Wolkenbewegungen auf Titan
von Stefan Deiters astronews.com
7. November 2016
Ende Oktober hat die Saturnsonde Cassini über elf Stunden
lang Titan ins Visier genommen und so das Entstehen und das Auflösen von Wolken
sowie deren Bewegung in der Atmosphäre des Saturntrabanten beobachten können. Es
war die beste Gelegenheit, die das Cassini-Team für derartige
Wolkenbeobachtungen in diesem Jahr hatte.

Wolken aus Methan in der Atmosphäre des
Saturnmonds Titan.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Space Science
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Der Saturnmond Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem, der über eine dichte
Atmosphäre und einen Flüssigkeitskreislauf verfügt und damit in gewisser Weise
der Erde ähnelt. Seine Atmosphäre besteht, wie auch die unseres Heimatplaneten,
zum großen Teil aus Stickstoff. Allerdings gibt es auf Titan kaum Sauerstoff,
dafür aber Methan, Ethan sowie noch einige andere Gase.
Methan und Ethan können, wegen der großen Entfernung zur Sonne und den damit
verbundenen geringen Temperaturen auf der Oberfläche, auf Titan in flüssiger
Form vorkommen und übernehmen damit die Rolle, die das Wasser auf der Erde
spielt. So gibt es etwa auch Wolken aus Methan. Genau diese, und auch
die Entstehung,
die Bewegung und das Auflösen solcher Methanwolken haben Wissenschaftler nun mithilfe
der Saturnsonde Cassini verfolgen können.
Cassini hatte die nördliche Hemisphäre des Saturnmonds Ende Oktober über elf
Stunden lang anvisiert und dabei alle 20 Minuten eine Aufnahme gemacht. Die
Wolken befanden sich in einem Bereich zwischen 49 und 55 Grad nördlicher Breite
und bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von sieben bis zehn Metern pro
Sekunden. Einige Wolken schienen sich aber auch etwas langsamer zu bewegen.
Frühere Beobachtungen der Saturnsonde Cassini hatten ergeben, dass
mehr als 1,6 Millionen Quadratkilometer der Oberfläche des Mondes - und damit
fast zwei Prozent - von Flüssigkeiten bedeckt sind. Rund um den Nordpol von
Titan befinden sich drei große Seen, die von zahlreichen kleineren Seen umgeben
sind.
Bei den meisten Beobachtungen zur Untersuchung der Wolken des Mondes in
diesem Jahr wurden lediglich Schnappschüsse im Abstand mehrerer Tage oder gar
Wochen gemacht. Ende Oktober bestand die beste Möglichkeit für das Team in
diesem Jahr, auch kurzzeitige Änderungen bei der Bewegung der Wolken zu
untersuchen.
Auf der Nordhalbkugel des Titan beginnt gerade der Sommer. Klimamodelle des
Saturnmonds hatten eigentlich eine deutlich stärkere Wolkenbildung in dieser
Jahreszeit vorhergesagt. Dass Cassini nun weniger Wolken als erwartet beobachten
konnte, werten die Wissenschaftler als Hinweis darauf, dass sie die Vorgänge auf
Titan noch nicht vollständig verstanden haben. Cassini soll Titan erneut zur
nördlichen Sommersonnenwende auf dem Mond im kommenden Jahr in Visier nehmen.
Die Jahreszeiten auf den Saturnmonden werden durch den Umlauf des
Ringplaneten um die Sonne bestimmt. Da Saturn für eine Umrundung der Sonne rund
29 Jahre benötigt, dauern die einzelnen Jahreszeiten auf Titan etwas mehr als
sieben Jahre. Der Frühling auf der Nordhalbkugel des Mondes hatte im August 2009 begonnen.
Die Bilder wurden im nahen Infrarot gemacht, wodurch der Blick auf die
Oberfläche und die Methanwolken in der Troposphäre des Mondes möglich wurde. Ein
Film der Wolkenbewegung ist bei
Youtube zu sehen oder als Animation über das
Planetary Photojournal am JPL abrufbar.
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