Lockerer Untergrund zwingt zu Kurswechsel
von Stefan Deiters astronews.com
26. Mai 2015
Ein unerwartet lockerer Untergrund hat das Team des Marsrovers Curiosity
zu einem kurzfristigen Kurswechsel gezwungen. Da sich ein zunächst für weitere
Untersuchungen ins Auge gefasster Bereich nur schwer erreichen lässt, wählte das
Team eine alternative Stelle aus. Auch hier treffen zwei unterschiedliche
Gesteinsschichten aufeinander.
Der Weg durch das Tal auf die andere Seite zu
interessanten Gesteinsschichten erwies sich für
Curiosity als zu schwer passierbar.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Gesamtansicht] |
Am vergangenen Donnerstag hatte der Marsrover Curiosity einen kleinen
Hügel erklommen und sich so einem Bereich genähert, in dem zwei unterschiedliche
Arten von Gesteinsschichten aufeinandertreffen. Der Rover hatte dabei Steigungen
von bis zu 21 Grad überwunden.
In der Region, in der nun detailliertere
Untersuchungen vorgenommen werden sollen, trifft eine Schicht aus eher blasserem
Material auf eine dunklere Gesteinsschicht. Das blassere Gestein war zuvor schon
in tieferen Hangbereichen gründlicher untersucht worden, das dunklere hingegen noch
nicht.
Ursprünglich hatte das Team geplant, diese aufeinandertreffenden
Gesteinsschichten an einer anderen Stelle zu untersuchen, doch erwies sich der
Weg dorthin als deutlich weniger passierbar als angenommen. Als man die
Schwierigkeiten des Rovers während der Fahrt bemerkte, entschied sich das Team
daher, ein alternatives Ziel anzusteuern, das leichter zu erreichen sein
sollte.
"Der Mars kann sehr trügerisch sein", meint Chris Roumeliotis, der
verantwortliche Fahrer von Curiosity am Jet Propulsion Laboratory
der NASA. "Wir wussten, dass Curiosity in diesen kleinen Riffelungen im
Sand sehr schnell ins Rutschen gerät, doch sah es so aus, als wäre direkt
daneben ein Gelände mit einem festeren Untergrund. Wir fuhren also um die
Sandriffelungen herum und dachten, dass wir nun auf einem griffigeren Boden
wären und es eine bessere Haftung gibt. Dummerweise stellte sich heraus, dass
auch dieser Bereich aus sehr lockerem Material besteht. Das hat uns und
Curiosity sehr überrascht."
Bei drei von vier Fahrten, die Curiosity zwischen dem 7. und 13. Mai
absolvierte, wurde ein so starkes Durchdrehen der Räder festgestellt, dass die
Fahrt von den Sicherheitssystemen an Bord abgebrochen wurde. Die
Steuerungssoftware vergleicht die tatsächlich zurückgelegte Strecke mit den
Umdrehungen der Räder und erkennt so eine schlechte Haftung des Rovers auf dem
Untergrund.
Curiosity sollte einen Bereich im östlichen Teil des sogenannten "Logan
Passes" für weitere Untersuchungen ansteuern. Dazu hätte der Rover die bislang
steilsten Hänge hinauffahren müssen. Wegen der Probleme und der Tatsache, dass
der Rover in dieser Region an einem Hang bereits einmal
etwas zur Seite weggerutscht ist, kehrte man lieber um und suchte nach einem
vergleichbaren Bereich, der etwas einfacher zu erreichen ist.
Das Team hat einige Tage lang Bilder des Rovers und der Sonde Mars
Reconnaissance Orbiter ausgewertet, um die beste alternative Route zu
bestimmen. Dabei hatten die Experten nicht nur das nächste Ziel im Blick, sondern
auch den weiteren Verlauf der Erkundungsmission in den Hängen des Zentralbergs
des Gale-Kraters.
"Ein Faktor, den das Wissenschaftsteam zu berücksichtigen hat, ist die Zeit, die
benötigt wird, um ein einzelnes Ziel zu erreichen, wenn noch eine ganze Reihe
weiterer Ziele vor einem liegt", erläutert Ashwin Vasavada vom Jet
Propulsion Laboratory. "Wir haben Bilder des Mars Reconnaissance
Orbiter verwendet, um eine alternative Stelle im Bereich des Logon Passes
zu finden, an der sich dieser geologische Kontakt untersuchen lässt. Es ist
schon etwas verrückt, wenn man einen Hügel zu einem Ziel hinauffährt, das wir
bislang nur von Satellitenbildern kennen und dann sieht man es plötzlich vor
sich."
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars
gelandet, um herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem Roten Planeten
einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt hätten. Dazu sollte
der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen untersuchen, die man
aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des Gale-Kraters entdeckt hatte.
Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings bereits bei ersten Tests der
Instrumente.
Inzwischen untersucht der Rover die Hänge des Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über die Klimageschichte des Roten Planeten
verraten könnten.
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