Mars in Opposition zur Sonne
von
Stefan Deiters astronews.com
20. Mai 2016
Der Planet Mars erreicht am Sonntag seine
Oppositionsstellung zur Sonne, die Erde befindet sich dann also genau zwischen
unserem Zentralstern und dem Roten Planeten. Der Mars ist in diesen Tagen die
gesamte Nacht über zu sehen und besonders nah und hell. Auch das
Weltraumteleskop Hubble hat daher den Mars unlängst ins Visier
genommen.
Hubbles Blick auf den Mars am 12. Mai 2016.
Bild: NASA, ESA, das Hubble Heritage Team (STScI /
AURA), J. Bell (ASU) und M. Wolff (Space Science Institute) [Großansicht] |
Wer sich etwas für Planeten interessiert oder regelmäßig unsere monatlichen
Himmelsvorschauen liest, weiß es längst: Steht ein Planet in Opposition zur
Sonne, ist er die gesamte Nacht über zu sehen. Er geht im Osten auf, wenn die
Sonne untergeht und geht im Westen unter, wenn die Sonne aufgeht.
Während der Oppositionsstellung liegen Planet, Erde und Sonne nämlich
praktisch auf einer Linie. Die Entfernung des Planeten von der Erde ist in
diesen Tagen vergleichsweise gering und er erscheint uns heller als zu anderen
Zeiten. Am kommenden Sonntag, also am 22. Mai 2016, um 13.10 Uhr MESZ erreicht
der Mars seine Oppositionsstellung. Der Rote Planet befindet sich im Sternbild
Skorpion und hat in diesen Tagen eine Helligkeit von -2,1 Magnituden.
Da sich sowohl Mars als auch die Erde auf einer elliptischen Bahn um die
Sonne bewegen, wird die geringste Entfernung zwischen Erde und Mars allerdings
erst am 30. Mai um 23.36 Uhr MESZ erreicht werden. Der Planet ist dann 75,28
Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
Das ist deutlich näher als während der letzten Mars-Opposition vor zwei
Jahren, jedoch nicht so nahe, wie im Jahr 2003, als der Abstand zur Opposition
nur 55,76 Millionen Kilometer betrug. Zu einem so geringen Oppositionsabstand
kommt es nur etwa alle 60.000 Jahre. Im Jahr 2018, zur nächsten Marsopposition, werden sich Mars und Erde aber immerhin auf bis zu 57,6 Millionen Kilometer annähern.
Diese relative Nähe um die Oppositionsstellung des Planeten nutzen die
Raumfahrtagenturen regelmäßig zum Start von Marssonden: Der Rote Planet lässt
sich dann nämlich vergleichsweise schnell und treibstoffsparend erreichen. So
startete die ESA ihre Mission ExoMars 2016, der Start eines von der
NASA geplanten Marslanders wurde im letzten Moment verschoben.
Auch wenn der Mars in diesem Jahr der Erde nicht so nahe kommt wie 2003 und
2018, sollte dies niemanden davon abhalten, einen Blick auf den Roten Planeten
zu werfen. Mit dem Teleskop lassen sich auf seiner Oberfläche auf jeden Fall
einige Strukturen ausmachen.
Auch das Weltraumteleskop Hubble hat bereits am 12. Mai 2016 zum
Roten Planeten geschaut. Auf der gestern veröffentlichten Aufnahme, die auf
Daten der Wide Field Camera 3 beruht, lassen sich Details ab einer
Größe von 30 Kilometern Durchmesser erkennen. Ins Auge fällt sofort die große
dunkle Region Syrtis Major Planum am rechten Rand, die auch schon Beobachter im
17. Jahrhundert registriert haben.
Südlich davon befindet sich das Becken Hellas Planitia, der größte
Einschlagkrater auf dem Mars. Das Becken hat einen Durchmesser von 1.800
Kilometern und entstand während eines gewaltigen Einschlags vor rund 3,5
Milliarden Jahren. In der Mitte des Bildes ist in leuchtendem Orange Arabia
Terra, eine ausgedehnte, verkraterte Hochlandregion zu sehen, die mit zu den
ältesten Landstrichen auf dem Planeten zählen dürfte.
Auch Wolken sind auf dem Bild zu sehen, etwa über Syrtis Major am rechten
Bildrand oder auch über der Südpolarkappe. Die nördliche Polkappe ist aktuell
vergleichsweise klein, weil auf der Nordhalbkugel des Planeten gerade Spätsommer
ist.
|