Sonnenobservatorium seit 20 Jahren im All
von Stefan Deiters astronews.com
2. Dezember 2015
Das Solar and Heliospheric Observatory von NASA und
ESA, besser bekannt unter dem Namen SOHO, ist seit 20 Jahren im Weltraum. Die
Sonnensonde startete am 2. Dezember 1995 zu einer eigentlich nur auf zwei Jahre
ausgelegten Mission. Doch bis heute liefert SOHO wichtige Daten über unseren
Zentralstern und hat ganz nebenbei schon mehr als 3.000 Kometen aufgespürt.
20 Jahre, 20 Bilder der Sonne. Auf diesen
Ansichten des Extreme Ultraviolet Imaging
Telescope von SOHO lässt sich an der Helligkeit
die unterschiedliche Aktivität unseres
Zentralsterns erkennen.
Bild: SOHO (ESA&NASA) [Großansicht] |
An detaillierte Ansichten der Sonne aus dem All in ganz unterschiedlichen
Wellenlängenbereichen haben wir uns inzwischen gewöhnt: Die beiden STEREO-Sonden
der NASA oder auch das Solar Dynamics Observatory lieferten und liefern
faszinierende Bilder unseres Zentralstern und damit wichtige Daten zum besseren
Verständnis des sogenannten Weltraumwetters, das auch unser Leben auf der
Erde beeinflussen kann.
Und dann gibt es natürlich noch das Solar and Heliospheric Observatory
(SOHO), das schon deutlich länger im Weltraum die Sonne ins Visier nimmt als die
anderen genannten Sonden: SOHO wurde vor genau 20 Jahren, am 2. Dezember 1995
gestartet. Ursprünglich war eine Mission von gerade einmal zwei Jahren geplant.
Das Observatorium beobachtet die Sonne von einem Punkt zwischen Sonne und Erde
aus, auf dem es rund 1,5 Millionen Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt
ist.
Dank mehrfacher Verlängerung der SOHO-Mission konnte das Teleskop
inzwischen fast zwei elfjährige Aktivitätszyklen der Sonne verfolgen - und ein
Ende ist noch nicht abzusehen. SOHO ist damit das am längsten aktive
Sonnenobservatorium. Es lieferte wichtige Daten über die Sonne, ihre Atmosphäre,
den Sonnenwind und die Partikelströme, die unser Zentralstern immer wieder ins
All ausstößt.
Eine besondere Rolle spielen diese Daten bei der Vorhersage des
Weltraumwetters. Bei gewaltigen Sonneneruptionen, den sogenannten koronalen
Massenauswürfen, werden große Menge an Plasma von der Sonne mit hoher
Geschwindigkeit ins All geschleudert. Befindet sich die Erde in der
Ausbreitungsrichtung solcher Eruptionen, führt das nicht nur zu Polarlichtern,
sondern es können auch Satelliten beschädigt und Kommunikationsverbindungen und
die Stromversorgung beeinträchtigt werden. Natürlich sind auch Astronauten im
All dadurch besonders gefährdet.
SOHO hat in den vergangenen Jahren mehr als 20.000 dieser Massenauswürfe
beobachtet, ihren Ursprungsort auf der Sonne und ihre Geschwindigkeit bestimmt
und so eine Vorhersage ermöglicht, ob und wann die Erde von einem "Sonnensturm"
betroffen sein wird.
"SOHO ist eine einmalige Quelle für die Erforschung des Weltraumwetters und
seine präzisere Vorhersage", so Bernhard Fleck, der SOHO-Projektmanager bei der
europäischen Weltraumagentur ESA, die SOHO gemeinsam mit der amerikanischen
Raumfahrtbehörde NASA betreibt. "Das Observatorium erlaubt es uns, koronale
Massenauswürfe besser zu verstehen und bietet zudem die Möglichkeit, jenen
Bereich des Weltraums zu erforschen, der unseren Zentralstern mit unserem
Planeten und dem übrigen Sonnensystem verbindet."
Darüber hinaus hat SOHO inzwischen mehr als 3.000 Kometen entdeckt, die
auf ihrer Bahn um die Sonne unserem Zentralstern nahe gekommen sind. "Ich bin
sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte, an dieser fantastischen Mission
mehr als 20 Jahre lang mitzuarbeiten - als Teil eines Teams von sehr talentierten und
engagierten Ingenieuren in der Industrie, bei der NASA, der ESA und an Instituten
und Universitäten auf der ganzen Welt", so Fleck auf der Webseite der ESA.
"Ich ziehe meinen Hut vor all den Ingenieuren und Wissenschaftlern, die diese
robuste Raumsonde und ihre erstklassigen Instrumente entwickelt und gebaut haben
und vor meinen Kollegen, die seit Jahren für ihren Betrieb zuständig sind und
ihre Daten analysiert haben, um daraus Neues zu lernen", so der Wissenschaftler.
"Wir hatten einen fantastischen Flug und es ist ganz sicher noch nicht zu Ende."
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