Sommeranfang und Saturn in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juni 2016
Der Juni bringt die kürzesten Nächte des Jahres - dabei wäre
doch am Himmel so viel zu sehen: Nicht nur die Sternbilder des Sommers laden zu
einem Spaziergang ein, auch der Ringplanet Saturn lohnt einen Blick, befindet er
sich doch im Juni in Opposition zur Sonne. Der Mars ist weiterhin prominent am
nächtlichen Himmel vertreten. Offiziell beginnt der Sommer in der Nacht vom 20.
auf den 21. Juni.

Blick nach Süden gegen Mitternacht am 17. Juni 2016. Saturn
(links), Mond und Mars (rechts) prägen das Bild. Der helle
Stern unterhalb von Saturn ist Antares. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Über die Temperaturen konnte man sich in den vergangenen Wochen eher nicht
beschweren, sie waren schon vergleichsweise sommerlich. Wären da nur die
starken Gewitter und Unwetter nicht gewesen, die in manchen Teilen Deutschlands
für erhebliche Schäden und sogar für Tote gesorgt haben.
Heute beginnt nun offiziell der Sommer - zumindest für die Meteorologen. Für
diese fängt die wärmste Zeit des Jahres nämlich bereits am 1. Juni an, da die
Weltorganisation der Wetterfachleute festgelegt hat, dass die meteorologischen
Jahreszeiten immer am Ersten des Monats beginnen, in dessen letztem Drittel sie
bei den Astronomen anfangen. Das erleichtert das Führen von Statistiken
erheblich.
Wer sich lieber nach dem
kalendarischen und astronomischen Sommerbeginn, also der Sommersonnenwende,
richtet, muss noch rund drei Wochen warten: Für den beginnt der Sommer erst am
21. Juni um 0.34 Uhr MESZ. Natürlich hat die nahende Sommersonnenwende auch
einen "Nachteil": Ist diese erst einmal erreicht, werden die Tage wieder kürzer
und die Nächte somit länger.
Alle Freunde des Sternenhimmels wissen, dass dies aber nicht unbedingt
schlecht sein muss, gibt es doch am Himmel einiges zu sehen: Gegenwärtig sind es
beispielsweise die typischen Sternbilder des Sommers. Schaut man nach
Einbruch der Dunkelheit zum Beispiel nach Osten, erkennt man hier einige helle Sterne,
darunter Wega im Sternbild Leier, die in bläulich-weißer Farbe im Nord-Osten
aufgeht. Wega ist auch für Planetenforscher von großem
Interesse, hat man doch um den Stern eine Staubscheibe entdeckt, die nach
Ansicht der Forscher die Folge der Kollision zweier Planeten vor rund einer
Million Jahren ist (siehe
Spitzer:
Planetenkollision bei Wega vom 11. Januar 2005).
Wega ist 25 Lichtjahre von der Erde entfernt und der fünfthellste Stern am
nächtlichen Himmel und der zweithellste Stern am Nordhimmel. Sie strahlt 60-mal
heller als unsere Sonne und dürfte erst rund 350 Millionen Jahre alt sein. Die
beiden anderen Sterne des sogenannten Sommerdreiecks [Findkarte]
sind Deneb im Sternbild Schwan und Atair im Adler: Deneb ist
einer der größten bekannten Riesensterne und leuchtet 60.000-mal so hell wie
unsere Sonne und hat ihre 25-fache Masse. Atair ist nur etwa 16
Lichtjahre von der Erde entfernt und nur eineinhalb Mal größer als unser
Zentralgestirn.
Wer abseits von störenden Lichtern diese drei Sterne ausgemacht hat, kann
vielleicht auch das helle Band der Milchstraße erkennen, das sich von Nord-Osten
nach Süd-Osten erstreckt. Man schaut hier auf die mit unzähligen Sternen
bevölkerte Scheibe unserer Galaxie. Der Name "Milchstraße" ist sehr alt. Früher
beobachtete man dieses helle, milchige Band am Himmel, ohne zu wissen, um was es
sich dabei eigentlich handelt. So entstand der Name: Milchstraße, Milky way oder
auch Via Lactea.
Erst in der Zeit Galileos konnte man mit ersten Fernrohren erkennen, dass es
hier eine Unzahl von Sternen gibt und man in die Scheibe unserer Galaxie schaut.
Und erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde klar, dass das Universum
aus unzähligen Galaxien besteht und unsere Heimatgalaxie nicht etwa das gesamte
Weltall darstellt. So wurde der Begriff Milchstraße zum Namen für unsere
Heimatgalaxie.
Im Band der Milchstraße lassen sich mit einem Fernglas eine Vielzahl
interessanter Objekte entdecken: So findet man etwa östlich vom Stern Deneb im
Sternbild Schwan bereits mit bloßem Auge eine Region, die etwas heller
erscheint. Ein Fernglas und gute Sichtbedingungen offenbaren, um was es sich
handelt: um ein eigentümlich geformtes Sternentstehungsgebiet, den
Nordamerikanebel (oder auch NGC 7000) [Findkarte].
Er liegt in rund 2.300 Lichtjahren Entfernung und erinnert mit seinen Umrissen
an den nordamerikanischen Kontinent (siehe unser
Bild
des Tages vom 21. Januar 2009).
Unter den Planeten ist der Saturn der "Star" am Himmel:
Der Ringplanet
erreicht am 3. Juni im Sternbild Schlangenträger seine Oppositionsstellung zur Sonne. Er
ist damit die gesamte Nacht über zu sehen und der Erde besonders nah - am Tag
der Opposition sind es rund 1,35 Milliarden Kilometer.
Unser äußerer Nachbar Mars stand im Mai in Opposition zur
Sonne und ist noch immer ein markantes Objekt am nächtlichen Himmel. Er befindet
sich im Sternbild Waage und zieht sich vom frühen Morgenhimmel im Laufe des
Monats langsam zurück. Die Venus hingegen ist nicht zu sehen.
Sie befindet sich - von der Erde aus gesehen - gegenwärtig genau hinter der
Sonne. Der Jupiter, im Sternbild Löwe, ist inzwischen hauptsächlich in der ersten
Nachthälfte zu beobachten.
Im Juni gibt es auch eine ganze Reihe von Sternschnuppenströmen, allerdings
sind sie meist nur schwach ausgeprägt und schwer zu beobachten. So lassen sich
beispielsweise um den 27. Juni
mit etwas Glück die Juni-Draconiden beobachten, deren
Ausstrahlungspunkt im Sternbild Drache liegt. Die Libriden sind am
7. und 8. Juni aktiv, mit Radiant im
Sternbild Waage. Der Scorpius-Sagittarius-Strom, dessen
Radiant im Grenzbereich zwischen den Sternbildern Skorpion und Schütze liegt, ist den ganzen Monat über aktiv - mit einem Maximum zur Monatsmitte - allerdings
von Mitteleuropa relativ schlecht zu beobachten.
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