Herbstbeginn und ein Mond im Halbschatten
von
Stefan Deiters astronews.com
1. September 2016
Der Sommer geht allmählich zu Ende: Am 22. September beginnt
offiziell der Herbst. Auch am Himmel übernehmen langsam die Sterne des Herbstes
das Regiment. Planeten sind vor allem in der ersten Nachthälfte zu sehen. Merkur
allerdings erscheint zum Monatsende am östlichen Morgenhimmel. Am 16. September
gibt es zudem eine Halbschattenfinsternis des Mondes.

Blick nach Osten am Morgen des 29. September vor
Sonnenaufgang. Merkur ist links unterhalb der dünnen Sichel
des Mondes zu erkennen. Der Mond ist hier vergrößert
dargestellt. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Das war er also, der Sommer 2016. Zumindest in den letzten Tagen des Augusts
hat er seinem Namen noch einmal alle Ehre gemacht. Ab heute nun ist Herbst,
zumindest für die Meteorologen. Die Wetterexperten wollen sich bei ihren
Statistiken nicht mit den "krummen" Anfangsterminen der astronomischen und
kalendarischen Jahreszeiten herumschlagen. Sie haben daher die Anfänge der
meteorologischen Jahreszeiten einfach auf den jeweiligen Monatsersten
vorverlegt.
Wer sich nach den "echten" Jahreszeiten richten möchte, der hat noch
etwas mehr als drei Sommerwochen vor sich. Für den beginnt der Herbst
nämlich erst am 22. September um 16.21 Uhr MESZ. Ab
dann sind auf der Nordhalbkugel der Erde die
Tage wieder kürzer als die Nächte. Und dass die Tage kürzer werden, macht sich
besonders in der Zeit um die Tag- und Nachtgleiche sehr deutlich bemerkbar.
Das Ende des Sommers ist auch am nächtlichen Sternenhimmel
zu sehen: Zwar sind dort noch immer die Konstellationen zu finden, die uns auch in
den letzten Monaten schon bei unserem Rundgang am Himmel begleitet haben, doch
lassen sich inzwischen auch die
Sternbilder des Herbstes immer besser beobachten. Ein Beispiel ist das
auffällige Rechteck des Pegasus. Dessen nordöstlicher Stern,
Sirrah oder Alpheratz genannt, ist übrigens schon Teil des Sternbilds Andromeda.
Wer am Abend einen freien Blick nach Südosten hat, kann hier einen
vergleichsweise hellen Stern, nämlich Fomalhaut, oder Alpha
Piscis Austrini, entdecken. Er ist der achtzehnthellste Stern am Nachthimmel
und liegt in rund 25 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Südlicher Fisch
(lateinisch Piscis Austrinus).
Eine gedachte Linie von Fomalhaut zu Atair im
Sternbild Adler, dem zwölfthellsten Stern am Nachthimmel, hilft einem auch, ein
anderes, weniger auffälliges Sternbild zu finden, das wegen seiner Form auch hin und wieder als "Lächeln am
Himmel" bezeichnet wird - das Sternbild Steinbock [Findkarte].
Es liegt in der Mitte unterhalb der Verbindungslinie der beiden hellen Sterne. Der Hauptstern des
Steinbocks, Alpha Capricorni (die westliche Ecke des Sternbildes), besteht eigentlich
aus zwei Sternen, was sich schon mit guten Augen erkennen lässt. Mit einem Fernrohr kann man auch das einzige Deep-Sky-Objekt
ausmachen, das der Steinbock zu bieten hat: den Kugelsternhaufen M30.
Manche Sternbilder sind das ganze Jahr über am Himmel zu sehen. Dazu gehört
etwa das Sternbild Kepheus (Cepheus), das im September jedoch
besonders hoch am Himmel steht. Seine Form erinnert an ein Haus, dessen Spitze ungefähr auf den Himmelspol
zeigt. Das Sternbild - oder genauer, einer seiner Sterne, nämlich Delta Cephei -
wurde Namensgeber einer in der Astronomie sehr wichtigen Gruppe von Sternen, der so genannten Cepheiden.
Cepheiden sind pulsierende Sonnen, die die Astronomen zur
Entfernungsmessung verwenden. Sie ändern regelmäßig ihre Helligkeit und aus den
Perioden dieser Helligkeitsänderungen lässt sich die tatsächliche Helligkeit des
Sterns berechnen. Ist diese bekannt, kann man durch Vergleich mit der
beobachteten Helligkeit auf der Erde die Entfernung des Sterns bestimmen.
Im Sternbild Kepheus befindet sich auch der Stern Mu Cephei, der vor allem im
Fernglas durch seine tiefrote Farbe auffällt. Der berühmte Astronom Sir Wilhelm
Herschel nannte diesen Stern daher auch "Granatstern". Bei ihm handelt es sich
um einen Roten Riesenstern, dessen Helligkeit durch Pulsationen in seiner
äußeren Hülle schwankt.
Wer sich mehr für die Objekte unseres Sonnensystems interessiert, der
findet unseren Nachbarplaneten Venus im Westen am Abendhimmel.
Sie geht allerdings recht früh unter und befindet sich im Sternbild Jungfrau.
Auch unser anderer Nachbar, der Mars, ist nur am Abendhimmel zu
sehen. Er verabschiedet sich im Laufe des Monats immer früher vom Himmel und ist abends tief im
Südwesten zu finden. Er steht im Sternbild Schütze.
Der größte Planet des Sonnensystems, der Jupiter, ist im
September gar nicht am Himmel auszumachen und steht gehen Ende des Monats in
Konjunktion zur Sonne. Der Ringplanet Saturn ist nur in der
ersten Nachthälfte zu sehen. Abends steht er bereits im Südwesten im Sternbild
Schlangenträger.
In der letzten Woche des Monats ist zudem der sonnennächste Planet
Merkur am Morgenhimmel auszumachen. Er ist vor Sonnenaufgang nur wenige
Grad über dem östlichen Horizont zu sehen. Seine höchste Helligkeit erreicht er
zur Monatswende. Ganz in der Nähe von Merkur kann man am 29. September die
schmale Sichel des Mondes sehen.
Für Sternschnuppenfreunde ist der September kein wirklich guter Monat: Anfang
September sollten noch einige Sternschnuppen der Alpha-Aurigiden
zu entdecken sein, die bereits in der Nacht zum 1. September ihr Maximum erreicht
hatten. Ihr Ausstrahlungspunkt oder Radiant liegt in der Nähe des Sterns Kapella
im Fuhrmann. Den ganzen September aktiv sind die Pisciden, die
aus dem Sternbild Fische zu kommen scheinen. Ihr Maximum erreichen sie um den
20. September, die beste Beobachtungszeit liegt zwischen 22 Uhr und 4 Uhr. Ende
September könnten auch schon einige Tauriden mit Radiant im
Stier zu sehen sein.
Der September bietet zudem eine weitere Besonderheit: Außer der
ringförmigen Sonnenfinsternis am 1. September, die allerdings von
Mitteleuropa aus gar nicht zu sehen ist, gibt es am 16. September eine
Halbschattenfinsternis des Mondes. Wenn der Mond bei uns gegen 19.30
Uhr MESZ aufgeht, hat die Finsternis bereits begonnen. Die Mitte der Finsternis ist um 20.54
Uhr MESZ erreicht, dann befinden sich 93,3 Prozent des Mondes im Halbschatten
der Erde. Mit bloßem Auge wird man aber kaum eine Verdunklung es Vollmonds
wahrnehmen können.
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