Mysteriöse Wolkenstrukturen in der Atmosphäre
von Stefan Deiters astronews.com
17. Februar 2015
Marsforscher rätseln über ein eigenartiges Phänomen, das
wiederholt in der Atmosphäre des Roten Planeten zu beobachten war: Über
der gleichen Region des Mars sind wolkenähnliche Strukturen zu erkennen, die bis in eine Höhe
von 250 Kilometern über der Oberfläche reichen. Bislang ist nicht klar, wie
diese Wolken genau entstehen.
Die eigentümlichen Strukturen in der
Marsatmosphäre,
beobachtet von W. Jaeschke und D. Parker am 21.
März 2012.
Bild: W.
Jaeschke und D. Parker / ESA [Großansicht] |
Im März und April 2012 hatten Amateurastronomen Wissenschaftler auf ein
ungewöhnliches Phänomen in der Marsatmosphäre aufmerksam gemacht: Bei
Beobachtungen zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten konnte über der gleichen
Region des Planeten die Entwicklung von wolkenähnlichen Strukturen in der
Atmosphäre beobachtet werden, die bis in eine Höhe von 250 Kilometern reichten.
"In einer Höhe von 250 Kilometern ist es schon sehr schwer zwischen
Atmosphäre und Weltraum zu unterscheiden, daher haben uns die beobachteten
Wolkenstrukturen sehr überrascht", erklärt Agustin Sanchez-Lavega von der
Universidad
del País Vasco in Spanien. Die eigentümlichen Wolken haben sich innerhalb von
weniger als zehn Stunden über einer Region mit einer Fläche von 1.000 mal 500
Kilometern gebildet und waren über zehn Tage zu sehen. Dabei haben sie ihre
Struktur von Tag zu Tag verändert.
Leider konnte keiner der Sonden, die im Orbit um den Mars kreisen, das
Phänomen aus der Nähe betrachten, weil die jeweiligen Bahnen und die
Beleuchtungsverhältnisse dies nicht erlaubt haben. Allerdings fanden Wissenschaftler
bei der Durchsicht von Archivmaterial des Weltraumteleskops Hubble aus den
Jahren 1995 bis 1999 und von Amateurbeobachtungen aus den Jahren 2001 bis 2014
Hinweise, dass solche Wolken immer wieder einmal zu sehen sind, allerdings
lediglich
bis in eine Höhe von etwa 100 Kilometern.
Nur auf Hubble-Bildern vom 17. Mai 1997 war tatsächlich eine weitere sehr
hohe Wolke zu erkennen, die denen aus dem Jahr 2012 ähnlich ist. Nun versuchen
die Wissenschaftler unter Verwendung dieser Hubble-Beobachtungen und der
Aufnahmen der Amateurastronomen herauszufinden, was für dieses Phänomen in der
Marsatmosphäre verantwortlich ist.
"Eine Idee, die wir diskutiert haben, ist, dass das Phänomen durch eine
reflektierende Wolke aus Wassereis, Kohlendioxideis oder Staubpartikeln
entsteht, doch würde dies außerordentliche Abweichungen von den Standardmodellen
über die atmosphärische Zirkulation bedeuten, mit denen normalerweise die
Entstehung von Wolken in dieser Höhe erklärt wird", so Agustin.
"Eine andere Idee ist, dass sie mit Polarlichtern in Verbindung stehen",
berichtet Antonio Garcia Munoz, der am European Space Research and Technology
Centre der ESA in den Niederlanden arbeitet. "Tatsächlich hat man schon früher
hier Polarlichter beobachtet, die mit einer bekannten Region auf
der Oberfläche zu tun haben, in der es eine große Anomalie im Magnetfeld der Kruste
gibt."
Die Forscher hoffen mithilfe weiterer Daten, wie sie etwa der ExoMars Trace
Gas Orbiter liefern könnte, der im kommenden Jahr gestartet werden soll, hinter
das Geheimnis der mysteriösen Marswolken zu kommen. Über den aktuellen Stand der
Untersuchungen berichten die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift
Nature.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten |
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