Überlebt Leben meist nur kurz?
von Stefan Deiters astronews.com
25. Januar 2016
Astronomen entdecken immer mehr Planeten um ferne
Sonnen, die theoretisch lebensfreundliche Bedingungen bieten würden. Doch wie groß ist
die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort tatsächlich fortschrittliches Leben
entwickeln konnte? Zwei australische Forscher kommen nun zu einem ernüchternden
Ergebnis: Leben dürfte in den meisten Fällen sehr schnell wieder aussterben.

Mit dem Parkes-Radioteleskop in Australien
soll im Rahmen der "Breakthrough"-Initiative nach
Signalen von Zivilisationen auf anderen Planeten
gesucht werden. Doch wie groß sind die Chancen
auf Erfolg? Bild:
ANU / Wayne England [Großansicht] |
Weit über tausend Planeten haben Astronomen um andere Sonnen bereits entdeckt.
Bei vielen dieser Welten handelt es sich um Orte, die für Leben, wie wir es
kennen, absolut unbewohnbar wären. Einige Planeten allerdings befinden sich in
Regionen um ihren Stern, die die Existenz und die Entwicklung von Leben theoretisch
möglich machen sollten - und es werden immer mehr.
"Im Universum gibt es vermutlich unzählige bewohnbare Planeten", so Astrobiologe
Dr. Aditya Chopra von der Research School of Earth Science der Australian
National University (ANU). "Viele Wissenschaftler glauben daher, es sollte
außerirdisches Leben in großer Zahl geben."
Diese Ansicht teilen Chopra und sein Kollege Prof. Charley Lineweaver vom
Planetary Science Institute der ANU allerdings nicht: "Das frühe Leben ist sehr
zerbrechlich und wir glauben, dass es sich nur in seltenen Fällen schnell genug
entwickelt, um überleben zu können."
"Die Umweltbedingungen auf Planeten in der Anfangsphase sind meist instabil",
begründet Chopra die These der Forscher. "Um einen bewohnbaren Planeten
entstehen zu lassen, müssen Lebensformen in der Lage sein, Treibhausgase wie
Wasser und Kohlendioxid regulieren zu können, um so die Temperaturen auf der
Oberfläche stabil zu halten."
Vor rund vier Milliarden Jahren, so die Astrobiologen, könnten Erde, Venus und
Mars über lebensfreundliche Bedingungen verfügt haben. Nur rund eine Milliarde
nach ihrer Entstehung aber hatte sich die Venus in einen heißen Höllenplaneten und der Mars
in eine eisige Welt verwandelt. Sollte es bakterielles Leben auf der
Venus und dem Mars gegeben haben, war es nicht in der Lage, die schnell ablaufenden
Veränderungen auszugleichen und das Klima zu stabilisieren. "Das Leben auf der
Erde hatte vermutlich eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Klimas", so Lineweaver.
Ihre Theorie, so Chopra, würde eine einfache Erklärung dafür liefern, warum wir
- trotz der offenbar großen Zahl von "bewohnbaren" Planeten - noch immer keine
Spur einer außerirdischen Intelligenz entdeckt haben. "Das hat weniger mit der
Wahrscheinlichkeit zu tun, dass Leben oder intelligentes Leben entstehen kann,
sondern vielmehr mit dem nur sehr selten Auftreten von biologischen
Regulierungsmechanismen für Kreisläufe auf der Oberfläche von Planeten."
Der Grund also, warum wir bislang keine Signale Außerirdischer empfangen haben,
ist: Das Leben ist zu schnell wieder verschwunden, um überhaupt in der Lage
gewesen zu sein, Kontakt aufzunehmen. Chopra und Lineweaver glauben, dass
fast sämtliches Leben auf Planeten sehr früh wieder ausstirbt und haben dafür
den Begriff "Gaiascher Flaschenhals" geprägt.
"Eine der faszinierendsten Vorhersagen des Modells vom Gaiaschen Flaschenhals
ist, dass es sich bei den meisten Fossilien, die man von Leben auf anderen
Welten finden kann, um einfache Mikroorganismen handeln wird und nicht um
höherentwickeltes Leben wie Dinosaurier oder Menschen, für deren Entwicklung
viele Milliarden Jahre nötig sind", so Lineweaver.
Über ihr Modell berichten die Forscher in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astrobiology erschienen ist.
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