Merkur am Abendhimmel sichtbar
von
Stefan Deiters astronews.com
11. April 2016
Den Gasriesen Jupiter oder auch unseren Nachbarplaneten
Venus dürfte vermutlich jeder schon einmal am Abendhimmel gesehen haben -
bewusst oder unbewusst. Beim sonnennächsten Planeten Merkur ist das anders: Er
ist mit bloßem Auge nur schwer auszumachen und dies auch nur zu bestimmten
Zeiten. In diesen Tage ist es wieder einmal möglich.

Blick nach Westen am 18. April 2016 gegen 21.30 Uhr MESZ. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Merkur ist der kleinste und sonnennächste Planet in unserem Planetensystem.
Die mysteriöse Welt, die in einem Abstand von im Schnitt 58 Millionen Kilometern
unser Zentralgestirn umrundet, ist mit einem Durchmesser von knapp 4.880
Kilometern sogar kleiner als die großen Monde Titan oder Ganymed. Die Sonne
umrundet Merkur in nur rund 88 Tagen. Wegen seiner Nähe zu unserem Zentralstern
können auf der Tagseite des Planeten Temperaturen von über 420 Grad erreicht
werden.
Merkur ist der Erde deutlich näher als etwa der größte Planet des
Sonnensystems, der Jupiter. Trotzdem dürften viele den Merkur noch nie mit
bloßem Auge gesehen haben, während Jupiter manchmal am Himmel praktisch gar
nicht zu übersehen ist.
Das hat nicht allein mit der geringen Größe des Planeten zu tun: Da Merkur
deutlich innerhalb der Erdbahn die Sonne umläuft und nur eine vergleichsweise
geringe Entfernung zu unserem Zentralstern aufweist, entfernt er sich nämlich -
von der Erde aus betrachtet - am Himmel nie richtig weit von unserem
Zentralgestirn. Der Planet folgt praktisch der Sonne am Himmel oder eilt ihr
voraus.
Dieses Verhalten gleicht dem der Venus, die - wegen ihrer größeren Entfernung
zur Sonne - auch am Himmel einen größeren Abstand zu ihr haben kann, so dass sie
einige Stunden am Morgen oder am Abend auch bei völliger Dunkelheit zu sehen
ist. Merkur hingegen geht jeweils schon kurze Zeit nach der Sonne unter oder
aber nur kurz vor der Sonne auf.
Die besten Beobachtungsmöglichkeiten für die Planeten, die innerhalb der
Erdbahn um die Sonne kreisen, bieten sich rund um die Zeiten, in denen sie -
wieder von der Erde aus gesehen - einen möglichst großen Abstand von der Sonne
aufweisen. Astronomen nennen diesen Abstand die "Elongation". Merkur erreicht
seine nächste "größte Elongation" am 18. April 2016. Bis Anfang der kommenden Woche dürfte der kleine Planet daher vergleichsweise
einfach am Himmel aufzuspüren sein. Wer also Merkur noch nie selbst beobachtet
hat, für den bietet sich nun die Chance. Es ist zudem die einzige gute
Abendsichtbarkeit des Planeten in diesem Jahr.
Bei klarem Himmel lohnt sich also
in den kommenden Tagen ein Blick an den freien Westhorizont, wo Merkur etwa eine halbe
Stunde nach Sonnenuntergang zu sehen sein sollte. Schon gegen 22 Uhr MESZ wird
er allerdings nicht mehr auszumachen sein - vor der größten Elongation ist er
sogar noch kürzer zu sehen. Man hat also nicht viel Zeit, den Planeten aufzuspüren. Ab Mitte der
kommenden Woche wird die Beobachtung mit bloßem Auge dann immer schwieriger.
Selbst mit einem Fernglas ist die Merkurbeobachtung nicht einfach: Da der
Planet immer nur knapp über dem Horizont zu finden ist, muss sein Licht dichte
und oft turbulente Schichten der Erdatmosphäre durchdringen. Er erscheint daher
nur als verschwommenes Objekt, auf dem keinerlei Strukturen zu erkennen sind.
Allerdings lässt sich mit einem kleinen Teleskop oder einem guten Spektiv ein
anderes Phänomen beobachten, das nur bei den inneren Planeten zu verfolgen ist:
Wie die Venus zeigt auch der Merkur Phasen. Am 15. April ist die
"Halbmerkur-Phase" erreicht, anschließend wird der Planet mehr und mehr zu einer
schmalen Sichel.
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