Ein alter Stern mit fünf Planeten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
28. Januar 2015
Astronomen haben um den Stern Kepler-444 fünf extrasolare
Planeten entdeckt, deren Größe mit der der Erde vergleichbar ist. Ihr
Zentralstern ist allerdings doppelt so alt, wie unser Sonnensystem. Die
Wissenschaftler werten dies als Hinweis darauf, dass sich bereits schon im
jungen Universum erdgroße Planeten gebildet haben könnten.
Fünf Planeten, deren Größen vergleichbar sind
mit der der Erde, umkreisen den Stern Kepler-444
im Sternbild Leier.
Bild: Tiago Campante / Peter Devine [Großansicht] |
Ein Forscherteam unter Leitung von Astronomen der Universität Birmingham hat
jetzt das älteste bisher bekannte Sonnensystem entdeckt, das Planeten von
erdähnlicher Größe enthält. Gleich fünf solcher vergleichsweise kleinen Planeten
umkreisen den Stern Kepler-444, der etwa vor 11,2 Milliarden Jahren entstanden
ist.
Der Fund gelang durch die Analyse von Daten des Weltraumteleskops
Kepler. Die Entdeckung legt nahe, dass lebensfreundliche Welten bereits
früher im Universum existiert haben könnten als bisher gedacht. Zu der Studie
haben auch Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung
(MPS) und der Universität Göttingen maßgeblich beigetragen.
Wie eine weit entfernte Ausgabe unseres eigenen inneren Sonnensystems mutet
das Planetensystem um den Stern Kepler-444 an: Zwar kreisen dort im Sternbild
Leier nicht vier, sondern fünf kleine Planeten um ihr Zentralgestirn; ihre
Größen liegen jedoch alle zwischen denen von Merkur und Venus.
Diese fünf extrasolaren Planeten umrunden ihren Stern in weniger als zehn
Tagen und dementsprechend in einem Abstand von weniger als einem Zehntel der
Entfernung zwischen Erde und Sonne. Überraschend ist vor allem das Alter des
neuentdeckten Planetensystems: Mit 11,2 Milliarden Jahren ist es fast
zweieinhalb Mal so alt wie unser Sonnensystem. Bisher ist kein anderes System
vergleichbaren Alters bekannt, das Planeten von erdähnlicher Größe besitzt.
Für ihre Studie nutzte das Forscherteam die Methoden der Asteroseismologie:
Mit Hilfe des Weltraumteleskops Kepler beobachteten sie die natürlichen
Resonanzen des Sterns Kepler-444. Diese werden von Schallwellen erzeugt, die im
Stern gefangen sind und ihn zum Schwingen bringen. "Die Schwingungen verursachen
winzige Helligkeitsschwankungen in dem Licht, das der Stern ins All strahlt",
erklärt Dr. Saskia Hekker, die Leiterin der Max-Planck-Forschergruppe "Das Alter
von Sternen und galaktische Evolution" am MPS. "Ihnen können wir Durchmesser,
Masse und Alter des Sterns entnehmen."
Die Exoplaneten wurden in einem zweiten Schritt aufgespürt. Wenn ein
Exoplanet auf seiner Umlaufbahn aus Sicht des Weltraumteleskops vor seinem Stern
entlangläuft, verdeckt er ihn zum Teil und dämpft sein Licht. Daraus lässt sich
das Größenverhältnis von Planet und Stern berechnen. Über einen Zeitraum von
vier Jahren richtete das Weltraumteleskop Kepler, das seit 2009 aus
einer Umlaufbahn um die Sonne nach Exoplaneten sucht, immer wieder seinen Blick
auf den nach ihm benannten Stern mit der Nummer 444.
"Um die schwachen Schwingungen des Sterns und die winzigen Planeten
aufzuspüren, sind lange und ununterbrochene Beobachtungszeiten notwendig. Nur
die hochqualitativen Daten, welche die Kepler-Mission liefert, machen
dies möglich", ergänzt Dr. Timothy White von der Universität Göttingen. "Die
neue Entdeckung hat weitreichende Folgen für unser heutiges Bild des
Universums", unterstreicht Dr. Tiago Campante von der University of Birmingham,
der die Studie leitete.
Sie würde nämlich zeigen, dass während des Großteils der etwa 13,8 Milliarden
Jahre währenden Geschichte des Universums Planeten von erdähnlicher Größe
entstanden sind. "Wir halten es deshalb für denkbar, dass auch in den frühen
Phasen des Universums lebensfreundliche Welten existiert haben könnten", so
Hekker.
Über ihre Entdeckung berichten die Astronomen jetzt in einem Fachartikel der
in der Zeitschrift Astrophysical Journal erschienen ist.
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