Totale Mondfinsternis am Montagmorgen
von
Stefan Deiters astronews.com
24. September 2015
In der zweiten Hälfte der Nacht von Sonntag auf Montag lässt
sich von Mitteleuropa aus endlich einmal wieder eine totale Mondfinsternis in
voller Länge verfolgen. Zwischen 4.11 Uhr und 5.24 Uhr MESZ wird sich der Mond
komplett im Kernschatten der Erde befinden. Unser Begleiter wird der Erde zudem
besonders nahe sein und daher am Himmel ein wenig größer erscheinen als sonst.
Blick auf den durch den Schatten der Erde verfinsterten Mond.
Das Bild entstand am 21. Dezember 2010. Foto:
NASA/Bill Ingalls [Großansicht] |
Mit Mondfinsternissen wurde man in Mitteleuropa in letzter Zeit nicht
gerade verwöhnt: Nun aber hat das Warten ein Ende. In der Nacht von Sonntag
auf Montag, in den frühen Morgenstunden des 28. September 2015, wird eine
totale Mondfinsternis in voller Länge von Mitteleuropa aus zu beobachten sein.
Die Finsternis beginnt mit dem nicht wirklich wahrnehmbaren Eintritt des
Mondes in den Halbschatten der Erde um 2.10 Uhr MESZ. Zu einer deutlich
sichtbaren Verfinsterung des Mondes kommt es dann mit dem Eintritt in den
Kernschatten ab 3.07 Uhr MESZ. Komplett verdunkelt wird der Mond ab 4.11 Uhr
MESZ sein.
Die totale Phase der Finsternis dauert bis 5.24 Uhr MESZ. Ganz aus dem
Kernschatten der Erde befreit hat sich der Mond dann wieder um 6.27 Uhr MESZ,
die Finsternis endet mit dem Austritt aus dem Halbschatten um 7.24 Uhr MESZ.
Eine Mondfinsternis gibt es immer dann, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne
gerät und der Schatten der Erde den Mond verdunkelt. Das kann nur passieren,
wenn Sonne, Erde und Mond auf einer Linie liegen - also bei Vollmond. Bei der
Sonnenfinsternis ist es übrigens genau umgekehrt: Hier wirft der Mond einen
Schatten auf die Erde, der Mond muss sich also genau zwischen Erde und Sonne
befinden, was wiederum der Neumondposition entspricht.
Da die Mondbahn um die Erde aber nicht genau in der Ebene verläuft, in der
sich die Erde um die Sonne dreht, kommt es nicht jeden Monat zu einer Sonnen-
bzw. Mondfinsternis. Im Gegensatz zu einer Sonnenfinsternis ist eine
Mondfinsternis von überall dort zu beobachten, wo auch der Mond zu sehen ist.
So finster, wie der Begriff "Mondfinsternis" vermuten lässt, wird der Mond
dem irdischen Betrachter übrigens nicht erscheinen. Selbst im Maximum der
Verfinsterung ist der Erdbegleiter nicht schwarz oder gar unsichtbar, sondern
eher kupferfarben rötlich, mitunter auch bräunlich.
Dieser Farbeindruck resultiert aus der Lichtstreuung und -filterung des
Sonnenlichts in der Erdatmosphäre, die insbesondere das langwellige, rote
Sonnenlicht durchlässt und Richtung Kernschatten ablenkt, das kurzwelligere
Licht dagegen "verschluckt" und streut. Die Helligkeit des reflektierten Lichts
und seine Farbtönung ist auch ein Maß für die Verschmutzung der irdischen
Hochatmosphäre, insbesondere durch vulkanische Aktivität.
Die Mondfinsternis zu Wochenbeginn hält noch eine Besonderheit für den
Beobachter parat: Während der Finsternis ist uns der Mond nämlich besonders
nahe, da er am Montag auch den erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn um die Erde
durchläuft, das sogenannte Perigäum. Bei solchen Perigäums-Vollmonden kann der
Erdtrabant bis zu 14 Prozent größer und 30 Prozent heller erscheinen als bei
anderen Vollmonden - heller natürlich nur dann, wenn es nicht gerade eine
Mondfinsternis gibt.
Der Größenunterschied wird übrigens kaum jemanden auffallen, weil es am
Himmel keine Möglichkeit zum konkreten Größenvergleich gibt. Der Mond erscheint
am Himmel unterschiedlich groß, weil er die Erde nicht auf einer exakten
Kreisbahn umrundet. Während eines Umlaufs schwankt die Entfernung des Mondes von
der Erde dadurch zwischen etwa 356.400 und 406.700 Kilometern - also immerhin um
rund 50.000 Kilometer.
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