zentren von Galaxien mit
supermassereichem Schwarzen Loch: Links die
Situation in einer normaler Galaxie, rechts eine
Darstellung einer Galaxie, die gerade eine
Verschmelzung durchmacht.
Bild: National Astronomical Observatory of
Japan [Großansicht] |
Bei Schwarzen Löchern denken viele an gewaltige Schwerkraftmonster, die alles
verschlingen, was in ihre Nähe kommt. Die Wahrheit sieht allerdings etwas anders
aus: Normalerweise können Sterne, Gas und Staub lange Zeit gefahrlos um ein Schwarzes Loch kreisen - ganz wie die Planeten in unserem
Sonnensystem um die Sonne.
Das ändert sich allerdings, wenn es zu einer Störung kommt. Und eine solche
Störung ist etwa die Kollision und anschließende Verschmelzung von zwei
Galaxien. Während die Galaxien allmählich zu einem System werden und sich ihre
zentralen Schwarzen Löcher immer weiter annähern, werden Gas und Staub im
Zentrum auf die jeweiligen Schwarzen Löcher geleitet. Diese verschlingen das
Material, das sich zuvor auf hohe Temperaturen aufgeheizt hat und dadurch hell
leuchtet. Astronomen sprechen in dieser Phase von einem Aktiven Galaxienkern.
Eine Auswertung von Beobachtungen mit dem NASA-Röntgenteleskop NuSTAR hat nun
ergeben, dass in der letzten Phase einer Galaxienverschmelzung so viel Gas und
Staub in Richtung des Schwarzen Lochs geleitet wird, dass der Aktive
Galaxienkern komplett von Staub verhüllt ist. Das Material stürzt dann mit hoher
Rate auf das Schwarze Loch.
"Je weiter die Verschmelzung fortgeschritten ist, desto mehr wird der Aktive
Galaxienkern von Staub verhüllt", unterstreicht Claudio Ricci von der Pontificia Universidad Católica de Chile. "Galaxien, die sich in einem späten
Zeitpunkt des Verschmelzungsprozesses befinden, liegen komplett in einem Kokon
aus Gas und Staub."
Ricci und seine Kollegen hatten 52 Galaxien im hochenergetischen
Röntgenbereich mit NuSTAR beobachtet. Etwa die Hälfte davon befand sich in einem
fortgeschrittenen Verschmelzungsprozess. Ihre Daten verglichen sie mit
Beobachtungen anderer Röntgenteleskope wie Chandra, XMM-Newton oder
Swift, die
für niedrigere Röntgenenergien empfindlich sind. Wenn sich von einer Galaxie
hochenergetische Röntgenstrahlen beobachten lassen, aber keine Röntgenstrahlen
im Bereich niedrigerer Energien, ist dies ein Hinweis auf einen stark von Staub
verdeckten Aktiven Galaxienkern.
Die Studie liefert nach Ansicht der Wissenschaftler eine weitere Bestätigung
der schon länger vorherrschenden Meinung, dass die supermassereichen Schwarzen
Löcher in den Zentren von Galaxien vor allem in der Endphase einer Verschmelzung
wachsen. "Ein supermassereiches Schwarzes Loch wächst in dieser Zeit gewaltig",
so Ricci. "Durch die Ergebnisse können wir den mysteriösen Ursprung der
Beziehung zwischen einem zentralen Schwarzen Loch und seiner Wirtsgalaxie besser
verstehen."
Über ihre Beobachtungen haben die Astronomen in einem Fachartikel berichtet,
der in der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
erschienen ist.
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