Schub für Suche nach außerirdischem Leben
von Stefan Deiters astronews.com
21. Juli 2015
Mit den sogenannten Breakthrough Initiatives wird die Suche
nach intelligentem Leben in fernen Sternsystemen deutlich ausgeweitet: Im Rahmen
des Projekts, das unter anderem von Stephen Hawking unterstützt wird, soll mit
zwei großen Radioteleskopen nach Signalen anderer Zivilisationen gefahndet
werden. Auch über eine Botschaft von der Erde ins All will man nachdenken.
Ein Fünftel der Beobachtungszeit des Green
Bank Telescope soll künftig für SETI
zur Verfügung stehen.
Bild: NRAO / AUI / NSF [Großansicht] |
Die Suche nach intelligentem Leben auf anderen Welten - besser bekannt als "SETI"
- führt in der astronomischen Forschung eher ein Schattendasein. So faszinierend
der Gedanke auch sein mag, andere intelligente Lebewesen aufzuspüren und
vielleicht sogar mit ihnen zu kommunizieren, so aussichtslos erscheint vielen
Wissenschaftlern eine solche Suche. Entsprechend gering sind die Mittel,
die für die SETI-Forschung zur Verfügung stehen.
Dies soll sich nun durch die Initiative eines russischen Unternehmers
ändern: Im Rahmen der "Breakthrough Initiatives" sollen über die kommenden zehn
Jahre insgesamt 100 Millionen US-Dollar für die SETI-Forschung zur Verfügung stehen. Das
Projekt hat prominente Unterstützer: Während der Vorstellung gestern in den
altehrwürdigen Räumen der Wissenschaftsorganisation Royal Society in London
wurden unter anderem prominente Astronomen und Wissenschaftler wie Sir Martin
Rees, der englische Astronomer Royal, Frank Drake, Geoff Marcy und Stephen
Hawking als Unterstützer des Projekts vorgestellt.
"Mit den Breakthrough Initiatives wollen wir auf Silicon-Valley-Manier nach
intelligentem extraterrestrischen Leben suchen", so Juri Milner, der das
Projekt finanziert. "Unser
Ansatz bei den Daten wird offen sein und auch soziale Netzwerke bei der
Problemlösung einbeziehen." Milner, der Mitbesitzer der russischen Mail.ru Group,
ist auch in Firmen wie Facebook oder Twitter investiert. Er hatte sich
schon zuvor im Wissenschaftsbereich engagiert: Die von ihm und anderen Investoren
gestifteten Breakthrough-Preise sind die höchstdotierten Wissenschaftspreise
überhaupt.
Im Rahmen des Vorhabens Breakthrough Listen sollen beträchtliche Teile des Himmels mit
leistungsfähigen Radioteleskopen nach Signalen außerirdischer Lebewesen
abgesucht werden. Ein signifikanter Teil des Geldes fließt daher in den "Kauf" von
Beobachtungszeit an zwei großen Radioteleskopen: am 100 Meter durchmessenden
Green Bank Telescope in den USA und am 64 Meter durchmessenden Parkes Telescope
in Australien.
"Ab dem nächsten Jahr werden etwa 20 Prozent der jährlichen Beobachtungszeit
des Green Bank Telescope dafür verwendet werden, eine große Zahl von Sternen und
Galaxien nach Radiosignalen von intelligenten Zivilisationen abzusuchen", so
Tony Beasley, der Direktor des National Radio Astronomy Observatory (NRAO), das
das Green Bank Telescope betreibt. "Wir freuen uns, bei der Beantwortung einer
der faszinierendsten Fragen der Wissenschaft und der Philosophie eine so
entscheidende Rolle spielen zu können, nämlich: Sind wir allein im
Universum?" Das Green Bank Telescope wird rund zwei Millionen US-Dollar
pro Jahr von der Initiative erhalten.
Die Durchmusterung soll die eine Million Sterne umfassen, die der Erde am
nächsten sind. Es werden das galaktische Zentrum und die galaktische Scheibe
abgesucht und zudem die 100 nächstgelegenen Galaxien anvisiert. Das Breakthrough-Listen-Programm wird dabei 50-mal empfindlicher
sein als bisherige SETI-Durchmusterungen und einen zehn Mal größeren Bereich des
Himmels abdecken. Außerdem wird es möglich sein, einen mindestens fünf Mal
größeren Bereich des Radiospektrums zu erfassen und dies 100-mal schneller als
bisher. Die so
gewonnenen Daten sollen öffentlich zugänglich sein und auch die zur Auswertung
entwickelte Software wird als Open-Source-Software allen zur Verfügung stehen.
Breakthrough Listen wird sich zudem auch am SETI@home-Projekt
beteiligen, in dessen Rahmen jeder Computerbenutzer bei der Suche nach Signalen
von außerirdischen Zivilisationen helfen kann. Ergänzt wird die Suche im
Radiobereich durch die Fahndung nach optischen Signalen anderer Zivilisationen,
die mit dem Automated Planet Finder Telescope des Lick Observatory durchgeführt
werden soll.
Einen weiteren, wenn auch kleineren Teil der Breakthrough Initiatives stellt
Breakthrough Message dar. Dabei geht es
um einen internationalen Wettbewerb, bei dem eine digitale Radiobotschaft
gesucht wird, die die Erde und die Menschheit am besten repräsentieren könnte.
Für den Wettbewerb stehen zusätzlich Preisgelder von insgesamt einer Million
US-Dollar zur Verfügung.
Die Verantwortlichen betonen jedoch, dass mit dem Wettbewerb nicht die
Verpflichtung verbunden sein soll, eine solche Botschaft auch ins All zu senden. Es ginge lediglich
darum, sich Gedanken über eine geeignete Sprache für die interstellare
Kommunikation zu machen und auch eine Diskussion über damit verbundene ethische und philosophische Fragen
anzuregen.
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