Weltraumteleskop setzt Exoplaneten-Suche fort
von Stefan Deiters astronews.com
25. April 2016
Das Weltraumteleskop Kepler hat am Freitag seinen
wissenschaftlichen Betrieb wieder aufgenommen. Das Teleskop hatte sich vor
einigen Wochen in einen Notfallmodus versetzt, konnte aber vom Betriebsteam
wieder flottgemacht werden. Kepler soll nun weiter nach extrasolaren
Planeten suchen. Der Grund für den Ausfall ist allerdings noch unklar.
Das Weltraumteleskop Kepler sucht nach
extrasolaren Planeten.
Bild: NASA [Großansicht] |
Das Weltraumteleskop Kepler sucht wieder nach bislang unbekannten
Planeten um andere Sonnen: Am Freitag teilte die amerikanische Raumfahrtbehörde
NASA mit, dass das Teleskop wieder im wissenschaftlichen Normalbetrieb arbeitet.
Die Vorbereitungen dazu hatten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch begonnen.
So mussten Zieldaten für das Teleskop zu Kepler transferiert und
überprüft werden, Logdateien und Zähler zurückgesetzt und der Beobachtungsplan
angepasst werden.
Anfang April hatte das Betriebsteam von Kepler während eines
regulären Funkkontakts festgestellt, dass sich das Teleskop in einem
"Notfallmodus" befindet (astronews.com berichtete).
Bei dieser Betriebsart stehen nur die grundlegendsten Funktionen zur Verfügung.
Das Team erklärte offiziell einen Notfall für das Teleskop, um so bevorzugten
Zugriff auf Kapazitäten des Deep Space Network
zur Kommunikation zu erhalten.
Nach einigen Tagen konnte Kepler dann aus dem Notfallmodus in einen
regulären Betriebsmodus zurückversetzt werden. Technische Daten wurden zur Erde
übertragen und es begann die Suche nach der Ursache für den Ausfall. Es war das
erste Mal, dass sich das Teleskop in einen solchen Zustand versetzt hatte.
Der Grund für die Schwierigkeiten ist dem Betriebsteam bislang noch nicht
klar. Man vermutet, dass es durch irgendein Ereignis zu zahlreichen Fehlalarmen
gekommen ist, die das System schließlich überfordert haben. Das kontrollierte
Ein- und Ausschalten der Computer und Untersysteme an Bord scheint das Problem
dann wieder behoben zu haben. Die Suche nach der eigentlichen Ursache soll aber
weitergehen, während die wissenschaftlichen Beobachtungen gemacht werden.
Die jetzt begonnenen Beobachtungen sind Teil einer großangelegten
Mikrolinsen-Beobachtungskampagne. Dazu peilt Kepler eine Region im
Milchstraßenzentrum an, wo über mehrere Wochen Millionen von Sterne überwacht und nach winzigen Helligkeitsschwankungen
gefahndet werden soll, die nicht
durch einen Transit, sondern durch den sogenannten Mikrolinsen-Effekt verursacht
werden. Wandert ein Objekt durch die Sichtlinie von der Erde zu einer fernen
Sonne, sorgt die Krümmung des Raums durch die Masse des Planeten kurzzeitig für
eine geringfügige Verstärkung des Lichts des fernen Sterns.
Ein solcher Linseneffekt ist vor allem von gewaltigen Galaxienhaufen
bekannt, deren enorme Masse das Licht von "hinter" dem Haufen liegender Objekte
verstärkt und so oftmals deren Beobachtung erst ermöglicht. Ein durch die
Sichtlinie wandernder Planet hat einen viel geringeren Effekt, sollte sich aber
mit der empfindlichen Kamera von Kepler noch immer nachweisen lassen. Vor allem
könnte man auf diese Weise auch planetenähnliche Objekte
aufspüren, die an keinen Zentralstern gebunden sind und zufällig die
Sichtlinie kreuzen.
Während der Kampagne sind ergänzende Beobachtungen mit zahlreichen
Teleskopen auf der Erde geplant. Würde nämlich ein solches Ereignis nicht nur
von Kepler aus dem All, sondern auch von der Erde aus beobachtet, ließe sich
durch Kombination der Daten der Ort des Objekts bestimmen, das für den Mikrolinsen-Effekt
verantwortlich war. Ein erster Vergleich der Kepler-Daten mit den Daten
von der Erde ist nach dem 24. Mai vorgesehen. Dann sollen nämlich während einer
dreitägigen Beobachtungspause Daten zur Erde übermittelt werden. Die Kampagne
wird anschließend noch bis zum 1. Juli fortgesetzt.
|