Schon im nächsten Jahr um den Mond?
von Stefan Deiters astronews.com
28. Februar 2017
SpaceX und sein Gründer Elon Musk machen einmal wieder von
sich reden: Gestern kündigte Musk an, dass SpaceX noch im kommenden Jahr zwei
Weltraumtouristen um den Mond fliegen wird - an Bord einer Dragon-2-Raumkapsel.
Bislang ist allerdings weder das Raumschiff noch die benötigte Trägerrakete
fertiggestellt, so dass manche Beobachter die Ankündigung für einen
PR-Gag halten.

Mit der Raumkapsel Dragon 2 sollen Ende des
kommenden Jahres zwei Weltraumtouristen um den
Mond fliegen.
Bild: SpaceX [Großansicht] |
Wir erinnern uns: Erst im Herbst des vergangenen Jahres sorgte Elon Musk, der
umtriebige Eigentümer des Unternehmens SpaceX, mit der Ankündigung für
Schlagzeilen, bereits 2018 mit einer als Red Dragon
bezeichneten Raumkapsel eine unbemannte Mission zum Mars starten zu wollen - als Auftakt für bemannte Marsflüge ab Mitte des kommenden Jahrzehnts.
Die Pläne für den ersten Start seiner Red Dragon wurden inzwischen auf 2020 verschoben, gestern
verkündete Musk nun, was er stattdessen im nächsten Jahr erreichen möchte: An Bord
einer Dragon 2, die gerade für den Mannschaftstransport zur Internationalen
Raumstation ISS entwickelt wird, sollen zwei Raumfahrttouristen einmal um den
Mond fliegen. Die ganze Reise wird ungefähr eine Woche dauern und nicht von
einem professionellen Astronauten begleitet werden. Zwei Interessenten hätten
für diesen Trip um den Mond schon eine Anzahlung geleistet.
Technisch machbar wäre eine solche Mission zweifellos. Die
Dragon-2-Raumkapsel wird gegenwärtig entwickelt und soll - wenn alles klappt -
noch in diesem Jahr einen ersten unbemannten Testflug absolvieren. Ab dem
zweiten Quartal 2018, so die Aussage von SpaceX, wird es eine erste bemannte Mission
mit Dragon 2 geben. Das Raumschiff wurde mit NASA-Unterstützung entwickelt, um
nicht allein auf russische Sojus-Flüge für den Mannschaftstransport zur
Internationalen Raumstation ISS angewiesen
zu sein. Auch der Konzern Boeing entwickelt mit dem Starliner gerade eine Kapsel
für bemannte Flüge zur ISS.
Für den geplanten Mondflug, so heißt es von SpaceX, seien kaum Modifikationen
an der Dragon-2-Kapsel nötig, lediglich das Kommunikationssystem müsse angepasst
werden. Das Raumschiff hätte so einen weiteren Verwendungszweck, was langfristig
die Kosten senken würde. Bislang allerdings gibt es weder ein flugfähiges und
getestetes Modell der Dragon 2, noch eine einsatzbereite
Falcon-Heavy-Trägerrakete, die für die Mondmission nötig ist.
So stellt sich wieder einmal die Frage, was von dieser Ankündigung Elon Musks
zu halten ist. Die NASA jedenfalls, so ist zu lesen, würde bereits überlegen,
auch für 2019 Sojus-Mitfluggelegenheiten bei Russland einzukaufen, weil sie
offenbar Zweifel daran hat, dass SpaceX die Dragon 2 rechtzeitig zur
Verfügung stellen kann.
SpaceX gibt sich allerdings selbstbewusst und bietet der NASA sogar indirekt
an, auch für sie eine Mission rund um den Mond zu fliegen. Eine solche Mission
hatte die Weltraumbehörde mit ihrer Raumkapsel Orion und dem neuen Space Lauch
System geplant. Nach dem Regierungswechsel fragen sich allerdings viele, ob
und wie lange die
neue US-Regierung diese NASA-Entwicklungen noch unterstützt.
So glauben manche Beobachter, dass die Ankündigung von Musk auch ein
Fingerzeig an Präsident Trump sein könnte, dass das, was das teure Space Launch
System der NASA und die Raumkapsel Orion einmal leisten sollen, auch günstiger
von privaten Anbietern einzukaufen wäre. Die NASA entwickelt das neue
Trägerraketensystem und die Raumkapsel Orion für Missionen, die weit über den
niedrigen Erdorbit hinausgehen. Das Fernziel ist hier eine bemannte Mission zum
Mars.
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