Der junge Stern und die Staubwolke
von Stefan Deiters astronews.com
11. Februar 2016
Die europäische Südsternwarte ESO hat gestern eine neue
Aufnahme des Reflexionsnebels IC 2631 veröffentlicht, der rund 500 Lichtjahre
von uns entfernt im Sternbild Chamäleon liegt. Der Nebel leuchtet, weil Staubpartikel das Licht eines jungen Sterns reflektieren.
In der Region dürften bald noch weitere junge Sterne entstehen.
Blick auf den Reflexionsnebel IC 2631.
Bild:ESO [Großansicht] |
Im Mittelpunkt der gestern von der europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichten Aufnahme steht der Nebel IC 2631, den Astronomen als
Reflexionsnebel klassifizieren. Das bedeutet, dass dieser Nebel kein eigenes
Licht aussendet, sondern die Staubpartikel in den Gaswolken lediglich die
Strahlung eines Sterns reflektieren und streuen.
Reflexionsnebel wie IC 2631 unterscheiden sich damit deutlich von den
sogenannten Emissionsnebeln: Bei diesen wird nämlich das Gas in der Wolke durch die intensive Strahlung eines nahegelegenen Sterns selbst zum
Leuchten angeregt.
IC 2631 befindet sich rund 500 Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Chamäleon. Es ist der hellste Nebel in einer als
Chamäleon-Komplex bekannten Region, in der unzählige neue Sterne entstehen.
Der Stern, der für das "Leuchten" von IC 2631 verantwortlich ist, trägt die
Bezeichnung HD 97300 und ist ein sogenannter T-Tauri-Stern. Obwohl HD 97300
einer der jüngsten und auch massereichsten und hellsten Sterne in der Region
ist, handelt es sich bei ihm nicht wirklich um einen stellaren Riesen: T-Tauri-Sterne
sind Sterne in der frühsten Phase ihrer Entwicklung und vergleichsweise massearm.
Sie werden also später einmal viele Milliarden Jahre lang Wasserstoff zu Helium
verbrennen.
Da sie sich aber noch in ihrer "Kindheit" befinden, sind sie größer und
heller, als sie während ihrer langen Zeit als "ausgewachsener" Stern einmal sein
werden. Noch haben sie in ihrem Inneren noch nicht damit begonnen die
elementaren Fusionsprozesse zu starten, die auch unsere Sonne zum Leuchten
bringen. Sie befinden sich noch in einer Phase der Kontraktion, die erst dann
zum Stillstand kommt, wenn es in ihrem Inneren heiß genug ist und die
Fusionsprozesse zünden.
Die von HD 97300 ausgesandte Strahlung hat nicht ausreichend Energie, um das Gas der
umliegenden Wolken zum Leuchten anzuregen. Daher sehen wir hier nur einen
Reflexionsnebel. Wären auch Emissionsnebel zu erkennen, wäre dies ein Hinweis
auf deutlich massereichere Sterne in der Region.
HD 97300 dürfte vermutlich nicht lange allein bleiben: Die Gaswolken in
seiner Nachbarschaft sprechen dafür, dass hier weitere Sterne entstehen werden.
Insbesondere die auf dem Bild deutlich sichtbaren Dunkelwolken sind Astronomen als Orte
bekannt, in deren Inneren neue Sonnen entstehen. Dunkelwolken erscheinen auf
Bildern oft als "Loch" im All. In ihnen befindet sich nämlich so viel Staub, dass sämtliches
Licht von Objekten hinter ihnen verschluckt wird.
Die Aufnahme basiert auf Daten, die mit dem Wide Field Imager
gewonnen wurden, der am MPG/ESO 2,2-Meter-Telescope in La Silla montiert ist.
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