Eine Sonnenfinsternis zum Frühlingsbeginn
von
Stefan Deiters astronews.com
17. März 2015
Am kommenden Freitag beginnt auch für die Astronomen der
Frühling. Sollte es an diesem Tag tatsächlich frühlingshaftes Wetter geben,
lässt sich am Vormittag ein faszinierendes Schauspiel beobachten: eine
Sonnenfinsternis. Von Mitteleuropa aus ist sie als partielle Finsternis zu
beobachten. Im Nordwesten werden dabei über 80 Prozent der Sonne durch den Mond
verdeckt sein.

Aus dem Norden Deutschlands betrachtet werden am Freitagmorgen
ungefähr vier Fünftel der Sonne durch den Mond bedeckt sein
(Montage). Bild:
SOHO / MDI (ESA & NASA) / astronews.com |
Viele Menschen in Deutschland dürften sich noch an das Jahr 1999 erinnern:
Damals war aus dem Süden des Landes eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten -
ein Ereignis, das man, sofern man dafür nicht extra eine längere Anreise in Kauf
nimmt - oft nur einmal im Leben verfolgen kann: Die nächste totale
Sonnenfinsternis, die von Deutschland aus tatsächlich auch als totale Finsternis
zu beobachten ist, gibt es nämlich erst am 3. September 2081.
Doch es bleiben ja noch die partiellen Finsternisse, die zwar nicht ganz so
eindrucksvoll sind, aber auf jeden Fall einen - geschützten - Blick an den
Himmel lohnen. Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich die Scheibe des Mondes
zwischen Sonne und Erde und verdunkelt so die Sonne.
Totale Sonnenfinsternisse, also Finsternisse, bei denen die Sonne komplett
verdeckt wird, sind dabei nur in einem sehr eng begrenzten Bereich zu
beobachten, nämlich in all den Regionen, die vom Kernschatten des Mondes
überstrichen werden. In einem weitaus größeren Umfeld erscheint diese
Finsternis dann als partielle Finsternis. Von hier aus beobachtet, verdeckt
der Mond nur einen Teil der Sonnenscheibe.
So wird es auch am kommenden Freitag sein: Als totale Sonnenfinsternis wird
sich die Finsternis lediglich von einem Streifen im Nordatlantik, von den
Färöer-Inseln und von Spitzbergen aus beobachten lassen. Auch aus dem
deutschsprachigen Raum wird allerdings eine deutliche Verdunklung der Sonne zu
sehen sein: Im Nordwesten wird der Mond im Maximum der Finsternis mehr als 80
Prozent der Sonnenscheibe verdecken, im Südosten werden es noch immer etwas mehr
als 60 Prozent sein.
Die Dauer und die exakte Zeit der partiellen Finsternis ist für jeden Ort
leicht unterschiedlich: Sie beginnt ungefähr gehen 9.30 Uhr und ist gegen 12 Uhr
beendet. Die maximale Verdeckung der Sonnenscheibe tritt ungefähr zwischen 10.30
und 10.50 Uhr ein.
In Hamburg dauert die Finsternis beispielsweise von 9.37 bis 11.56 Uhr MEZ,
die maximale Bedeckung von 79,3 Prozent ist hier um 10.45 Uhr erreicht. In
München dauert die Finsternis von 9.31 Uhr bis 11.51 Uhr, mit der maximalen
Bedeckung von 67,7 Prozent um 10.39 Uhr. In Berlin ist die Finsternis zwischen
9.39 und 11.58 Uhr zu beobachten, die maximale Bedeckung von 74,2 Prozent ist um
10.47 Uhr MEZ erreicht.
Damit es eine Sonnenfinsternis geben kann, müssen Mond, Erde und Sonne in
einer ganz bestimmten Position zueinander stehen, die es ermöglicht, dass - von
der Erdoberfläche aus betrachtet - die Scheibe des Mondes genau die Sonnenscheibe
verdeckt. Wenn also der Mond - von der Erde aus gesehen - vor der Sonne steht,
handelt es sich um die Neumondposition. Eine Sonnenfinsternis kann es also nur
bei Neumond geben. Eine Mondfinsternis, bei der der Schatten der Erde auf den
Mond fällt, nur bei Vollmond.
Da die Bahn des Mondes um die Erde leicht gegen die Bahn der Erde um die
Sonne geneigt ist, kommt es jedoch nicht bei jedem Vollmond zu einer
Mondfinsternis und auch nicht bei jedem Neumond zu einer Sonnenfinsternis. Schon
die Astronomen im alten Babylon hatten aber bemerkt, dass sich bestimmte
Finsterniskonstellationen nach einer gewissen Zeit wiederholen - und zwar genau
nach 18 Jahren, 11 Tagen und 8 Stunden. Man nennt den sich daraus ergebenden
Zyklus den Saroszyklus.
Jeder einzelne Zyklus besteht aus über 70 Finsternissen und ist zwischen 12
und 13 Jahrhunderte lang. Die aktuelle Finsternis gehört zum Saroszyklus 120,
der aus 71 Sonnenfinsternissen besteht - die erste Finsternis des Zyklus war am
27. Mai 933 zu sehen, die letzte wird am 7. Juli 2195 zu beobachten sein. 26
Finsternisse des Zyklus sind totale Sonnenfinsternisse.
Wer nun am Freitag die Finsternis selbst beobachten möchte, dem sei noch
dringend geraten, sich eine Sonnenfinsternis-Brille dafür zu besorgen. Ein
ungeschützter Blick in die Sonne nämlich kann das Augenlicht kosten. Eine
normale Sonnenbrille bietet keinen ausreichenden Schutz. Die
Sonnenfinsternis-Brillen wiederum eignen sich nicht als Vorsätze für Teleskope
oder Ferngläser.
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