Zu viel Wasser ist schlecht für Leben
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bremen astronews.com
24. Juni 2016
Flüssiges Wasser gilt als Grundlage für Leben wie wir es
kennen. Um manche Sterne haben Astronomen inzwischen Planeten entdeckt, bei
denen es sich theoretisch um gewaltige Wasserwelten handeln könnte - optimale
Bedingungen für Leben also? Doch ganz so einfach ist es wohl nicht: Zu viel
Wasser könnte für die Entstehung von Leben eher hinderlich sein.

So könnte der Planet Kepler-62f aussehen.
Bild:
NASA/Ames/JPL-Caltech [Großansicht] |
Allgemein gilt flüssiges Wasser als Voraussetzung für die Entwicklung von Leben
auf fremden Planeten. Die Suche nach Planeten mit flüssigem Wasser ist daher in
den vergangenen Jahren deutlich intensiviert worden. Eine neue Studie legt nun
jedoch nahe, dass zu viel Wasser für die Entstehung des Lebens eher hinderlich
sein könnte.
Die Wissenschaftler waren der Frage nachgegangen, wie sehr große Mengen an
Wasser die Entwicklung eines Planeten beeinflussen und welche Auswirkungen dies
auf die Entstehung von Leben hat. Dabei fand das Team um Dr. Jan Hendrik
Bredehöft von der Universität Bremen und Dr. Lena Noack von der Königlichen
Sternwarte von Belgien in Brüssel heraus, dass sehr tiefe Ozeane unter ihrem
eigenen Gewicht zu einer seltenen Form von Hochdruckeis werden können.
Wenn der Kern des Planeten genügend Hitze produziert, kann dieses sogar Eis von
unten schmelzen, so dass sich eine massive Eisschicht zwischen einem oberen und
einem unteren Ozean bildet. Eine solche Eisschicht trennt die Atmosphäre vom
Meeresboden. Dies macht die Entstehung des Lebens, dass sowohl auf Mineralien
als auch auf organische Materie aus der Atmosphäre angewiesen, ist ziemlich
schwierig.
"Dass sich tatsächlich in sehr großen Wassertiefen von hundert und mehr
Kilometern Hochdruckeis bilden kann, ist erstaunlich genug", so Bredehöft, "dass
dieses Eis dann jedoch von unten schmelzen kann und sich zwei Ozeane
übereinander bilden, ist schon sehr bizarr."
Ein Ozean-Planet von der Größe der Erde, bildet ab etwa 170 Kilometern
Wassertiefe Eis am Meeresboden. Dies entspricht mehr als der 15-fachen Tiefe des
tiefsten Punktes der Erde. Mit den beiden extrasolaren Planeten Kepler-62e und
Kepler-62f sind 2013 zwei Planeten entdeckt worden, deren Größe und Dichte
tatsächlich in einem Bereich liegen, in dem derart tiefe Ozeane auf ihnen
möglich sind.
Doch auch in unserem Sonnensystem vermutet man auf einigen Monden des Saturn-
und Jupitersystems große Ozeane, die unter einer Eisschicht verborgen liegen.
Derzeit prüfen die Forscher, wie sich ihr Modell auf den Jupitermond Enceladus
und auf den Saturnmond Titan anwenden lassen, und was sich über die Möglichkeit,
dass diese Monde Leben beherbergen könnten, herausfinden lässt.
Über die Ergebnisse berichtete das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Icarus erschienen ist.
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