Die Marspläne des Elon Musk
von Stefan Deiters astronews.com
28. September 2016
Auf einem Astronautenkongress in Mexiko hat Elon Musk
gestern die Pläne seines Unternehmens SpaceX für bemannte Marsmissionen
konkretisiert: Danach sind schon ab der Mitte des nächsten Jahrzehnts Flüge zum
Mars vorgesehen - mit Passagieren an Bord. Bereits 2018 ist mit Red Dragon
eine erste noch unbemannte Mission zum Mars vorgesehen.
Ehrgeizige Pläne: Elon Musk will bereits im
nächsten Jahrzehnt Menschen zum Mars
transportieren.
Bild: SpaceX [Großansicht] |
Elon Musk ist in vielen Bereichen aktiv: Der Unternehmer, der einst größter
Anteilseigner des Online-Bezahldienstes Paypal war, baut mit seiner
Firma Tesla Elektroautos und versorgt mit SpaceX und den
Dragon-Raumfrachtern im Auftrag der NASA die Internationale Raumstation
ISS. Bald sollen die SpaceX-Raumschiffe auch amerikanische Astronauten
zur Raumstation bringen.
Doch der niedrige Erdorbit reicht Musk nicht: Ihn zieht es in die Weiten des
Sonnensystems - insbesondere zum Roten Planeten Mars. Auf einem internationalen
Astronauten-Kongress im mexikanischen Guadalajara konkretisierte Musk nun die
Marspläne seines Unternehmens: Danach sind schon ab Mitte des kommenden
Jahrzehnts bemannte Marsflüge geplant - und dies zu dramatisch geringeren
Kosten, als es bislang für möglich gehalten wurde.
Entscheidend dafür, so Musk, sei die Wiederverwendbarkeit der Raumschiffe und
die Möglichkeit, diese im Orbit zu betanken. Auf diese Weise müsse man nicht den
gesamten Treibstoff für eine Reise zum Mars auf einmal in den Erdorbit
transportieren. Für die Rückkehr vom Mars zur Erde soll dann Treibstoff vor Ort
auf dem Roten Planeten erzeugt werden. Bei dem Treibstoff setzt Musk auf Methan
und ein neues Raptor genanntes Triebwerk, das vor einigen Tagen
erstmals getestet wurde.
Auf diese Weise will Musk die Kosten für einen Marsflug pro Person, die
aktuell etwa mit zehn Milliarden US-Dollar angesetzt werden, auf etwa 140.000
US-Dollar drücken und damit auf die mittleren Kosten eines Eigenheims in den
USA. Dies könnte, so der Unternehmer, langfristig zu einer regelrechten
Auswanderungswelle zum Mars führen.
Gelingt es Musk tatsächlich, seine Marspläne zu realisieren, wäre er
mindestens zehn Jahre früher dran als die NASA, die eine bemannte Mission zum
Roten Planeten frühestens in den 2030er Jahren für realistisch hält. Bis es
soweit ist, gibt es allerdings noch viel zu tun: Es muss nicht nur eine neue
Trägerrakete entwickelt und getestet werden, die die Saturn-V-Mondrakete
in Bezug auf ihre Leistung in den Schatten stellt, sondern auch die mit der
Mission verbundene Technologie sowie ein Raumschiff, in dem 100 Passagiere und
mehr Platz finden können.
Erste Tests soll es, so Musk, schon in zwei Jahren geben: Mit Red Dragon
will SpaceX eine unbemannte und modifizierte Dragon-V2-Raumkapsel
zum Mars schicken, um etwa die Verfahrensweisen bei der Landung zu testen und nach
geeigneten Landestellen für die größeren Raumschiffe zu suchen. Mit der
Dragon V2 sollen in erster Linie Astronauten im NASA-Auftrag zur
Internationalen Raumstation ISS gebracht werden.
Nun müssen den Ankündigungen Taten folgen: Die Pläne ambitioniert zu nennen,
ist angesichts der Entwicklungszeiten in der Raumfahrt fast schon untertrieben.
Zudem hatte SpaceX in jüngster Zeit auch mit Problemen zu kämpfen: Im
vergangenen Jahr explodierte eine Trägerrakete mit einem Dragon-Raumfrachter
an Bord kurz nach dem
Start, vor wenigen Wochen kam es zu einem Unfall vor dem Start, wobei eine
SpaceX-Rakete
samt Nutzlast in Flammen aufging.
In seinem Vortrag dachte Musk aber schon über den Mars hinaus: Künstlerische
Darstellungen zeigten sein "interplanetares Transportsystem" vor den Ringen des
Saturn und im Orbit des Gasriesen Jupiter. Auch eine Landung auf dem Jupitermond
Europa war zu sehen - mitsamt einer Gruppe von Weltraumtouristen auf der
Oberfläche des geheimnisvollen Eismondes (siehe unser heutiges
Bild des Tages).
Wissenschaftlern, die sich für potentielles Leben auf diesem Mond interessieren,
dürfte diese Vorstellung eher ein Gräul sein.
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