Riesenauftrag für Riesenteleskop
von Stefan Deiters astronews.com
18. Mai 2016
Mit einem Konsortium aus mehreren Firmen wurde heute in
Garching bei München der Vertrag über den Bau der Kuppel und der Teleskopstruktur für das European Extremely Large Telescope unterzeichnet. Mit
einem Volumen von 400 Millionen Euro ist es der größte Auftrag, der je von der
ESO ausgeschrieben wurde und zugleich auch der größte Auftrag in der Geschichte
der erdgebundenen Astronomie.
Das European Extremely Large Telescope soll
bis 2024 im Norden Chiles entstehen.
Bild: ESO / L. Calçada / ACe Consortium [Großansicht] |
Mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern wird das European Extremely Large
Telescope (E-ELT) einmal das größte im Optischen und nahen Infrarot beobachtende
Teleskop der Erde sein. Es soll auf einem Berggipfel im nördlichen Chile, ganz in der Nähe des
Very
Large Telescope, entstehen. Bei einer Zeremonie im Hauptquartier der europäischen Südsternwarte ESO in
Garching bei München wurde heute der Vertrag zum Bau der Kuppel und der
Teleskopstruktur mit einem Konsortium aus mehreren Firmen unterzeichnet.
Mit
einem Volumen von 400 Millionen Euro handelt es sich um den größten Auftrag, den
die ESO bislang vergeben hat und um den größten Auftrag in der Geschichte der
erdgebundenen Astronomie überhaupt. Der Auftrag umfasst Planung, Produktion,
Transport, Konstruktion, Montage vor Ort und Prüfung der Kuppel und
Teleskopstruktur.
Mit dem Bau des Riesenteleskops betreten die Ingenieure Neuland: Die drehbare
Kuppel wird einen Durchmesser von 85 Metern haben und eine Gesamtmasse von 5000
Tonnen. Auch die Teleskopaufhängung und Rohrstruktur mit einer sich bewegenden
Gesamtmasse von mehr als 3000 Tonnen stellt die Ingenieure vor ganz neue
Herausforderungen. Die Kuppel wird fast 80 Meter hoch sein, der Grundriss des
Teleskopbaus hat fast die Größe eines Fußballfeldes.
Das Riesenteleskop wird auf dem Berg Cerro Armazones gebaut, einem 3000 Meter
hohen Gipfel, der etwa 20 Kilometer vom Cerro Paranal entfernt ist, wo sich das
Very Large Telescope befindet. Der Bau der Zufahrtsstraße und die Einebnung des
Gipfels wurden bereits abgeschlossen. Die Arbeiten vor Ort an der Kuppel sollen
2017 beginnen.
"Mit dem E-ELT werden uns Entdeckungen gelingen, die wir uns heute noch gar
nicht vorstellen können, und es wird Menschen auf der ganzen Welt dazu
inspirieren, sich über Wissenschaft, Technologie und unserem Platz im Universum
Gedanken zu machen", zeigte sich ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw überzeugt:
"Die heutige Unterschrift stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung der
Inbetriebnahme im Jahr 2024 dar."
Die ESO hat inzwischen auch Aufträge über Entwicklung und Bau der ersten
Instrumente und die Konstruktion der adaptiven Optik für das Teleskop vergeben (astronews.com
berichtete).
Weitere Auftragsvergaben sollen in naher Zukunft folgen.
|