Keine regelmäßigen Einschläge auf der Erde
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der ETH Zürich astronews.com
8. März 2017
Schlagen Asteroiden in regelmäßigen Abständen gehäuft auf
der Erde ein und verrät sich dadurch gar ein bislang nicht nachgewiesener
Begleiter der Sonne? Diese Frage beschäftigt Astronomen schon seit Langem. Die
Analyse von Einschlagkrater, die in den letzten 500 Millionen Jahren entstanden
sind, ergab nun jedoch keinen Hinweis auf regelmäßige Einschläge.
Einschläge von Asteroiden auf der Erde gab es
immer wieder, regelmäßig ereigneten sie sich aber
offenbar nicht.
Bild: NASA JPL / Don Davis [Großansicht] |
Treten Massenaussterben wie der Niedergang der Dinosaurier und die Entstehung
großer Einschlagkrater auf der Erde gemeinsam in periodischen Zeiträumen auf?
"Diese Frage wird nun seit über drei Jahrzehnten diskutiert", sagt Matthias
Meier vom Institut für Geochemie und Petrologie der ETH Zürich. Noch 2015 gaben
US-Forscher an, dass Einschlagskrater auf der Erde gehäuft rund alle 26
Millionen Jahre gebildet würden. "Wir haben hingegen festgestellt, dass
Asteroiden-Einschläge auf der Erde nicht in periodischen Zeitabständen
auftreten", fasst der Erdwissenschaftler zusammen und widerlegt damit die
beliebte Hypothese.
In der Vergangenheit hatten Wissenschaftler sogar die Existenz eines
Begleitsterns der Sonne postuliert. Dieser angebliche, leuchtschwache
Zwergstern, genannt Nemesis wie die griechische Göttin der Vergeltung, sollte
sich alle 26 Millionen Jahre der Sonne nähern und dadurch ein
Asteroiden-Bombardement der Erde auslösen, das nächste in rund zehn Millionen
Jahren. Doch gefunden wurde Nemesis nie.
Man kennt heute rund 190 Einschlagkrater auf der Erde mit Durchmessern von
einigen Metern bis mehr als 100 Kilometern. Ihr Alter beträgt wenige Jahre bis
einige Jahrmilliarden. Meier und seine ehemalige Doktorandin Sanna Holm-Alwmark
von der Universität Lund beschränkten sich in ihrer Analyse auf die Krater, die
in den letzten 500 Millionen Jahren entstanden sind, seit der Entstehung der
ersten komplexen Lebensformen.
Dabei entdeckte Holm-Alwmark, dass einige der in früheren Studien verwendeten
Datierungen falsch waren und inzwischen korrigiert wurden. Sie stellte eine
Liste von 22 Kratern auf, deren Alter bis auf weniger als ein Prozent genau
bekannt ist. Diese Einschläge analysierte Meier mit Hilfe der sogenannten "Circular
Spectral Analysis", kurz CSA. Dabei wird die Zeitleiste der Ereignisse um einen
Kreis mit einem bestimmten Umfang - in diesem Fall 26 Millionen Jahre -
gewickelt. Wiederholen sich in dieser Zeitspanne Ereignisse periodisch, so
sammeln sich die dazugehörigen Punkte auf dem Kreis in einem bestimmten Bereich
an. Meier und Holm-Alwmark konnten außerdem zeigen, dass es keine derartige
Anhäufung gibt. Fast gleich alt, aber weit entfernt
Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass einige der Einschläge ein fast
identisches Alter aufweisen. "Einige dieser gleich alten Krater könnten beim
Aufprall eines Asteroiden entstanden sein, der von einem Mond begleitet wurde",
vermutet Meier. "Doch in anderen Fällen liegen die Einschlagstellen zu weit
auseinander für diese Erklärung." Dies trifft zum Beispiel auf den 66 Millionen
Jahre alten Chicxulub-Krater in Mexiko zu, der mit dem Dinosauriersterben in
Verbindung gebracht wird, und den praktisch gleichzeitig entstandenen Boltysh-Krater
in der Ukraine. "Dafür haben wir noch keine endgültige Erklärung", sagt Meier.
Eine mögliche Ursache könnte ein Zusammenstoß von zwei Brocken im
Asteroidengürtel gewesen sein. Dabei wären viele Trümmer entstanden, die
vielleicht in kurzer Zeit ihren Weg zur Erde fanden. Sicher ist, dass Krater mit
sehr ähnlichen Altern das Ergebnis der Analyse verfälschen können. "Wir haben in
unserer Arbeit gezeigt, dass einige wenige dieser sogenannten Einschlag-Cluster
ausreichen, um den Anschein von Periodizität zu erwecken", erklärt Meier. Weil
die Forscher in der Studie von 2015 unter anderem diese Clusterbildung übersehen
hätten, seien sie durch die verwendete statistische Methode in die falsche
Richtung geführt worden.
Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift Monthly
Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht.
|