Start von Progress-Raumfrachter gescheitert
von Stefan Deiters astronews.com
2. Dezember 2016
Der Start eines russischen Progress-Raumfrachters
zur Internationalen Raumstation ISS ist gestern Nachmittag gescheitert: Etwas
mehr als sechs Minuten nach dem Start brach der Kontakt zu dem unbemannten
Raumschiff ab, das Lebensmittel, neue Experimente und Ersatzteile zur ISS
bringen sollte. Als Ursache wird ein Problem mit der dritten Antriebstufe
vermutet.
Vorbereitungen für den Start des
Progress-Raumfrachters in Baikonur. Die Aufnahme
entstand Ende November.
Bild: RSC Energia [Großansicht] |
Zunächst sah alles nach einem Routinestart aus: Der Raumfrachter Progress
MS-04 hob gestern Nachmittag planmäßig vom Weltraumbahnhof in Baikonur ab und war auf dem Weg in
den Orbit. Bis 382 Sekunden nach dem Start verlief alles normal, dann empfing
das russische Kontrollteam plötzlich keinerlei Telemetriedaten von ihrem
Raumfrachter mehr. Zunächst war die Ursache dafür unklar, er wurde aber von
Radarstationen auch nicht auf dem vorgesehenen Orbit entdeckt.
Offenbar gab es, so die russische Raumfahrtbehörde Roscosmos, in
einer Höhe von etwa 190 Kilometern ein Problem. In dieser Zeit war die dritte
Antriebsstufe aktiv. Der Raumfrachter hat durch das Problem die geplante Umlaufbahn nicht erreicht
und ist über der autonomen russischen Republik Tuwa im südlichen Teil von
Sibirien niedergegangen. Die meisten Fragmente, so Roscosmos, dürften
beim Flug durch dichtere Atmosphärenschichten verglüht sein.
NASA und Roscosmos betonten noch am Abend, dass für die Besatzung an Bord der
Internationalen Raumstation durch den missglückten Start keine Gefahr bestehe.
Es gäbe ausreichend Vorräte an Bord. Schon am kommenden Freitag sei zudem der
Start eines H-II Transfer Vehicle der japanischen Raumfahrtagentur JAXA
vorgesehen. Weitere Starts von Versorgungsraumschiffen sind im ersten Quartal
des kommenden Jahres geplant.
Der missglückte Progress-Start ist nicht das erste Problem in jüngerer
Zeit, dass es mit den Versorgungsflügen zur ISS gibt. Während der ersten 15 Jahre
des ISS-Betriebs ist nur
eine Versorgungsmission zur Raumstation gescheitert. Ab Oktober
2014 gab es dann aber eine ganze Reihe von Pannen: Ein Cygnus-Raumfrachter explodierte damals
noch auf der Startrampe. Im April 2015 geriet dann ein Progress-Raumfrachter außer Kontrolle, der
schließlich in der Erdatmosphäre verglühte. Im Sommer des vergangenen Jahres
schließlich explodierte auch eine Falcon-9-Trägerrakete mit einem
Dragon-Raumfrachter an Bord auf dem Weg in den Orbit.
Die russischen Progress-Raumfrachter sind eine von insgesamt vier
Raumschiffarten, die derzeit zur Versorgung der ISS eingesetzt werden. Außerdem
wird die ISS noch von kommerziellen Dragon- und Cygnus-Raumfrachtern
im Auftrag der NASA angeflogen, sowie von japanischen Raumtransportern.
An Bord der Internationalen Raumstation befinden sich aktuell sechs
Besatzungsmitglieder, darunter auch der französische ESA-Astronaut Thomas
Pesquet, der als Flugingenieur an Bord ist.
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