Teleskop entdeckt ein oder zwei Kometen
von Stefan Deiters astronews.com
3. Januar 2017
Mithilfe des Satelliten NEOWISE haben Astronomen zwei
bislang unbekannte Objekte entdeckt, die in den kommenden Wochen der Erde
vergleichsweise nahe kommen. Bei einem handelt es sich eindeutig um einen
Kometen, der eventuell sogar mit einem guten Fernglas zu beobachten ist. Doch
auch das zweite Objekt könnte einmal ein Komet gewesen sein.
So könnte das unlängst entdeckte Objekt 2016
WF9 aussehen.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Das Infrarotteleskop Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) wurde nach
Abschluss der eigentlichen Kartierungsmission zunächst abgeschaltet, dann aber reaktiviert,
um im Rahmen der neuen Mission NEOWISE nach erdnahen Objekten zu suchen. Kürzlich ist
der Satellit gleich doppelt
fündig geworden: Am 27. November 2016 spürte das Teleskop das Objekt 2016 WF9
auf, das in einem Orbit um die Sonne kreist, der es etwa vom Bereich der Jupiterbahn bis
leicht innerhalb des Erdbahnradius führt. Für eine Umrundung der Sonne benötigt 2016
WF9 rund 4,9 Erdjahre.
Mit was sie es bei 2016 WF9 genau zu tun haben, wissen die Astronomen noch nicht:
Bei Objekten auf solchen Bahnen könnte es sich um Kometen handeln oder aber um
einen dunklen Brocken, der aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter
abgelenkt wurde.
2016 WF9 wird sich der Erde am 25. Februar 2017 auf rund 51 Millionen
Kilometer annähern. Für ein erdnahes Objekt ist dies nicht besonders nahe. Die
Umlaufbahn von 2016 WF9 konnte inzwischen so gut berechnet werden, dass die
Astronomen eine Gefährdung unseres Heimatplaneten durch 2016 WF9 für die
absehbare Zukunft ausschließen können.
Schon einen Monat zuvor hatten die Astronomen mit NEOWISE ein anderes Objekt
entdeckt, bei dem es kaum Zweifel darüber gibt, um was es sich handelt: Bei
C/2016 U1 NEOWISE ist Staub zu erkennen, der durch die Annäherung des
Brockens an die Sonne freigesetzt wird. Es handelt sich also um einen Kometen, bei
dem "es eine gute Chance gibt, dass er mit einem guten Fernglas zu beobachten
sein sollte", so Paul Chodas, vom Center for Near-Earth Objects am
Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Allerdings kann man sich dabei nicht sicher sein, da die
Helligkeit von Kometen immer schwer vorherzusagen ist."
C/2016 U1 NEOWISE sollte von der Nordhalbkugel aus kurz vor Sonnenaufgang am
Südosthimmel zu sehen sein. Jeden Tag wird der Komet dann weiter nach Süden
wandern und am 14. Januar den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreichen. Dieser
liegt noch innerhalb der Bahn von Merkur. Anschließend wird sich der Komet
wieder für mehrere tausend Jahre aus dem inneren Sonnensystem verabschieden. Für
die Erde stellt er keine Gefahr dar.
Auch 2016 WF9 könnte einmal ein Komet gewesen sein: Der Brocken ist relativ
dunkel und befindet sich auf einer kometenähnlichen Bahn. Allerdings entweicht
von ihm keinerlei Gas oder Staub. Mit einen Durchmesser zwischen 500 Metern und
einem Kilometer ist 2016 WF9 zudem relativ groß.
"Das Objekt macht deutlich, wie schwammig die Grenze
zwischen Asteroiden und Kometen ist", so James Bauer vom Jet Propulsion
Laboratory. "Eventuell hat dieses Objekt mit der Zeit
den größten Teil seines flüchtigen Materials auf der Oberfläche und direkt
darunter verloren."
Sollte es sich um einen Kometen handeln, wäre 2016 WF9 der
zehnte von NEOWISE nach der Reaktivierung des Teleskops entdeckte Komet. Sollte
es ein Asteroid sein, wäre es der 100. Asteroid, der nach der Reaktivierung des
Teleskops aufgespürt wurde.
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