Junger Sternhaufen in alter Struktur
von Stefan Deiters astronews.com
7. Juli 2015
Die
europäische Südsternwarte ESO veröffentlichte in der vergangenen Woche eine neue
Aufnahme des offenen Sternhaufens NGC 2367. Bei dem Haufen handelt es sich um
eine Ansammlung von jungen Sternen, die offenbar zu einem weitaus größeren Nebel
gehört, der wiederum Teil einer deutlich älteren und weit ausgedehnten Struktur
im Randbereich unserer Milchstraße ist.
Der offene Sternhaufen NGC 2367.
Bild: ESO / G. Beccari
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Der offene Sternhaufen NGC 2367 liegt rund 7.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Großer Hund. Entdeckt wurde er am 20. November 1784 vom
deutsch-englischen Astronomen Wilhelm Herschel. Der Sternhaufen ist
vergleichsweise jung und existiert erst seit ungefähr fünf Millionen Jahren.
Entsprechend sind auch die Sterne in ihm jung und heiß und leuchten in einem
gleißend hellen, bläulichen Licht. Sie heben sich damit schön vom rötlichen
Leuchten des Wasserstoffgases in der Umgebung ab.
Offene Sternhaufen wie NGC 2367 sind in Spiralgalaxien wie der Milchstraße
nichts Ungewöhnliches. Sie bilden sich in der Regel eher in den äußeren
Bereichen der Spiralarme und haben meist kein sehr langes Leben: Da die Sterne
in offenen Sternhaufen durch ihre Gravitationskraft nur sehr schwach aneinander
gebunden sind, lösen sich die Haufen im Laufe von einigen Hundert
Millionen Jahren wieder auf.
Trotzdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Entwicklung einer Galaxie: Astronomen glauben nämlich, dass
die meisten Sterne einmal als Mitglied eines solchen Sternhaufens geboren wurden
- auch unsere Sonne. Allerdings sind im Falle unseres Zentralsterns alle seine
"Geschwister" inzwischen so weit verstreut, dass man sie heute nicht mehr
ausfindig machen kann.
Das Studium von Sternhaufen verrät den Wissenschaftlern somit einiges über die
Entstehung und Entwicklung von Sternen. Die Sterne eines solchen Haufens sollten
sich zudem alle zur gleichen Zeit und aus demselben Material gebildet haben,
so dass sie sich gut miteinander vergleichen lassen.
Wie viele offene Sternhaufen ist auch NGC 2367 von einem sogenannten
Emissionsnebel umgeben. Es handelt sich dabei um die Überreste des Materials, aus
dem die Sterne des Haufens einmal entstanden sind. Die intensive ultraviolette
Strahlung der massereichsten und heißesten Sterne regt dieses Gas zum Leuchten
an. Stellare Winde sorgen zusätzlich oft für faszinierende Strukturen in dem
Nebel.
Untersuchungen haben gezeigt, dass NGC 2367 und der den Sternhaufen umgebende
Nebel das Zentrum eines sehr viel größeren Nebels darstellen, der als Brand 16
bekannt ist. Dieser wiederum scheint zu einer noch viel ausgedehnteren Struktur
mit der Bezeichnung GS234-02 zu gehören. Diese Struktur, im Englischen "Supershell"
- also "Superschale" - genannt, liegt in den äußeren Bereichen der Milchstraße und
erstreckt sich über viele Hundert Lichtjahre.
GS234-02 entstand durch eine Reihe von sehr massereichen Sternen, die
intensive Sternenwinde ins All geblasen haben und so große Blasen aus heißem Gas
um sich entstehen ließen. Diese Blasen verschmolzen irgendwann zu einer
Superblase. Die massereichen Sterne explodierten bald alle in
Supernova-Explosionen und dies auch ungefähr zur gleichen Zeit. Dadurch dehnte sich die Superblase noch weiter aus und
verschmolz schließlich mit anderen
ähnlichen Superblasen. So entstanden Gebilde wie GS234-02. Es
handelt sich um eine der größtmöglichen Strukturen innerhalb einer Galaxie.
Die Daten für die Aufnahme wurden am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop des La Silla-Observatoriums
der ESO mithilfe des Wide Field Imager (WFI) gewonnen.
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