Schweizer Planetenjäger geehrt
von Stefan Deiters astronews.com
10. November 2015
Der Schweizer Planetenjäger Michel Mayor ist heute in Kyoto
mit dem Kyoto-Preis ausgezeichnet worden, mit dem die Inamori-Stiftung in jedem
Jahr drei Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen von Wissenschaft und
Kunst für ihr Lebenswerk ehrt. Der Preis gilt nach dem Nobelpreis als eine der wichtigsten Ehrungen
dieser Art und ist mit umgerechnet rund 362.000 Euro dotiert.
Michel Mayor erhielt heute den Kyoto-Preis
für sein Lebenswerk.
Foto: Inamori Foundation [Großansicht] |
Dr. Michel Mayor ist einer der wohl bekanntesten Planetenjäger,
beschäftigt sich also seit vielen Jahren mit der Suche nach und der Erforschung
von extrasolaren
Planeten. Mayor entdeckte im Jahr 1995 zusammen mit seinem Mitarbeiter Didier Queloz mit 51 Pegasi b den ersten extrasolaren Planeten
überhaupt, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist und eröffnete damit eines
der spannendsten Forschungsfelder der aktuellen Astrophysik.
Mayor und seine Team an der Sternwarte in Genf setzen bis heute auf die
sogenannte Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der die Astronomen nach dem
leichten Wackeln eines Sterns suchen, das durch einen umlaufenden Planeten
verursacht wird. Dieses Wackeln wird dabei durch eine leichte
Dopplerverschiebung im Spektrum des Sterns nachgewiesen, die wiederum dadurch
zustande kommt, dass sich der Stern durch dieses Wackeln regelmäßig ein wenig auf die Erde
zu- und wieder von der Erde wegbewegt.
Um solche äußerst geringen Bewegungen nachweisen zu können, benötigt man extrem
genaue Instrumente, in diesem Fall Spektrografen. Die Genfer Planetenjäger um Mayor entwickelten beispielsweise das Instrument HARPS, das an
ein Teleskop des La-Silla-Observatoriums der europäischen Südsternwarte ESO in
Chile montiert ist. Das Instrument zählt zu den erfolgreichsten
Planetenentdeckern
überhaupt und wird inzwischen durch ein zweites Instrument unterstützt, das von
der Nordhalbkugel der Erde - nämlich von der Kanareninsel La Palma - aus beobachtet
(astronews.com berichtete).
Mayor, heute 73, studierte in Lausanne in der Schweiz und promovierte dann an
der Genfer Sternwarte, die auch seine wissenschaftliche Heimat bleiben sollte.
Er erhielt bereits
zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Albert-Einstein-Medaille, den Shaw Prize,
die Goldmedaille der Royal Astronomical Society oder die
Karl-Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft.
Der Kyoto-Preis gilt neben dem Nobelpreis als eine der weltweit wichtigsten
Ehrungen in Kultur und Wissenschaft. Die von Dr. Kazuo Inamori, Gründer des
japanischen Unternehmens Kyocera, ins Leben gerufene Inamori-Stiftung ehrt
jährlich Preisträger in drei Kategorien für ihr Lebenswerk. Der Preis ist mit 50
Millionen Yen, zurzeit rund 362.000 Euro, pro Kategorie dotiert.
Die Preise wurde heute im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Kyoto
International Conference Center in der alten japanischen Kaiserstadt in den
Bereichen "Advanced Technology", "Basic Sciences" und "Arts und Philosophy"
verliehen. Außer Mayor wurden auch der Choreograf und künstlerische Direktor des
Hamburg Ballett John Neumeier und der Chemiker Dr. Toyoki Kunitake
ausgezeichnet.
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