Kometenlander Philae entdeckt
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
5. September 2016
In wenigen Wochen endet die Mission der Kometensonde
Rosetta durch das Aufsetzen auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko.
Jetzt hat das Kamerasystem an Bord der Sonde noch eine spektakuläre Entdeckung
gemacht: OSIRIS nahm den kleinen Lander Philae auf, der im November
2014 auf dem Kometen gelandet war.
Das OSIRIS-Kamerasystem auf Rosetta konnte
Philae an seinem Standort auf dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
kurz vor Missionsende noch ausfindig machen..
Bild: ESA / Rosetta / MPS für OSIRIS Team
MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP /
IDA / ESA / Rosetta / NavCam [Ansicht
mit weiterer Umgebung] |
Der Kometenlander Philae ist gefunden. Am 2. September 2016 nahm die
OSIRIS-Kamera auf der Raumsonde Rosetta die entscheidenden Bilder von
der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko auf. Sie zeigen den Lander
schräg in einer Schlucht liegend, zwei der drei Landebeine deutlich sichtbar.
"Jetzt haben wir endlich das Gesamtbild von Philae", sagt Dr. Koen Geurts vom
Philae-Kontrollzentrum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) in Köln. "Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass wir Glück gehabt
haben, denn zehn Meter weiter in der Schlucht hätte Philae vermutlich
kein Sonnenlicht mehr gesehen."
Die Wissenschaftler des Philae-Kontrollzentrums haben bereits
begonnen, den Verlauf der Landung und den Betrieb des Landers im Spiegel der
neuen Bilder zu analysieren. "Wir sind gespannt herauszufinden, wie genau der
nun bekannte Landeort die Funktion des Landers und den Funkkontakt
beeinflusste", so Geurts weiter. Auch die bisherigen wissenschaftlichen
Ergebnisse können mit Philaes genauem Landeort besser analysiert
werden.
"Wie wir es bereits in Bildausschnitten der Landerkamera sehen konnten, steht
Philae sehr im Schatten nah an einer Felswand", erläutert Dr. Ekkehard
Kührt, Planetenforscher am DLR und Mitglied des OSIRIS-Teams. "Nun mit den neuen
OSIRIS-Bildern können wir den Sonnenstand bei unseren Experimenten
zurückverfolgen und beispielsweise Temperaturmessungen besser interpretieren."
Auch Prof. Tilman Spohn, Leiter des DLR Instituts für Planetenforschung und des
Teams der Thermalsonde MUPUS freut sich: "Das ist eine großartige Leistung des
OSIRIS Teams und ein Meilenstein für die Weltraumfahrt! Wir wollen jetzt sehen,
worauf wir mit MUPUS gehämmert haben und die Interpretation unserer
Infrarotmessungen verbessern."
Schon zuvor war Philae oberhalb eines Kraterrandes direkt auf dem
Kopf des entenförmigen Kometen vermutet worden. Doch bisherige Bilder zeigten
nur einzelne Pixel, die auf Philae hindeuten konnten. Die aktuellen
Bilder wurden mit einer größeren Auflösung von fünf Zentimetern pro Pixel in
geringerem Abstand von nur 2,7 Kilometern zum jetzt weniger aktiven Kometen
aufgenommen und zeigen nun eindeutig den mit einem Meter Durchmesser sehr
kleinen Philae.
"Es war extrem schwierig, den Lander in dem unebenen, dunklen Gelände zu
orten und mit Sicherheit zu bestätigen", ergänzt Kührt. "Wir sind glücklich und
gerührt, dass es nun doch noch in den letzten Tagen vor dem Ende der Rosetta-Mission
am 30. September gelungen ist."
Zwei Stunden dauerten am 12. November 2014 die Hüpfer, mit denen Philae
von seinem ursprünglichen Landeplatz Agilkia zu seinem etwa einen Kilometer
entfernten heutigen Landeplatz Abydos flog. Die Harpunen, mit denen Philae
sich hätte verankern sollen, feuerten nicht – und die Eisschrauben in seinen
Füßen konnten das Landegerät nicht ausreichend befestigen.
Für das Team im DLR-Kontrollraum fing nach der spektakulären Landung die
Arbeit erst richtig an: Fast 60 Stunden betrieben sie den Lander, kommandierten
seine zehn Instrumente an Bord und drehten ihn am Ende auch noch in Richtung
Sonnenstrahlen. Schon damals wusste man: Dort, wo er nun steht, ist es sehr
schattig und kalt. Die Sonne erreichte den Lander an jedem
12,4-Stunden-Kometentag nur für knapp anderthalb Stunden.
Die Thermalsonde MUPUS versuchte, sich in den Kometen zu hämmern, stieß auf
eine harte Eisschicht und konnte Temperaturen bis unter minus 180 Grad Celsius
messen. Die Aufnahmen der ROLIS- sowie der CIVA-Kamera zeigten uns außerdem eine
eher zerklüftete, schattige Umgebung, die mit den neuen OSIRIS-Bildern nun aus
einer anderen Perspektive bestaunt werden kann.
Rosetta ist eine Mission der ESA mit Beiträgen von ihren
Mitgliedsstaaten und der NASA. Rosettas Lander Philae wird von
einem Konsortium unter der Leitung von DLR, MPS, CNES und ASI beigesteuert. Die
Kamera OSIRIS wurde von einem Konsortium unter der Leitung des
Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung gebaut.
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