Cygnus-Raumfrachter auf dem Weg zur ISS
von Stefan Deiters astronews.com
7. Dezember 2015
Ein privater Raumfrachter vom Typ Cygnus ist
Sonntagabend an Bord einer
Trägerrakete vom Typ Atlas 5 zur Internationalen Raumstation ISS gestartet.
Der Raumfrachter des Unternehmens Orbital-ATK wurde erstmals mit einer
Atlas-Rakete gestartet, nachdem eine selbst entwickelte Antares-Rakete
im vergangenen Jahr beim Start explodiert war.
Start des Cygnus-Raumfrachters an Bord einer
Atlas-5-Rakete von Cape Canaveral aus.
Foto: NASA [Großansicht] |
Der Start eines Raumfrachters zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS
mit Lebensmitteln, Experimenten, Ersatzteilen und weiteren Materialien ist
inzwischen eigentlich schon keine Besonderheit mehr - zumindest dann nicht, wenn alles wie
vorgesehen abläuft. Dass gestern um 22.44 Uhr MEZ nun aber ein Cygnus-Raumfrachter
an Bord einer Trägerrakete vom Typ Atlas 5 erfolgreich zur ISS gestartet ist,
ist dennoch eine interessante Nachricht.
Die Cygnus-Raumfrachter werden nämlich vom Unternehmen Orbital-ATK im Auftrag der
NASA betrieben und dieses verwendet für den Start eigentlich die
selbst entwickelten Trägerraketen vom Typ Antares. Beim letzten Start eines
Cygnus-Raumfrachters
mit einer Antares von der Wallops Flight Facility der NASA in
Virginia im Oktober 2014 war die Rakete unmittelbar nach dem Abheben explodiert.
Der Startplatz war daraufhin unbenutzbar (astronews.com
berichtete)
Orbital-ATK, das durch eine Fusion von Orbital Science mit dem Unternehmen
ATK entstand, sollte bis 2016 insgesamt acht Versorgungsflüge im Auftrag der
NASA durchführen. Es ist eines von zwei privaten Unternehmen, die für die
amerikanische Raumfahrtbehörde die Versorgung der Internationalen Raumstation
ISS sicherstellen, nachdem die NASA selbst - nach Außerdienststellung der Space
Shuttle - keine eigenen Kapazitäten mehr hat.
Die Probleme mit der selbst entwickelten Antares-Trägerrakete haben Orbital-ATK
dazu bewogen, für zwei ihrer Versorgungsmissionen auf die bewährten
Trägerraketen vom Typ Atlas 5 auszuweichen. Der gestrige Start, der wegen
schlechter Wetterbedingungen in Cape Canaveral mehrfach verschoben werden
musste, war der 131. erfolgreiche Start in Folge im Rahmen des Atlas-Programms.
Eine zweite Cygnus-Mission mit einer Atlas 5 ist für März 2016 geplant. Ab Mitte
2016 hofft man bei Orbital-ATK wieder auf eine umgebaute Antares-Rakete
zurückgreifen zu können.
Das Cygnus-Raumschiff soll die ISS am Mittwoch erreichen. Wie die
konkurrierenden Dragon-Raumfrachter steuert sich Cygnus lediglich in eine
Position unmittelbar neben der ISS und wird von dort mit dem Greifarm der
Station an eine Andockschleuse bugsiert. Die Cygnus-Raumfrachter kehren
allerdings - anders als die Dragon von SpaceX - nicht zur Erde zurück. So wird
Cygnus bis Ende Januar an der ISS angedockt bleiben, mit nicht mehr benötigten
Gegenständen und Müll beladen und dann in der Erdatmosphäre zum Verglühen
gebracht.
Der Cygnus-Start ist einer von mehreren ISS-Flügen, die noch vor Weihnachten
geplant sind: So sollen am 15. Dezember mit einem Sojus-Raumschiff drei neue
Besatzungsmitglieder zur ISS starten und für den 21. Dezember ist der Start
eines russischen Progress-Raumfrachters zur ISS geplant.
Es war das erste Mal, dass mit einer Atlas-5-Rakete ein Raumschiff zur ISS
geschickt wurde. Das Unternehmen Boeing und der
Atlas-5-Betreiber United Launch Alliance planen jedoch die Nutzung von
Atlas-5-Raketen zum
Start des von Boeing entwickelten Raumschiffs CST-100, mit dem Boeing im Auftrag
der NASA auch Astronauten zur ISS bringen will. SpaceX setzt dabei auf die
selbst entwickelte Falcon 9 und eine erweiterte Variante ihrer
Dragon-Raumschiffe.
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