Herbst am Himmel und fünf Planeten
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2016
Die Sternbilder des Sommers halten sich zäh am nächtlichen
Himmel, doch allmählich macht sich auch dort der Herbst mehr und mehr bemerkbar.
Mit etwas Glück lassen sich alle fünf mit bloßem Auge sichtbaren Planeten auch
tatsächlich in diesem Monat sehen - allerdings nicht zusammen. Auch sonst hat
der herbstliche Nachthimmel einiges zu bieten.

Blick nach Südwesten am Abend des 6. Oktober. Der Mond ist
hier vergrößert dargestellt. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Auch wenn es tagsüber in der Sonne noch angenehm warm ist, wird es doch über
Nacht schon sehr kühl. Spätestens der Frühnebel mancherorts macht deutlich, dass
inzwischen der Herbst begonnen hat. Dem widersprechen auch die Astronomen nicht:
Kalendarisch befinden wir uns seit dem 22. September in der Jahreszeit der
bunten Wälder und Stürme. Da sollte man erwarten, dass inzwischen auch am
nächtlichen Himmel die Herbststernbilder das Regiment übernommen haben.
Wer allerdings abends an den Himmel schaut, wird schnell feststellen, dass
der Himmel zurzeit nicht wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen.
Das hat einen einfachen Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden
Sternbilder wird von der früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Sogar noch einige Sternbilder des Sommers lassen sich ausmachen und
erinnern an die wärmere Jahreszeit: So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen.
Aber selbstverständlich lassen sich auch die Konstellationen des Herbstes
schon erkennen, allerdings sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks, deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist, als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmels-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Wer im Oktober Planeten beobachten möchte, muss sowohl am Abend, als auch am
Morgen an den Himmel schauen: Unser Nachbarplanet Venus ist
Abendstern, fällt aber am Himmel nicht sonderlich auf. Die Venus wandert im
Laufe des Monats von der Waage durch den Skorpion in den Schlangenträger. Auch
der Mars ist noch am Abendhimmel zu sehen. Er befindet sich im
Sternbild Schütze.
Jupiter, der unlängst in Konjunktion zur Sonne stand, taucht
in der zweiten Monatshälfte am Morgenhimmel auf und wandert durch das Sternbild
Jungfrau. Saturn hingegen ist noch kurze Zeit nach
Sonnenuntergang am Abend zu sehen und zwar im Sternbild Schlangenträger. In den
ersten Tagen des Oktober ist zudem Merkur am Morgenhimmel
auszumachen. Er ist kurz vor Sonnenaufgang tief im Osten zu beobachten.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Ihr Maximum wird
für den 9. Oktober erwartet. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 21.
Oktober gerechnet.
Dass der Sommer nun endgültig vorüber ist, macht auch ein anderer Sachverhalt
deutlich: Ende Oktober endet nämlich auch die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 29. auf den 30. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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