Warum ein Sonnensturm die Erde verfehlte
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
2. Juni 2015
Am 7. Januar 2014 schleuderte die Sonne mit hoher
Geschwindigkeit Material in Richtung Erde. Wissenschaftler und Techniker
bereiteten ihre Satelliten daraufhin auf das Eintreffen dieses Sonnensturms vor
und freuten sich auf imposante Polarlichter. Doch der Sturm verfehlte die Erde.
Durch Auswertung der Daten von sieben Raumsonden ergründeten Forscher nun die
Ursache dafür.
Der gewaltige Flare vom 7. Januar 2014 aus
der Sicht des Solar Dynamics Observatory der
NASA.
Bild: NASA / Solar Dynamcis Observatory
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Sogenannte Sonnenstürme, also Partikelwolken, die unser Zentralgestirn mit
hoher Geschwindigkeit Richtung Erde schleudert, können destruktive Auswirkungen auf technische Einrichtungen inner- und außerhalb der Erdatmosphäre haben. Deshalb nimmt die Verbesserung ihrer Vorhersagen in der Weltraumforschung eine zentrale Rolle ein.
Für eine neue Studie haben Wissenschaftler nun die Daten von sieben verschiedenen Raumsonden herangezogen.
Sie lieferten Informationen über die Sonnenkorona und den Sonnenwind und sogar Strahlungswerte von der Oberfläche des Mars
- letztere steuerte der Marsrover Curiosity der amerikanischen
Weltraumbehörde NASA bei. Ziel der Forscher war es, herauszufinden, warum der prognostizierte
"Super-Sonnensturm" vom 7. Januar 2014, der genau auf die Erde gerichtet schien, doch keine Auswirkungen hatte.
"Zu unserer großen Überraschung stellten wir fest, dass Sonnensturm-Unwetterfronten viel stärker in eine andere Richtung gelenkt werden können, als zuvor bekannt war", erläutert
Dr. Christian Möstl vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ursache dafür waren starke Magnetfelder in der Nähe der Quellregion, die den Sonnensturm von der Erde ablenkten.
"In diese Richtung hat sich der Sturm dann auch im Sonnenwind ausgebreitet und so die Erde nicht getroffen",
so Möstl weiter.
Wie in unserer vertrauten Umgebung, der unteren Atmosphäre der Erde, ändert sich auch das Wetter im Weltraum täglich. Alle paar Tage entstehen sogenannte Sonnenstürme, bei denen Wolken aus Plasma mit
einer Geschwindigkeit von Millionen von Kilometern pro Stunde von der Sonne in den interplanetaren Raum geschleudert werden. Befindet sich die Erde gerade in der richtigen
- oder wohl richtiger: falschen - Position, trifft ein solcher Sonnensturm auf das Erdmagnetfeld.
In der Folge können nicht nur Nordlichter auftreten, sondern auch Satelliten außer Kontrolle geraten oder es kommt sogar zu weitflächigen Stromausfällen. Auch auf einem Trip zum Mars müssten Astronauten gewarnt werden. Wie sich Sonnenstürme ausbreiten, ist daher von größter Wichtigkeit für exakte Prognosen und gleichzeitig wenig verstanden.
"Das Resultat der Studie wird zukünftige Weltraumwetter-Prognosen deutlich verbessern", freut sich Möstl.
Über ihre Studie berichten die Forscher jetzt in einem Fachartikel, der in
der Zeitschrift Nature Communications erschienen ist.
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