Neuer Blick auf eine einsame Galaxie
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juni 2015
NASA und ESA haben gestern eine neue Hubble-Aufnahme
der Galaxie NGC 6503 vorgestellt. Zwar ist das System nur etwa 18 Millionen
Lichtjahre von uns entfernt, doch liegt es an einem vergleichsweise einsamen
Ort, nämlich am Rand eines großen Leerraums. Mit einem Durchmesser von rund
30.000 Lichtjahren hat die Galaxie rund ein Drittel der Größe der Milchstraße.
Der neue Blick auf die Datei NGC 6503.
Bild: NASA & ESA
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Galaxien sind im Universum nicht gleichmäßig verteilt, sondern sammeln sich
in Gruppen, Haufen und Superhaufen. Auch unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße,
gehört zu einem kleinen Galaxienhaufen, der "lokalen Gruppe". Ein gestern von
ESA und NASA veröffentlichtes Bild des Weltraumteleskops Hubble zeigt mit NGC 6503 eine Galaxie, die
mit einer Entfernung von 18 Millionen
Lichtjahren zu den nächstgelegenen Nachbarn dieser lokalen Gruppe gehört und
trotzdem irgendwie recht einsam ist.
NGC 6503 befindet sich nämlich am Rand eines eigentümlich leeren Bereichs
des Weltraums. Astronomen nennen diese etwa 150 Millionen Lichtjahre
durchmessende Region den "Local Void", also den lokalen Leerraum. Hier finden
sich praktisch keine Galaxien, was einen messbaren Einfluss auch auf unsere
Milchstraße hat: Da aus diesem Bereich keinerlei gravitative Anziehungskräfte
wirken, wird unsere Heimatgalaxie von der Gravitationskraft anderer Galaxien von
diesem Leerraum weggezogen.
NGC 6503 befindet sich direkt am Rand dieses Leerraums. Die Galaxie hat einen
Durchmesser von etwa 30.000 Lichtjahren und damit ungefähr ein Drittel der Größe
der Milchstraße. Einen zentralen Bulge, also eine deutlich sichtbare
Konzentration von Sternen zum Zentrum hin, scheint die Galaxie nicht zu
besitzen.
Das Zentrum der Galaxie ist ein Beispiel für einen Galaxienkern, den
Astronomen als "Low Ionization Nuclear Emission-line Region" (LINER) bezeichnen.
Solche Galaxienkerne sind weniger leuchtstark als die hellen aktiven
Galaxienkerne und man vermutet, dass das zentrale supermassereiche Schwarze Loch
in diesen Galaxien gerade so viel Material zugeführt bekommt, dass es noch aktiv bleiben kann.
Die Daten für diese neue Aufnahme wurden mithilfe der modernen Wide Field
Camera 3 von Hubble gewonnen, so dass deutlich mehr Details erkennbar sind als auf
früheren Aufnahmen. Gut zu sehen sind helle rötliche Bereiche aus Gas in
den Spiralarmen und helle bläuliche Regionen, in denen sich neugeborene Sterne
befinden. Dunkle braune Staubschwaden winden sich zudem durch die Spiralarme und
den Zentralbereich.
Die Wide Field Camera 3 ist der Nachfolger der Wide-field and Planetary
Camera 2. Das Instrument wurde während der letzten Hubble-Wartungsmission im
Jahr 2009 montiert und bietet ein größeres Sichtfeld sowie eine höhere
Auflösung.
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