Die heißen blauen Sterne von Messier 47
von Stefan Deiters astronews.com
18. Dezember 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat in dieser Woche eine
neue Aufnahme des offenen Sternhaufens Messier 47 veröffentlicht, der etwa 1.600
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Achterdeck des Schiffs liegt.
Diese junge Ansammlung von Sternen wird von zahlreichen heißen blauen Sonnen
dominiert, doch finden sich hier auch bereits einige Rote Riesen.
Astronomen unterscheiden in der Regel zwei Arten von Sternhaufen: Bei den
sogenannten Kugelsternhaufen handelt es sich um sehr alte Systeme, in denen oft
weit über 100.000 Sterne auf engem Raum um ein gemeinsames Zentrum kreisen.
Kugelsternhaufen gehören mit zu den ältesten Bestandteilen unserer Milchstraße.
Damit unterscheiden sie sich deutlich von den sogenannten offenen
Sternhaufen. Hierbei handelt es sich um vergleichsweise junge Gebilde, die man
oft in Sternentstehungsregionen findet. Astronomen gehen heute davon
aus, dass sich die meisten Sterne - wenn nicht sogar alle - in solchen Haufen
bilden. Im Laufe der Zeit lösen sich diese lockeren Ansammlungen von Sternen
dann auf. Die Sterne verteilen sich, bis an den ursprünglichen Haufen nichts
mehr erinnert.
Der offene Sternhaufen Messier 47, der auf einer gestern von der europäischen
Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme zu sehen ist, liegt rund 1.600
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Achterdeck des Schiffs, lateinisch
Puppis. Der Haufen wurde erstmals vom italienischen Astronomen Giovanni Battista
Hodierna im Jahr 1654 beobachtet, später dann auch - ohne Wissen über die frühere
Entdeckung - von Charles Messier, der den Haufen in seinen berühmten Katalog
aufnahm.
Zwar ist Messier 47 ein sehr helles Objekt, doch zählt der Haufen zu den am
"dünnsten besiedelten" offenen Sternhaufen überhaupt: In einer etwa zwölf
Lichtjahre durchmessenden Region finden sich in Messier 47 gerade einmal rund 50
Sterne - bei anderen offenen Sternhaufen können es Tausende sein.
Lange Zeit galt Messier 47 als "verschollen". Messier hatte nämlich für seine
Entdeckung die falschen Koordinaten notiert. Der Haufen wurden daher noch einmal
entdeckt und unter der Katalogbezeichnung NGC 2422 geführt. Erst der kanadische
Astronom T. F. Morris konnte 1959 endgültig aufklären, dass es sich bei Messier
47 und NGC 2422 um ein und denselben Haufen handelt.
Die Farbe der Sterne auf dem Bild verrät auch etwas über ihre Temperatur:
Bläulich-weiße Sterne sind heiße Sonnen, während kühlere Sterne eher rötlich
erscheinen. Auch solche sind auf der Aufnahme zu erkennen: Sie befinden sich
bereits in einer späteren Phase ihrer Entwicklung und sind zu Roten Riesen
geworden. Sie dürften zum Zeitpunkt ihrer Entstehung massereicher gewesen sein,
als die noch jetzt hell bläulich leuchtenden Sterne und haben sich daher
schneller entwickelt.
Massereiche Sterne gehen nämlich sehr viel verschwenderischer mit ihrem Brennstoff um
und sind daher deutlich kurzlebiger als masseärmere Sonnen. In Sternhaufen, in
denen alle Sterne in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, lassen sich daher
ganz verschiedene Entwicklungsphasen beobachten: Während sich die massereichsten
Vertreter schon ihrem - oft explosiven - Ende nähern, haben die masseärmsten
Haufenmitglieder gerade einmal damit begonnen, ruhig und gemächlich Wasserstoff
zu Helium zu fusionieren.
Ganz in der Nähe von Messier 47 findet sich mit Messier 46 ein weiterer
Sternhaufen am Himmel. Dieser ist mit 5.500 Lichtjahren allerdings deutlich
weiter entfernt und erscheint daher - obwohl er aus mindestens 500 Sternen
besteht - wesentlich lichtschwächer. Messier 46 ist zudem mit etwa 300 Millionen
Jahren älter als Messier 47, der es auf gerade einmal 78 Millionen
Jahre bringt.
Die Aufnahme basiert auf Daten, die mit dem Wide Field Imager am
MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop des La-Silla-Observatoriums der ESO gesammelt wurden.
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