Beobachtungsflüge am Südhimmel
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
25. Juni 2015
Das Flugzeugteleskop SOFIA ist gegenwärtig in Neuseeland zu
Gast: Von Christchurch aus sollen noch bis zum 21. Juli insgesamt 14
Forschungsflüge absolviert werden, bei denen vor allem die Magellanschen Wolken
im Mittelpunkt des Interesses stehen. Am kommenden Montag allerdings soll SOFIA
eine Sternbedeckung durch Pluto beobachten.
Bei der Landung
auf dem Flughafen von Christchurch am 14. Juni
2015 wurde SOFIA von der Feuerwehr mit
Wasserfontänen begrüßt.
Foto: DSI / Thomas Keilig [Großansicht] |
Die fliegende Sternwarte SOFIA (Stratosphären Observatorium für Infrarot
Astronomie), ein Gemeinschaftsprojekt der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde
NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), ist am Freitag
der vergangenen Woche zum ersten Beobachtungsflug der diesjährigen
Neuseeland-Kampagne gestartet. Bis zum 20. Juli sind insgesamt 14
Forschungsflüge mit dem US-amerikanischen Instrument FORCAST (Faint Object
InfraRed-CAmera for the SOFIA Telescope) und dem in Deutschland gebauten
Ferninfrarotspektrometer GREAT (German REceiver for Astronomy at Terahertz
Frequencies) geplant.
Dabei werden vor allem Sternentstehungsgebiete in der Großen und der Kleinen
Magellanschen Wolke sowie in unserer Milchstraße im Fokus der Wissenschaftler
stehen. Mit zwei weiteren Instrumenten und der Sucherkamera des Teleskops soll
außerdem eine Sternbedeckung durch den Zwergplaneten Pluto beobachtet werden.
Von seinem Heimatflughafen in Palmdale, Kalifornien, war das fliegende
Observatorium bereits am 12. Juni in Richtung Hawaii gestartet, wo die Maschine
während eines vierstündigen "Pitstops" aufgetankt und das Pilotenteam
ausgewechselt wurde. Den siebenstündigen nächtlichen Flug nutzten die
Wissenschaftler an Bord, um mit dem Instrument FORCAST Gas- und Staubwolken im
Galaktischen Zentrum zu beobachten. Weitere zehn Stunden dauerte der Flug von
Honolulu nach Christchurch, wo SOFIA am 14. Juni von gespannten Plane-Spottern
erwartet wurde. Bis zum 20. Juli wird ein Team von über 100 Mitarbeitern,
darunter Wissenschaftler, Piloten, Wartungsmannschaften und Teleskop-Operateure,
die Messkampagne vor Ort durchführen.
Damit die SOFIA-Mission in Neuseeland wieder erfolgreich wird, bekam das
Observatorium auch "Beistand von oben": Am 15. Juni überbrachte eine Abgeordnete
der Ngāi Tahu-Maori den Segen der Ureinwohner Neuseelands für ein gutes Gelingen
der diesjährigen Kampagne. Diese wird diesmal besonders spannend: Am frühen
Morgen des 29. Juni gegen 5 Uhr Ortszeit soll mit der Infrarotkamera FLITECAM,
der optischen Kamera HIPO und mit der Sucherkamera des Teleskops, dem Focal
Plane Imager FPI, eine Sternbedeckung durch den Zwergplaneten Pluto
beobachtet werden.
Die Art und Weise, wie das Licht des Hintergrundsterns sich durch Pluto
verdunkelt und nach der Bedeckung wieder aufleuchtet, lässt Rückschlüsse auf die
Atmosphäre des Pluto zu. Dazu ist allerdings ein ausgezeichnetes "Timing"
erforderlich, denn der nur rund 2.000 Kilometer breite Schatten des Pluto rast
mit rund 80.000 Kilometern pro Stunde über den Südpazifik.
Besonders interessant ist diese Beobachtung, da nur 14 Tage später, am 14.
Juli, die Raumsonde New Horizons der NASA den Pluto in einem Abstand
von etwa 12.000 Kilometern passieren und mit einer Reihe von Instrumenten
erstmals aus der Nähe inspizieren wird. Diese recht kurzen Pluto-Beobachtungen
werden ebenso wie die von SOFIA gewonnenen Daten in die Langzeitforschungen zur
Pluto-Atmosphäre eingehen.
Nach der spannenden Pluto-Bedeckung wird SOFIA die astronomischen
Beobachtungen zunächst mit FORCAST fortsetzen, bevor in den beiden letzten
Wochen das von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in
Bonn entwickelte Spektrometer GREAT eingesetzt wird. Dabei nutzt SOFIA wie schon
beim Einsatz im Juli 2013 im neuseeländischen Winter die langen Nächte und die
geringe Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre für die Beobachtungen. Schon
kleinste Mengen Wasserdampf in der Luft "schlucken" einen Teil der
Infrarotstrahlung aus dem All. Dies ist auch der Grund, warum die Untersuchungen
vom Flugzeug aus in einer Höhe von rund 14 Kilometern durchgeführt werden - hier
ist der Wasserdampfgehalt wesentlich geringer als am Boden.
Bei den Forschungsflügen nehmen die Wissenschaftler vor allem die Kleine und
die Große Magellansche Wolke ins Visier. Diese beiden "Zwerggalaxien" -
unmittelbaren Nachbarn unserer Milchstraße - sind ausschließlich von der
südlichen Hemisphäre aus zu beobachten. Die Sternentstehungsgebiete darin sind
maximal "nur" rund 200.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Daher können die
Forscher mit Hilfe der Infrarot-Instrumente den gesamten Zyklus einer
Sternengeburt beobachten.
Ihr Ziel ist es, die 2013 in der ersten Neuseeland-Mission gesammelten Daten
zu ergänzen und weitere Himmelsregionen zu untersuchen. Unterstützt wird die
Mission von der US-amerikanischen National Science Foundation (NSF).
Diese betreibt während des neuseeländischen Sommers am Flughafen in Christchurch
ihr Antarktis-Forschungsprogramm und stellt ihre Einrichtungen nun für SOFIA zur
Verfügung. Am 24. Juli soll SOFIA nach einem erneuten Zwischenstopp in Hawaii
wieder in Palmdale eintreffen.
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