Geminiden, Jupiter und Winteranfang
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2014
Wer trotz der Weihnachtsmärkte und der hellen
Weihnachtsbeleuchtung noch einen dunklen Platz und etwas Zeit findet, um an den
nächtlichen Himmel zu blicken, wird mit einer Vielfalt an Sternen und Planeten
belohnt: Dominierend ist dabei der Gasriese Jupiter, doch auch Venus, Mars und
Saturn lassen sich ausmachen. In der Monatsmitte erreichen die Geminiden ihr
Maximum.

Blick nach Osten am Abend des 11. Dezember. Zum Mond gesellt sich der Jupiter.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Der Dezember gilt, anders als der November, nicht als "dunkler" Monat. Das
liegt aber nicht daran, dass die Nächte etwa in diesem Monat kürzer sind als im
November, sondern wohl vor allem an dem Glanz der weihnachtlichen Lichter, die
die Dunkelheit irgendwie angenehmer machen. Und auch die tieferen Temperaturen
lassen sich bei einem Glühwein oft viel besser ertragen.
Wer die Lichter der Stadt und die Weihnachtsmärkte verlässt, wird bei einem
Blick nach oben mit einem faszinierenden Sternenhimmel belohnt: Inzwischen
dominieren die Sternbilder des Winters den Nachthimmel: Schaut man Mitte
Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann man etwa das
sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für den Mittag des 14. Dezembers erwartet, ist also bei uns nicht
zu beobachten. Am Abend des 14. Dezember dürfte man somit die besten
Beobachtungschancen haben. Auch in der Nacht davor, hier vor allem in der
zweiten Nachthälfte, kann man sein Glück versuchen. Im Maximum werden mehr als 100 Sternschnuppen pro Stunde
erwartet. Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 22.
auf den 23. Dezember gegen Mitternacht erwartet.
Auch die Planeten des Sonnensystems bieten uns im Dezember einiges:
Unbestrittener Hauptdarsteller am Himmel ist der Planet Jupiter.
Er erreicht nämlich Anfang Februar seine Oppositionsstellung zur Sonne und ist
damit schon jetzt fast die gesamte Nacht über zu sehen. Der Gasriese steht im
Sternbild Löwe.
Auch die Venus erscheint im letzten Monatsdrittel wieder am
nächtlichen Himmel. Sie ist "Abendstern" und ab kurz vor Weihnachten unmittelbar
nach Sonnenuntergang kurz am Südwesthorizont auszumachen. Auch unser anderer
Nachbar im All, der Mars, ist am Nachthimmel zu sehen,
allerdings nur in den ersten Stunden des Abends. Die meiste Zeit des Monats
befindet er sich im Sternbild Steinbock. Im Laufe des Monats wird auch der
Saturn wieder zu sehen sein: Er taucht am Morgenhimmel vor
Sonnenaufgang auf.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Noch vor
Weihnachten haben wir das "Schlimmste" nämlich schon wieder überstanden: Der
offizielle Winteranfang am 22. Dezember um 0.03 Uhr MEZ
markiert die sogenannte Wintersonnenwende: Die Sonne hat den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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